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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 23.02.2014, 11:44   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Astronomische Eitelkeit

Er dachte, mit banaler List
könnt er die Kirchenleute täuschen,
den Weg mal hier, mal da erleuchten,
wenn er ihn in Diskursen misst.

Doch war der Klerus selbst gelehrt
und kannte bestens neustes Wissen
und hatte selbst durch's Rohr beflissen
gesehen, was das Aug' begehrt.

Doch Sehen ist längst kein Beweis,
noch nicht mit Formeln zu belegen,
wie Himmelskörper sich bewegen,
obwohl Kopernikus es weiß.

Der hielt wohlweislich sich bedeckt
und schloss sein Wissen in die Truhe,
um weiterhin mit Fleiss und Ruhe
zu arbeiten an dem Projekt.

Der Mann aus Pisa nahm es wahr,
doch konnt‘ er nicht mehr an sich halten:
„Seht durch mein Fernrohr die Gewalten …!“
Was noch nicht zu beweisen war.

Dann wähnte er sich in Gefahr
und eilte ohne Zwang und Nöten
des Niklas Lehre abzuflöten,
zu widerlegen sie sogar!

Drauf kam er unter Hausarrest
als Opfer seiner Großmannssüchte.
Er hätte pflücken können Früchte,
hätt‘ er sich nicht zu hoch geschätzt.

23. Februar 2014
by Ilka-Maria
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Alt 23.02.2014, 12:59   #2
Thing
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Eine sehr gekonnte Gegenüberstellung!
Kopernikus wußte, warum er Vorsicht walten ließ, stand doch seine Mutter beinahe als Hexe vor Gericht.
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Alt 23.02.2014, 13:03   #3
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Eine sehr gekonnte Gegenüberstellung!
Kopernikus wußte, warum er Vorsicht walten ließ, stand doch seine Mutter beinahe als Hexe vor Gericht.
Ich meine mich zu erinnern, dass es Keppler war, der seine Mutter rausriss.

Aber egal. Die großen Leistungen jener Zeit gehen auf Brahe, Keppler und Koperinikus zurück.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2014, 13:49   #4
weiblich Schreibfan
 
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Hi!

Ja, das mit der Mutter war devinitiv Keppler.

Aber zu deinem Gedicht: Ich finds sehr gelungen. In klarer Sprache und gut gereimt erzählst du da ein Stück Weltgeschichte.
Gruß, Schreibfan
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Alt 23.02.2014, 14:35   #5
gummibaum
 
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Den Galileo kleingeschrieben. Gut, wenn die Relationen jetzt stimmen. Ich halte mich raus.

Zwei Verse finde ich suboptimal:

wenn er ihn in Diskursen misst. (wenn er Diskurse wählt und misst)

und eilte ohne Zwang und Nöten (er eilte, keineswegs in Nöten,)(und ließ sich ohne Zwang betören/des N. Lehre abzuschwören).

Gern gelesen
gummibaum
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Alt 23.02.2014, 15:05   #6
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Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
und eilte ohne Zwang und Nöten (er eilte, keineswegs in Nöten,)(und ließ sich ohne Zwang betören/des N. Lehre abzuschwören).
Sinngemäß ginge diese Variante, denn GG stand tatsächlich nicht unter Zwang. Er wäre mit seinen Discorsi unbehelligt durchgekommen, wenn er nicht selbst den Prozess weiterbetrieben hätte. Letzten Endes hatte es, und eben ohne Not, dazu geführt, dass er sich erbot, die Lehre des Kopernikus, die er eigentlich für richtig hielt, zu widerlegen. Das ist für mich mehr als nur ein Abschwören. Es ist Verrat an sich selbst und an dem, was die Gelehrten der Kirche ohnehin schon längst als richtig angenommen hatten und die sich deshalb verhöhnt fühlten. Deshalb das Wort "abzuflöten" im Sinne von "singen" oder "jemanden verpfeifen". Ist vielleicht weit hergeholt, aber diese von den Kirchenleuten gar nicht verlangte Unterwerfung war mir mehr wert als nur ein "na ja, dann sage ich mich mal einfach von dieser Theorie los".

GG war kein starker Charakter und ist in unserer Zeit mehr zu einer berüchtigten als zu einer berühmten Figur geworden, nicht zuletzt durch Brecht, der sie für die Idee des Sozialismus mißbrauchte.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2014, 15:45   #7
gummibaum
 
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Das "abzuflöten" hat mich nicht gestört, sondern der Dat. Pl. "Nöten".
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2014, 15:52   #8
weiblich Ilka-Maria
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Ach so.

Für mich lautet die Frage: "... ganz ohne wessen ..."

Ich behalte es einfach mal im Auge.
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Alt 23.02.2014, 17:20   #9
männlich Ex Pedroburla
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Krittler.

Wenn ich die Krittler und die Nörgler hör’
In ihrer Schwatzsucht hohlem Elemente:
Sie schreiben besser als der Redakteur,
Sie reden schöner als der Referente. –
Sie denken tiefer als der Philosoph,

Sie sind auch gründlicher wie er und kecker –
Sie finden: Da fehlt noch ein Apostroph –
Und zählen gleich sich unter die Entdecker. –

von Heinrich Kämpchen
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2014, 20:40   #10
Thing
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Standard Hallo, Ilka-Maria -

Zitat:
und eilte ohne Zwang und Nöten
Und eilte ohne Angst vor Nöten
ist zwar auch nicht ideal, aber grammatikalisch in Ordnung.


LG
Thing
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