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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 01.05.2020, 23:46   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Brunnen der Wahrheit

Im Dorf steht ein Brunnen aus uraltem Stein,
sein Wasser so schwarz wie die mondlosen Nächte,
der Volksmund erzählt, darin hausten einst Mächte,
die suchten die Bürger mit Wahrheiten heim.

Dem Wasser entging nicht, wer Böses getan,
es rief ihn beim Namen zu Steinbrunnens Rande,
im Widerschein zu entblößen die Schande,
sein Antlitz zu spiegeln als teuflischen Wahn.
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Alt 02.05.2020, 00:15   #2
weiblich Unar die Weise
 
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Ich mag deine sagenhaften Verse, liebe Ilka-Maria.
War eine Sage auch deine Inspirationsquelle?

Gruß zu Mitternachtsstunde
Unar
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Alt 02.05.2020, 00:22   #3
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Unar die Weise Beitrag anzeigen
Ich mag deine sagenhaften Verse, liebe Ilka-Maria.
War eine Sage auch deine Inspirationsquelle?
ja das würde ich auch gerne wissen. ein sehr mystischer text.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2020, 00:24   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Unar die Weise Beitrag anzeigen
War eine Sage auch deine Inspirationsquelle?
Nein, Unar. Wenn es sie geben sollte, ist sie mir nicht bekannt. Es speist sich wohl eher aus den Urbildern, wie wir sie aus Märchen und Sagen kennen. Es sind oft die Elemente und Naturgestalten, die dem Menschen Erkenntnisse nahebringen.

Ich wünsche dir eine gute Nacht.
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Alt 02.05.2020, 00:32   #5
weiblich Unar die Weise
 
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Gibt es eine solche Sage noch nicht, du könntest glaubhaft eine schreiben.
Ich freue mich, dass du auch gern in der Welt der Mythen zu wandeln scheinst.

Dir auch eine zauberhafte Nacht.
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2020, 00:40   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Unar die Weise Beitrag anzeigen
Ich freue mich, dass du auch gern in der Welt der Mythen zu wandeln scheinst.
Ich hatte mal eine Prüfungsarbeit über das Wesen des Volksmärchens am Beispiel von "Schneewittchen" und die "Sieben Raben" geschrieben, zuvor brav meinen Lüthi, Propp, Bettelheim und noch ein paar andere durchgearbeitet, allerdings schon in meiner Kindheit stapelweise Märchen- und Sagenbücher gelesen.
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Alt 03.05.2020, 05:30   #7
weiblich Emilie
 
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Hi Ilka,

ein Thema, welches auch meines ist und ein Thema, welches aus postmoderner Sicht nur wenig Beachtung in der Lyrik findet.
Weswegen mir eine Arbeit über das Thema grundsätzlich goutiert.

Kritik habe ich zur Form und Metrum. Hier stehen unbetonte Auftakte vor einem Daktylus, der, leider Gottes, seine Stringenz verliert, die er aber konsequent benötigt, dabei wäre eine Umstellung sehr leicht, würde man noch etwas feilen. So wirkt die Umsetzung aber sprachlich lieblos, auch wegen der Yoda-Inversion in S2Z3 was mir akute Bauchschmerzen bereitet. Außerdem folgt ein gedoppeltes Infinitiv.

Das sind aber nur kleinere Übel, die sich in zwei Minuten leicht beseitigen ließen: alles in allem mag ich das Gedicht.

Emmie
Emilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2020, 08:19   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Emilie Beitrag anzeigen
... auch wegen der Yoda-Inversion in S2Z3 was mir akute Bauchschmerzen bereitet. Außerdem folgt ein gedoppeltes Infinitiv.
Sehr aufmerksam beobachtet, danke. Du hast völlig recht, mir haben gerade diese beiden Verse tatsächlich Mühe gemacht. In der besagten Zeile ist mir zudem der Daktylus "verrutscht".

Vielleicht komme ich mit etwas zeitlichem Abstand auf eine bessere Lösung. Beim entwerfen des Gedichts (es ist die Lösung zu einer Prüfungsarbeit) hatte ich es bereits zu oft gelesen, was einem irgendwann den Blick vernagelt.
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Alt 03.05.2020, 08:36   #9
weiblich Emilie
 
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Hi Ilka!

Wenn man sich den Kopf zerbricht, zerbrechen auch die Verse!
Etwas Abstand hilft meistens!

Mit Vorschlägen halte ich mich zurück, weil ich persönlich immer finde, dass fremdes Gedankengut in den eigenen Werken nichts zu suchen hat.

Aber vielleicht dient es dir als Inspiration!

im Widerschein brannte die ewige Schande,
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Alt 03.05.2020, 08:59   #10
weiblich Ilka-Maria
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Metrisch perfekt, aber zeitlich passt es nicht. Genau das ist das Problem. Das Wasser ist ja noch im Zustand des Rufens, das Zeigen der Schande ist erst die Absicht, liegt also noch in der Zukunft.

So einfach wollte ich es mir nicht machen.
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Alt 03.05.2020, 09:11   #11
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So?

die Schuld einzufordern, zu lösen die Schande,
sein Antlitz doch strahlt wie der teuflische Wahn.

