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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 29.05.2015, 09:20   #1
männlich Ex-DrKarg
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Standard Verrohung


Verrohung

©Hans Hartmut Karg
2015

Was einst sozial vernetzt gedacht,
Das ist inzwischen oft verroht,
Wo Menschenwürde wird verlacht
Und man Mitmenschentum bedroht.

Man darf ja andrer Meinung sein
Und gegen Überzeugung stimmen,
Doch haut man keinem eine rein,
Bedroht nicht mit dem Allerschlimmen!

Mord, Totschlag wird da formuliert
Und Gossensprech hat Konjunktur.
Gar mancher frönt ganz ungeniert
Der Unkultur als Frohnatur.

Es ist nicht lustig, wenn die Meute
Den Andersdenkenden entehrt
Und ihn begreift als Forumsbeute,
Der man Ruf und Person versehrt.

Vom bloßen Denunziantentum
Bleibt nur ein kleiner Schritt zur Tat.
Wer haut auf einen Dichter ´rum,
Der gibt den Henkern reiche Saat.

Vergesst nie, liebe Dichterfreunde:
Gebrochen ist der Stab gar schnell
Und hinterher man´s nicht schlimm meinte,
Doch scheint die Sonne nicht mehr hell.

*
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Alt 29.05.2015, 17:16   #2
männlich Jeronimo
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Du hast den Hinweis „Ironiegedicht“ wieder vergessen.
Und totschlagen wird dich schon keiner, du bist ja kein Schwarzer aus deinen Gedichten.

Jeronimo
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Alt 29.05.2015, 17:23   #3
männlich Ex-Poesieger
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Dem Himmel sei Dank für deine Güte!

MFG
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Alt 30.05.2015, 06:56   #4
Trembalo
 
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Auf den Punkt gebracht, lieber DrKarg
und - wie ich finde
schön verdichtet.

Liebe Grüße
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Alt 30.05.2015, 07:47   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen


Es ist nicht lustig, wenn die Meute
Den Andersdenkenden entehrt
Und ihn begreift als Forumsbeute,
Der man Ruf und Person versehrt.

Vom bloßen Denunziantentum
Bleibt nur ein kleiner Schritt zur Tat.
Wer haut auf einen Dichter ´rum,
Der gibt den Henkern reiche Saat.

*
Nein, lieber Hans, das ist nicht lustig. Aber wer eine Meinung ausspricht, muss mit Gegenwind rechnen, denn ein und derselben Meinung sind Menschen innerhalb einer Gruppe nie. Von "Meute" zu sprechen, halte ich für übertrieben.

Vor allem muss derjenige auf Prügel gefasst sein, der Themen auf unpopuläre Weise anspricht und damit die Dogmen des Gutmenschentums angreift. Da die meisten Menschen zur Differenzierung ihres Selbst nicht in der Lage sind und schon gar nicht, sich mit den eigenen dunklen Seiten ihres Wesens zu befassen, sondern von sich sagen wollen, ein tadellos guter Mensch zu sein, besteht natürlich schnell Einigkeit, auf den inhumanen Reaktionär gemeinsam und erbarmungslos einzuschlagen. Dazu ist jeder gute Mensch nicht nur verpflichtet, nein, er tut es gerne, weil er damit ein Zeichen setzen kann, dass er wirklich ein guter Mensch ist. Jedes Beweismittel ist willkommen.

Als Denunziantentum kann ich das allerdings nicht durchgehen lassen, denn die Kritik wird offen und unverblümt geäußert. Auch führt schriftlich in einem Forum geübte Kritik nicht zu einer Hinrichtung. Des weiteren stellt sich die Frage, ob der Begriff "Andersdenkende" stimmt. Oft denken die Gutmenschen nämlich gar nicht anders als derjenige, der die Dinge beim Namen nennt; sie sind vielmehr empört darüber, dass dies nicht mit dem notwendigen Euphemismus geschehen ist, mit jenem Schutzmantel, der selbst die schlimmsten Probleme verharmlost.

Dein Gedicht, lieber Hans, ist mir zu viel der Klage. Ich hätte mir mehr Zorn und Trotz gewünscht, auf keinen Fall jedoch den Ton einer Rechtfertigung für die eigene Meinung. Die Wortwahl könnte gewählter sein, um bestimmte Dinge präziser auszudrücken. Bei Deinen Gedichten habe ich immer den Eindruck, dass sie nicht durchdacht, sondern Schnellschüsse sind.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße
Ilka
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Alt 30.05.2015, 08:09   #6
männlich urluberlu
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Liebe IM

Du sagst hier viele kluge Sachen.

Nur eines stimmt schlicht nicht.
Der Autor nenn nicht "die Dinge beim Namen", sondern er serviert einen Brei von Halbwissen und Halbwahrheiten, von Schlagworten und "Neuen Mythen".
Das ist nicht nur in diesem "Gedicht" so. Und das hältst du ihm auch regelmässig selber vor.

Wenn ich das anprangere, will ich nicht von dir mit dem "Neuen Mythos" vom "Gutmenschen" mundtot geschrieben werden. So viel Fairness darf auch ich erwarten.

Danke
Matthias
urluberlu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.05.2015, 08:38   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Wenn ich das anprangere, will ich nicht von dir mit dem "Neuen Mythos" vom "Gutmenschen" mundtot geschrieben werden. So viel Fairness darf auch ich erwarten.
Lieber Matthias,

Fairness kann von mir jeder Kritiker haben, der Hans an Beispielen sagt, was genau er falsch, missverständlich oder zu allgemein ausgedrückt hat. Sein Fehler Nummer 1 ist, dass er immer zu Rundumschlägen greift und möglichst alles hineinpackt, was zu einem Thema gehört. Einzelbeispiele zu nehmen wäre die bessere Methode.

