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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 03.01.2011, 12:38   #1
männlich Fridolin
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026

Standard Aus dem Handbuch der Heiterkeit

Es drückt auf Stimmung und Gemüt
so mancherlei, was oft geschieht
anstelle des erhofften Glücks.
Schnell macht sich dann der Missmut breit,
man nährt ihn noch mit Bitterkeit
und flucht der Tücke des Geschicks.

Wer kann die Fassung auch behalten,
wenn dauernd Widrigkeiten walten,
man fühlt sich ständig eingeseift.
Doch dreht das Lebensrad sich leicht,
wenn erst der eigne Unmut weicht
und Frohsinn in die Speichen greift.

Denn schnell wird Ärger abgebaut,
wenn Fröhlichkeit den Himmel blaut,
wie Balsam durch die Seele ziehts.
Die Heiterkeit erquickt wie Schlaf,
macht böse Nerven wieder brav
und heilt die Schrammen des Gemüts.

Fridolin
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Alt 03.01.2011, 12:43   #2
Thing
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Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Fridolin!

Wie optimistisch!
Nichts für Pessimisten und Hypochonder.
Aber gerade Du verstehst es, mit Deinen Gedichten gute Laune zu verbreiten.
Wie schön!


Thing
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Alt 03.01.2011, 12:46   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.100

Lieber Fridolin,

das ist genau die richtige Motivation zum Jahresbeginn.

Gerne gelesen.

LG
Ilka-M.
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Alt 04.01.2011, 10:50   #4
männlich Fridolin
 
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Beiträge: 1.026

Hallo Ilka und Thing,

es freut mich, dass euch meine Reimerei gefällt.

Dazu habe ich eine Frage, wie ihr das seht:

Eine Leserin hat mir geschrieben, dass sie sich bei meinen Gedichten häufig an den Zeilen stört, die mit "und" beginnen, wie in dieser Passage:

wenn erst der eigne Unmut weicht
und Frohsinn in die Speichen greift.

Ich frage: Ist die Konjunktion "und" stilwidrig? Ich entdecke sie auch bei anderen Autoren; bei Erich Kästner, einem meiner Lieblingsautoren, stehen viele "und" am Zeilenanfang; ebenso in einigen Gedichten von Oskar Loerke, von dem ich die sehr empfehlenswerte neuerschienene Gesamtausgabe habe.

Liebe Grüße
Fridolin
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Alt 04.01.2011, 13:17   #5
weiblich Ilka-Maria
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Nein, Fridolin, das ist nicht stilwidrig, sondern sogar stilbildend, solange es nicht inflationär oder alleine für "metrische Tricks" mißbraucht wird. Die Konjunktion "und" ist sinnvoll, zumindest aber akzeptabel, wenn z.B. Sätze so inhaltsverwandt oder inhaltsergänzend sind, daß sie einer Aufzählung gleichen, oder wenn durch das Aneinanderreihen von "und ... und" Tempo erzeugt werden soll. Man kennt das von den Fragen kleiner Kinder, wenn sie etwas brennend interessiert:

"Und wenn der Wärter den Hering in das Becken geworfen hat, und wenn der Seelöwe den Hering rausgefischt hat und auf die Klippe zurückgesprungen ist, und wenn er dann den Fisch runtergeschluckt hat ... klatscht er dann wieder mit den Flossen wie vorhin?"

Nee, laß mal Fridolin, jedem wirst Du es sowieso nicht recht machen können.

LG
Ilka-M.
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Alt 04.01.2011, 13:32   #6
Thing
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Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Fridolin!

Ich schließe mich Ilka-Maria an.
Selbst "inflationär" kann das und sehr lapidar wirken.
Mir wurde das und ebenfalls von einer dichterischen "Koryphaee" vorgeworfen. Daraufhin hab ich ein uraltes Gedicht rausgesucht, dessen Zeilen fast durchgängig mit und begannen.
Und siehe:
Es wurde nicht zerrissen!

Thing


Ein Beispiel für unangebrachte "und"s:

Sie sah seine Lippen und sehnte sich nach ihnen und fühlte innere Flammen und versuchte, sie zu verstecken und floh aus dem Zimmer....


In diesem Stil gebrauchte Hedwig Fourths-Mahler das "und".
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Alt 04.01.2011, 23:19   #7
männlich Ex-Schamanski
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Dabei seit: 12/2010
Beiträge: 2.884

Gegen "und" am Zeilenanfang ist nicht das Geringste einzuwenden.

Vergleiche Hugo von Hofmannsthal:


Ballade des äußeren Lebens

Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,
Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,
Und alle Menschen gehen ihre Wege.

Und süße Früchte werden aus den herben
Und fallen nachts wie tote Vögel nieder
Und liegen wenig Tage und verderben.

Und immer weht der Wind, und immer wieder
Vernehmen wir und reden viele Worte
Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.

Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte
Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,
Und drohende, und totenhaft verdorrte...

Wozu sind diese aufgebaut? und gleichen
Einander nie? und sind unzählig viele?
Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?

Was frommt das alles uns und diese Spiele,
Die wir doch groß und ewig einsam sind
Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?

Was frommts, dergleichen viel gesehen haben?
Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,
Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt

Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.

---



Gleich elfmal und. Na und?
Ex-Schamanski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2011, 16:27   #8
männlich Fridolin
 
Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 1.026

Hallo Scharmansky,

danke für den Hugo.

LG Fridolin
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Alt 14.03.2017, 13:58   #9
Thing
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Standard Frische Luft

in die Stuben!
Bei diesem Wetter lacht nicht nur die Sonne!
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