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Alt 10.04.2008, 16:37   #1
Traumwächterin
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112


Standard Das Hindernis der Menschen

Er stand mitten auf der Straße Richtung Nirgendwo. Hinter ihm lag die verspielt und sanft tobende Unendlichkeit. Der Horizont über ihm spannte sich, riss auseinander, gab die Sicht auf ein unendliches Nichts angefüllt mit dem endlichen Alles frei.
Seine Uhr zeigte Viertel vor Irgendwann an und trotzdem wusste er, dass es an der Zeit war.
Er seufzte; die Luft schmeckte nach Licht und war kalt, in ihr glomm eine Glut, die züngelte und rankte und doch keine Wärme erzeugte.
Seine Haut brannte, weil der Wind so scharf war. Er wusste, warum der Wind so scharf war, denn nur so konnte seine Stimme so durchdringend sein. Die stürmische Luft säuselte und flüsterte, schrie und kreischte, pfiff und seufzte.
Aber er würde nicht hören. Denn sein Gehör brauchte er nicht mehr. Der Weg vor ihm war in all seiner erklärlichen Rätselhaftigkeit zu wichtig. Nichts war wichtiger als der Weg und das Ziel dahinter, das Ziel, das Leben und Tod bedeutet, das Ziel, nachdem wir alle streben und es doch nicht erreichen wollen, das Ziel, das Sinn und Sinnlosigkeit bedeutete. Jenes Ziel, das bedeutete, das Unverständliche zu verstehen, zu wissen, wer wir sind und wer wir nicht sind, zu erkennen, was Wahrheit ist. Alles zu erkennen.
Seine Schritte waren langsam und in ihrer Langsamkeit zu schnell. Er legte den Kopf weit in den Nacken zurück, betrachtete das friedvolle Schlachtfeld, das ohne Ton und ohne Bedeutung um ihn herum wütete und wallte.
Bald hätte er das Ende dieses wichtigen Weges erreicht. Es war unerreichbar, ja - aber greifbar. Er war dem Ziel so nahe, so unendlich nahe, dass es schmerzte. Noch ein paar Schritte, ein paar Sekunden. Näher und näher. Mit jedem Körnchen Zeit.
Plötzlich blieb er stehen. Irgendetwas stimmte nicht, etwas Wichtiges. Er hatte etwas vergessen, etwas sehr Wichtiges. An irgendetwas hatte er nicht gedacht. Er rieb sich die Augen, strich sich durch die Haare, seufzte.
Er hatte sein Handy zu Hause liegen gelassen.
Sofort fuhr er herum, verließ den Weg, kehrte nach Hause zurück.

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Ist ein etwas älterer Text von mir, gerade deswegen bin ich sehr gespannt auf mögliche Kommentare :-)
Traumwächterin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2008, 17:32   #2
Terror Incognita
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 392


