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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 24.01.2020, 15:11   #1
männlich Walther
 
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Standard Sie schwieg

Sie schwieg

Die Zeit war lau. Sie tönte nicht. Sie schwieg.
Das Bett: Du lagst da aufgedeckt und rank
Und schlank. Die Liebe war so elend, Krieg
War sie, und alt, so schmerzlich alt – und krank.

Ich warf die Blicke über dich, ein Netz,
Das dich umfing und mich mit dir verband.
Es gab ja nichts, kein Recht und kein Gesetz:
Die Liebe hatte Augenblicke – nicht Bestand.

Du dehntest dich, ich sah dein schönes Ohr
Durchs Haar hindurch, die Stirn, den roten Mund;
Die Augen nicht, in die ich mich verlor:
Da war die Zeit noch hell – und klar! Und bunt!

Wir ruhten still in diesem kahlen Raum.
Er war geträumt – es war kein schöner Traum.
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Alt 24.01.2020, 15:40   #2
männlich Eisenvorhang
 
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Ist der rote Mund nicht wie die dunkle Nacht oder die gelbe Sonne?

... den warmen Mund - wobei ein Mund ja auch von Natur aus warm ist.
Ah, man könnte aber "den kalten Mund" schreiben; wahrlich kein schöner Traum. Auch könnte der Mund leer sein, wenn ihn keine Worte füllen, weil sie schwieg.

vlg

EV
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Alt 24.01.2020, 15:54   #3
männlich Walther
 
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ist der rote Mund nicht wie die dunkle Nacht oder die gelbe Sonne?

... den warmen Mund - wobei ein Mund ja auch von Natur aus warm ist.

vlg

EV
Hi EV, danke fürs reinlesen. ich verstehe deine frage nicht, zumal es durchaus einen fahlen, einen blauen und einen ungeschminkten mund gibt. und das eine stehende metapher ist. lg W.
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Alt 24.01.2020, 15:56   #4
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
fahlen, einen blauen und einen ungeschminkten mund gibt. und das eine stehende metapher ist. lg W.
Blau ist er nur, wenn das LI zyanotisch wäre, ungeschminkt wären die Lippen trotzdem rot und fahl heißt nicht farblos. Das alles geht aus den Strophen nicht hervor.

Daher würde ich den kalten Mund bevorzugen...

Aber jeder denkt sich ein Gedicht auf seine Weise.

Davon ab gefällt mir das Gedicht und ich wagte es zu kommentieren. (Verzeih)

vlg

EV
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Alt 24.01.2020, 15:57   #5
männlich Walther
 
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Blau ist er nur, wenn das LI zyanotisch wäre, ungeschminkt wären die Lippen trotzdem rot und fahl heißt nicht farblos. Das alles geht aus den Strophen nicht hervor.
hi EV, das braucht es auch nicht. lg W.
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Alt 24.01.2020, 16:02   #6
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
und das eine stehende metapher ist. lg W.
Der rote Mund ist eine Redewendung?
Hm...

PS: Ah, jetzt verstehe ich den festen Zusammenhang zum roten Mund.
Für mich trotzdem verschenkte Silben.

vlg!

EV
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Alt 24.01.2020, 16:27   #7
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen

... den warmen Mund - wobei ein Mund ja auch von Natur aus warm ist.
nicht bei einer toten
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.01.2020, 16:31   #8
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
nicht bei einer toten
Genau deswegen verwirrt mich das Rot, Ralfchen.
Warm schloss ich aus, und dachte mir kalt / leer -
in meiner Lesart jedenfalls.

Ist ja auch keine Kritik, ich hinterfrage das ja nur, um durchzusteigen.
Auch wenn Rot die Farbe der Liebe ist (Was der einzige Punkt wäre, der passen würde), so ist sie auch die Farbe des Lebens und des Blutes.
Was einer toten Person nicht entspräche.
Aber da war die Welt auch noch bunt und somit einiges am Leben. Somit war es rot und warm zugleich (Und hier keimt meine Verwirrung)

vlg

EV
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Alt 24.01.2020, 16:39   #9
männlich Walther
 
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Genau deswegen verwirrt mich das Rot, Ralfchen.
Warm schloss ich aus, und dachte mir kalt / leer -
in meiner Lesart jedenfalls.