Trotzdem inversiv, aber entschärft.
Emilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2020, 09:16   #12
weiblich Ilka-Maria
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Wie gesagt: Das passt von der Zeitform her nicht. Wir sind noch bei der Ursache bzw. Absicht, nicht bei der Wirkung "um ... zu".

Im Gegensatz zu deiner Annahme, ich sei "lieblos" mit der Sprache umgegangen, mache ich mir durchaus tiefere Gedanken. Es ist eben nicht leicht, Perfektion zu erreichen, schon gar nicht im Deutschen.

Außerdem ist mir "strahlen" hier zu positiv besetzt, das passt also auch semantisch nicht zum teuflischen Antlitz. Die Hölle ist kein Atomreaktor.
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Alt 03.05.2020, 09:17   #13
weiblich Emilie
 
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Aha.

Naja! Du wirst sicherlich die perfekte Lösung finden.
Luzifer ist ein Teil der Hölle und der Sohn des Lichtes und die List erstrahlt im schönsten Kleid.

Hölle ist nicht gleich Hölle.

Emmie
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Alt 03.05.2020, 09:21   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Emilie Beitrag anzeigen
Luzifer ist ein Teil der Hölle und der Sohn des Lichtes und die List erstrahlt im schönsten Kleid.
Schon ... weiß ich. Schließlich leitet sich mein Vorname auch davon ab und bedeutet "die Stahlende".

Wenn der ganze Körper oder ein Kleid stahlt, heißt das nicht, dass Luzifers Antlitz strahlt, und um das Antlitz geht es hier. Der Vergleich hinkt also.

Außerdem will ich beim Wasser als das handelnde Subjekt des Textes bleiben.

Ich werde weiter darüber nachdenken müssen, noch habe ich dafür genügend Zeit.
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Alt 03.05.2020, 09:52   #15
weiblich Ilka-Maria
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Überarbeitete Fassung (2. Strophe):

Brunnen der Wahrheit

Im Dorf steht ein Brunnen aus uraltem Stein,
sein Wasser so schwarz wie die mondlosen Nächte,
der Volksmund erzählt, darin hausten einst Mächte,
die suchten die Bürger mit Wahrheiten heim.

Dem Wasser entging nicht, wer Böses getan,
es rief ihn beim Namen zu Steinbrunnens Rande,
zu spiegeln des Antlitzes heimliche Schande,
auf ewig gezeichnet von teuflischem Wahn.
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Alt 03.05.2020, 10:07   #16
weiblich Emilie
 
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Das ist besser.
Angenommen ich hätte Ahnung und wäre ein geübter Leser, nur angenommen, dann würden mich die Genetivmetaphern in S2 mehr irritieren als überzeugen; des Infinitivs Redundanz gleichermaßen auch.

Strophe eins wirkt wie aus einem anderen Gedicht.
Das sind nur meine Eindrücke und du bist die Autorin.
Ich habe gesprochen. Ich finde aber... Es geht in die richtige Richtung. Das Metrum sagt ja.

Emmie
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Alt 03.05.2020, 10:13   #17
weiblich Ilka-Maria
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Ich liebe den Genitiv, leider eine aussterbende "Art" (wie auch der Konjunktiv).
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Alt 03.05.2020, 10:20   #18
weiblich Emilie
 
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Wenn du den Genetiv liebst, ergeben sich daraus Präferenzen.
Aus meiner bescheidenen sprachwissenschaftlichen Sicht, gibt es für eine gemeinhin gültige Bevorzugung keine Gründe.

Nur als wohlwollender Hinweis: Das Salz macht die Suppe. Strophe eins und zwei dürfen gern gleich gesalzen sein, sonst wirkt es manieriert.

Ich wünsche gutes Gelingen, gern mehr davon.
Emilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2020, 16:46   #19
weiblich Ilka-Maria
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Hier noch ein Vorschlag, den mir gummibaum geschickt hat:

den Blicken zu spiegeln die heimliche Schande:
ein Antlitz gebrandmarkt von teuflischem Wahn…
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2020, 17:15   #20
weiblich Emilie
 
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Der Vorschlag ist wundervoll!
Emilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2020, 17:48   #21
männlich MiauKuh
 
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Beiträge: 2.246

Hallo Ilka,

das hier:

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Überarbeitete Fassung (2. Strophe):

Brunnen der Wahrheit

Im Dorf steht ein Brunnen aus uraltem Stein,
sein Wasser so schwarz wie die mondlosen Nächte,
der Volksmund erzählt, darin hausten einst Mächte,
die suchten die Bürger mit Wahrheiten heim.

Dem Wasser entging nicht, wer Böses getan,
es rief ihn beim Namen zu Steinbrunnens Rande,
zu spiegeln des Antlitzes heimliche Schande,
auf ewig gezeichnet von teuflischem Wahn.
mit dem Vorschlag von Gummibaum gefiele mir außerordentlich gut.
Ein insgesamt starkes Gedicht. Mystisch, märchenhaft und damit eine verwunschene Stimmung erzeugend. Applaus!

Geändert von MiauKuh (03.05.2020 um 19:43 Uhr)
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
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