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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 26.07.2007, 21:20   #1
Blue_Sunshine
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 17

Standard Enge

Hi Leute,

ich bin neu hier im Forum und das ist das erste Gedicht, das ich poste. Würde mich über konstruktive Kritik freuen


Enge


Keine Luft,
kein Sauerstoff,
kann nicht atmen.

Einst glücklich,
einst froh
ersticke ich nun
an der Quelle
meines Glücks.

Zu viel des Guten
sprudelt auf mich zu
schließt mich ein
in unsterblicher
Enge.

Deine Liebe,
einst maßvoll,
einst gut,
entreißt mich all
meines Lebens.

Habe keine Kraft
mich zu befreien.
In deinen liebenden Armen
ersticke ich voll Qual.
Blue_Sunshine ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.07.2007, 22:34   #2
jule
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 378

Hi,

konstruktive Kritik kriegst du gerne. Ich gehe mal Strophe für Strophe vor:

Zitat:
Keine Luft,
kein Sauerstoff,
kann nicht atmen.
Mir ist die Strophe zu eintönig und zu wiederholend. Zwischen Vers 1 und 2 besteht absolut kein Unterschied, bis auf den chemikalischen, dass Sauerstoff nur zu einem gewissen prozentualen Anteil in der Luft enthalten ist. Dass man ohne Luft/Sauerstoff nicht atmen kann, ist bewusst. Somit folgt, dass eine der drei Verse den gleichen Inhalt erzeugen kann. Schon hier würde ich also mit dem Streichen anfangen.


Zitat:
Einst glücklich,
einst froh
ersticke ich nun
an der Quelle
meines Glücks.
Hier wieder die Wiederholung zwei das Gleiche aussagender Zustände. Und "ersticke ich nun" ist auch nur eine Dopplung zu in der ersten Strophe erwähntem. Dazu noch Glück gedoppelt.
Immerhin versuchst du dich hier endlich an einer Metapher (wenn sie auch abgegriffen ist) - Quelle.
Dennoch, bisher würde ich die ersten zwei Strophen auf ein Minimum zusammenkürzen, denn zu viele Wiederholungen langweilen mehr, als dass sie Sinn ergeben und ein Gedicht voran bringen.


Zitat:
Zu viel des Guten
sprudelt auf mich zu
schließt mich ein
in unsterblicher
Enge.
Hier leider wieder die schon erwähnte Enge. Wieso verteilst du das auf so viele Strophen? Einmal gehört, reicht es doch und es vergrößert die Möglichkeiten, die man in Gedichten hat.
Immerhin gehst du auf die Quelle mit "sprudelt" ein. Die Metapher solltest du mehr hervorheben, so geht sie leider eher unter.


Zitat:
Deine Liebe,
einst maßvoll,
einst gut,
entreißt mich all
meines Lebens.
Schon wieder zwei mal "einst"? Och bitte nicht. Leider machtest du den Inhalt dieser Strophe auch schon in den vorigen klar. Unvorteilhaft ist es außerdem, das Wort "Liebe" in diesem Zusammenhang noch zu verwenden, da es ein sehr abgegriffenes Wort ist, das leicht in den Kitsch übergeht.


Zitat:
Habe keine Kraft
mich zu befreien.
In deinen liebenden Armen
ersticke ich voll Qual.
Leider kein unerwartetes Ende. Aber die wohl noch am interessantesten geschriebene Strophe.

Noch kurz zum Titel: Leider auch nicht sehr innovativ.

Insgesamt würde ich alle Wiederholungen rausstreichen und versuchen, das Gedicht auf kürzerer Ebene zu schreiben und zu gestalten, dazu noch ein paar Metaphern einfügen. Das Thema ist zwar schon sehr oft verwendet, aber anfangs schreibt wohl jeder einmal so etwas, deswegen sollte man trotzdem versuchen, es möglichst anregend zu gestalten, denn so macht es keinen Spaß, es zu lesen, zumal lyrischer Anspruch fast komplett fehlt.

Ich bin gespannt.

Lieben Gruß,
Jule
jule ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2007, 11:03   #3
Blue_Sunshine
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 17

Hi Jule,

danke für deine Kritik. Wie ich sehe hast du dir sehr viel Mühe gegeben, und das ist echt nett von dir.

Leider stimme ich dir nicht bei allen Kritikpunkten zu.

Ich gebe dir recht, dass der "lyrische Anspruch" fehlt. All meine anderen Gedichte enthalten einen tieferen Sinn, den man erst noch enschlüsseln muss. Naja und dieses Gedicht war sozusagen ein Experiment.

Ziel des Experiments: Beim Leser selbst ein Gefühl der Enge zu erzeugen, wenn er es liest. Dementsprechend war es notwendig, die Motive der Enge und des Erstickens oft zu wiederholen. Ich habe schon von einigen gehört, dass sie diese Enge empfunden haben. Man muss sich hat dafür öffnen.

Wiederholungen sind in Gedichten auch gar nicht schlimm. Ich habe das Gefühl, du hast mein Gedicht wie ein Prosawerk betrachtet. Da müsste man Wiederholungen natürlich streichen. In meinem Gedicht wäre das fatal. Denn die Wiederholungen haben ja auch noch einen zweiten Sinn: Sie drücken die Monotonie in der beschriebenen Beziehung aus.

Zu guter Letzt will ich noch sagen, dass Gedichte etwas höchst subjektives sind und konstruktiver Kritik sich meiner Meinung nach hauptsächlich über Metrum, evtl. Reime und Aufbau der Strophen/ des Gedichts äußern lässt.

Alle andere Kritik, z.B. am Inhalt, ist meiner Meinung nach nur Ausdruck der eigenen Meinung und nicht unbedingt konstruktiv, da der Kritiker möglicher Weise die Absicht des Dichters nicht erkennt.

Trotzdem danke,

Blue_Sunshine
Blue_Sunshine ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2007, 11:07   #4
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Mir gefällt das Gedicht. Es liest sich flüssig und ist insgesamt stimmig.
Gelungen finde ich z.B., dass die Form optisch mit dem Inhalt korrespondiert - durch die kurzen Zeilen entsteht visuell der Eindruck der "Enge".

Mir gefällt nur an der Stelle:

in unsterblicher
Enge.

Das Wort "unsterblich" nicht so ganz. Mir fällt aber auch spontan kein besseres ein...
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2007, 11:11   #5
Blue_Sunshine
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 17

Hi Arno,

ja, ich habe die Verse absichtlich so kurz gemacht, um die Enge sichtbar zu machen.

Bei dem Wort "unsterblich" habe ich selbst so meine Zweifel, mir ist aber auch kein besseres eingefallen

Blue_Sunshine
Blue_Sunshine ist offline   Mit Zitat antworten
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