Standard RE: Das Hindernis der Menschen

Zitat:
Original von Traumwächterin
Er stand mitten auf der Straße Richtung Nirgendwo. Hinter ihm lag die verspielt (und sanft) tobende Unendlichkeit. Der Horizont über ihm spannte sich, riss auseinander, gab die Sicht auf ein unendliches Nichts angefüllt mit dem endlichen Alles frei.
Seine Uhr stand auf Viertel vor Irgendwann (an) und trotzdem wusste er, dass es an der Zeit war.
Er seufzte; die Luft schmeckte nach Licht und war kalt, in ihr glomm (irgend)eine züngelnde Glut, die sich um ihn rankte und doch keine Wärme erzeugte.
Seine Haut brannte, weil der Wind (so scharf war - und wie er) durch seine Kleider fetzte. (Und) Er wusste, warum der Wind so scharf war, denn nur so konnte seine Stimme so durchdringend sein. Er säuselte und flüsterte, schrie und kreischte, pfiff und seufzte.
Aber er würde nicht hören, denn sein Gehör brauchte er nicht mehr. Der Weg vor ihm war in all seiner erklärlichen Rätselhaftigkeit zu wichtig. Nichts war wichtiger als der Weg (-) und das Ziel dahinter, das Ziel, das Leben und Tod bedeutet, das Ziel, nachdem wir alle streben und es doch nicht erreichen wollen, das Ziel, das Sinn und Sinnlosigkeit bedeutete. (...) Jenes Ziel, welches bedeutete, das Unverständliche zu verstehen, zu wissen, wer wir sind und wer wir nicht sind, zu erkennen, was Wahrheit ist. Alles zu erkennen.
Seine Schritte waren langsam und in ihrer Langsamkeit zu schnell. Er legte den Kopf weit in den Nacken zurück, betrachtete das friedvolle Schlachtfeld, welches ohne Ton und ohne Bedeutung um ihn herum wütete und wallte.
Bald hätte er das Ende dieses wichtigen Weges erreicht. Es war unerreichbar, ja - aber greifbar. Er war dem Ziel so nahe, so unendlich nahe, dass es schmerzte. Noch ein paar Schritte, ein paar Sekunden: (...) Näher und näher. (Mit jedem Körnchen Zeit. Näher und Näher -)
Plötzlich blieb er stehen. Irgendetwas stimmte nicht, etwas Wichtiges. Er hatte etwas vergessen, etwas sehr Wichtiges. An irgendetwas hatte er nicht gedacht. Er rieb sich die Augen, strich sich durch die Haare, seufzte.
Er hatte sein Handy zu Hause liegen gelassen.
Sofort fuhr er herum, verließ den Weg und kehrte nach Hause zurück.
Alles eingeklammerte kannst du meiner Meinung nach weglassen, wo etwas fettgedruckt ist habe ich Änderungen vorgenommen, so dass es für mich mehr Sinn ergibt/sich besser liest/mehr gefällt.

Anmerkungen:

Zitat:
Er säuselte und flüsterte, schrie und kreischte, pfiff und seufzte.
Finde ich erstens überladen und zweitens ist mir nicht klar ob du den Wind oder das lyrische Er meinst.

Die drei Pünktchen sind nur selten sinnvoll meiner Meinung nach, meistens wirken sie nicht, so auch hier.

Insgesamt eine doch ganz gut geschriebene Geschichte, in Teilen etwas zu langatmig für das Ende. Eben jenes ist nämlich gar nicht so schlecht.

Was mich noch etwas stört ist der Titel, das Wort "Hindernis" will mir in dem Kontext nicht gefallen. "Menschliche Probleme" wäre wahrscheinlich wieder zu klischeehaft, aber würde mir persönlich eher gefallen.

Gruß,
TI
Terror Incognita ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2008, 18:31   #3
Traumwächterin
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112


huhu Terror :-)

Vielen Dank für deinen Kommentar und deine ausführliches Verbesserungsvorschläge.
Habe an einigen Stellen jetzt korrigiert und zum Beispiel die drei Punkte verschwinden lassen; hast Recht, dass sie etwas deplaziert sind. Habe nur die Asyndetons stehen lassen, du hattest ja manchmal durch Kommate oder Konjunktionen Verbindungen schaffen wollen - das gefiel mir nicht so gut. Die Unverbundenheiten waren ja schon irgendwie gewollt. Aber ansonsten habe ich, glaube ich, fast alles geändert.

Zu dem Titel ... ich muss sagen, er gefällt mir selbst nicht besonders gut, aber inhaltlich finde ich passt er am besten. Es geht ja tatsächlich um das, was die Menschen daran hindert, ihrer Welt mehr Sinn abzuringen, das Hindernis, was den Menschen mit seiner Technologie auch oft von der Natur trennt. Deswegen finde ich persönlich eigentlich das Wort "Hindernis" passend. Ein Problem ist es auch, aber die menschlichen Probleme wären ja wesentlich weitgreifender als in dieser Geschichte geschildert, oder nicht? ...

liebe Grüße
Traumi
Traumwächterin ist offline   Mit Zitat antworten
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