Ist ja auch keine Kritik, ich hinterfrage das ja nur, um durchzusteigen.
Auch wenn Rot die Farbe der Liebe ist (Was der einzige Punkt wäre, der passen würde), so ist sie auch die Farbe des Lebens und des Blutes.
Was einer toten Person nicht entspräche.
Aber da war die Welt auch noch bunt und somit einiges am Leben. Somit war es rot und warm zugleich (Und hier keimt meine Verwirrung)

vlg

EV
Hi EV,
den text habe ich ziemlich durchgearbeitet, bevor ich das sonnet online gestellt habe. ich sehe nicht, daß der platz verschwendet wäre - denn von tod spricht im sonnet keiner - allenfalls von dem der liebe.
danke fürs reinlesen. auch an ralfchen.
lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.01.2020, 16:48   #10
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
allenfalls von dem der liebe.
Also doch, die Liebe kam abhanden und nicht die Person.
Ich wollte nicht sagen, dass der Platz generell verschwendet sei.
Für mich sind Münder immer rot und ein Zeichen Liebe. Aber du dichtest halt auch anders als ich... Ich würde die Metapher so nicht verwenden, was nicht bedeutet, dass dein Werk schlechter ist oder diese Stelle im Vers etwas zu kritisieren wünscht. Ich fragte nur, weil ich mir einen Kopp mache.

Hier erfolgt ein Erinnerungsbogen von Grau ("Da war die Zeit ...) zu hell, klar und bunt und der rote Mund funktioniert in dem Fall, wenn die Liebe abhanden kam.

Von daher passts.
Mir gefällt das Gedicht sehr.

vlg

EV
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Alt 25.01.2020, 12:58   #11
männlich Walther
 
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Hi EV,
jeder poet hat seine eigene bildersprache, seine eigene melodie. das ist gut so. ich finde, die sprache erlaubt eine unendliche zahl poetiken, die gut nebeneinander bestehen können.
danke fürs nachhaken.
lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.01.2020, 15:53   #12
männlich Eisenvorhang
 
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Beiträge: 2.671

Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
das ist gut so. ich finde, die sprache erlaubt eine unendliche zahl poetiken, die gut nebeneinander bestehen können.
Für mich ist vieles nur einfache Dichtung...
Mehr Handwerk, sonst nichts.

Poesie ist für mich wie ein goldener Schmetterling: Extrem selten.
Starb wahrscheinlich mit dem Klimawandel aus...

vlg
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 13:48   #13
männlich Walther
 
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Für mich ist vieles nur einfache Dichtung...
Mehr Handwerk, sonst nichts.

Poesie ist für mich wie ein goldener Schmetterling: Extrem selten.
Starb wahrscheinlich mit dem Klimawandel aus...

vlg
hi EV, der dichter selbst kann eh nicht beurteilen, ob einer seiner texte mehr als handwerk ist. das zu bewerten, bleibt dem leser und dem qualifizierten kritiker vorbehalten. lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2020, 21:05   #14
weiblich Silver
 
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Standard Hallo an Dich,

Walther, mir gefällt die Art, wie Du Dich hier ausdrückst. Sie ist fort, soviel steht fest und schön, nein es war kein schöner Traum.

"Augen, in die ich mich verlor" finde ich sehr schön

LG Silver
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Alt 27.01.2020, 11:28   #15
männlich Walther
 
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Zitat:
Zitat von Silver Beitrag anzeigen
Walther, mir gefällt die Art, wie Du Dich hier ausdrückst. Sie ist fort, soviel steht fest und schön, nein es war kein schöner Traum.

"Augen, in die ich mich verlor" finde ich sehr schön

LG Silver
Hi Silver, danke fürs lesen und die blumen. hat mich sehr gefreut, deine rückmeldung! lg W,
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.01.2020, 16:10   #16
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

der text ist a.u.f.s. ein diskussionsobjekt, weil er zahlreiche interessante metaphern anführt. ein rein blankes lon oder dislob genügt da nicht. ich komme noch im detail daruf zurück.

vlg
r


bold=neo by ralfchen
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