Die Kritik an seinen Texten findet in den meisten Fällen so aber nicht statt (von Dir ist dabei nicht die Rede). Es bleibt vielmehr bei der Abgrenzung "Gutmensch gegen Schlechtmensch". Hans wird nicht als Autor gesehen, der ein Thema schlecht verarbeitet hat, sondern ihm wird unterstellt, ein Unhold zu sein. Was er wirklich ausdrücken wollte, kann er gar nicht mehr richtigstellen, weil er grundsätzlich zum Falschdenker gestempelt und ihm kein anderes Argument abgenommen wird. Da stellt sich die Frage, wer hier eigentlich zuerst mundtot gemacht wurde.

Leider muss ich zu dem Verdacht kommen, es gehe den Kritikern gar nicht um das Thema der armen Menschen, die unter Lebensgefahr eine neue Zukunft suchen, sondern um die willkommene Nutzung einer Projektionsfläche für den Beweis ihres eigenen Gutmenschentums. Bei einigen Usern bin ich mir darin sogar ziemlich sicher, denn sie reagieren auf bestimmte Reize immer auf dieselbe Art und Weise. Diese Haltung, genau darauf zu achten, was weiß und was schwarz ist und sich bloß nicht auf Abstufungen einzulassen, ist kein Beweis für eine wahre Meinung, sondern antrainierte Heuchelei.

Besten Gruß
Ilka
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Alt 30.05.2015, 20:03   #8
männlich Jeronimo
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Ja, nun wissen wieder alle, wie schlecht sie doch sind und was für fürchterliche Gutmenschen, entlarvt von der noch viel besseren Professorin Ilka, der außer ihren Bücher nur ihre unermessliche Aroganz geblieben ist.
Der eine Poet war nur verwirrt und hat die falschen Worte gefunden, wollte statt Muselmanen, Aausgeier und Ladendiebe ganz etwas anderes sagen, konnte das aber ja noch nachträglich als Ironiegedicht deklarieren.
War alles nur Spaß, haha, und nicht so gemeint, Hauptsache, das schwarze Gesocks ist fleißig, ironisch gesehen, natürlich.

Die anderen aber, diese verdammten Gutmenschen, die doch gar nicht so viele Bücher haben wie die Nochbessermenschen, wissen doch gar nicht, wie es diesen armen, armen Schwarzen geht, die wir heimlich aber lieber ersaufen sehen möchten, nur können wir das nicht zugeben, und schließlich haben ja nur diese Schlepperbanden schuld, die kommen uns gerade recht. Sonst würde das Gesocks ja zu Hause verrecken, da müssten wir noch nicht mal unsere Waffen liefern, um ein wenig nachzuhelfen.

So viel ich gelesen habe, hatte Stachel die Kritikpunkte zu der lustigen Satire einzeln aufgeführt und niemand muss das wiederholen, nur um kommentieren zu dürfen.
Die Kommentare waren auch alle nur Ironiekommentare und kein Denunziantentum und meucheln wollte schon gar keiner, nicht mal die üblichen Verdächtigen.
Und so ist also der verwirrte Poet mit seinem hysterischen (ironisch statt „historisch“) Wissen der eigentliche gute Mensch, der doch nur ganz ungeschickt ein paar fleißige (sein Lieblingswort) Tipps den ironischen Muselmanen mit auf dem Weg geben wollte, sozusagen eine herzliche Willkommenrede, wenn die Afrikaner denn schon kommen und uns überrennen wie die Zigeuner das bayrische Bergvolk.

Die Schlechten aber, die Gutmenschen, die keinen Sinn für diesen lustigen schwarzen (!) Humor haben, das sind die wahren Henker unserer fleißigen deutschen Großherzigkeit, unserer immer wieder in unseren fleißigen Gedichten gepriesenen Menschlichkeit, die Ausbeutungsverweigerer, die müssten hier ob ihrer wüsten Kritiken den Muselmanen mal diese schönen Ironiegedichte vorlesen und mal sehen, ob sie das überleben.
Wie schön, dass die Welt dank der tollen Erfindung der nützlichen Pigmentierung so einfach in Schwarz und Weiss einzuteilen ist, in Gut- und Schlechtmenschen – und in Übermenschen, die alles und jeden erklären können und vor allem müssen, nur die eigene Aufdringlichkeit nicht.

Jeronimo (schlechter Gutmensch)
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Alt 30.05.2015, 20:43   #9
männlich Ex-Larkin
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Man will meinen, die Augiasställe der Vergangenheit wären unlängst gesäubert worden. Allerdings muntert es auf zu wissen, dass sich hier die Avantgarde der Humanisten versammelt hat, um die Dichter, "bei denen man nicht liest" und die gefälligst in "guter Gesellschaft zu brennen" haben, in einem feurigen Feldzug zu zerschlagen und der Vernunft wieder ihre rechtmäßige Stellung in dieser Welt zu verschaffen.

Natürlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein solcher Kreuzzug gewisse ... moralische Opfer einfordert. Man beruft sich stolz auf Athens Demokratie und will die Freiheit des Wortes predigen - allerdings gilt dieses Recht nicht für unsere erklärten Feinde, obschon sie überhaupt keinen Kriegsgrund sehen. Auch will man eine Gesellschaft der Toleranz - und erkennt dennoch, wer wirklicher Feind ist, wer tatsächlich ausgemerzt gehört!

Ah, politische Eunuchen - abgesehen davon, dass die immer wiederkehrenden Erklärungen eines platten Humanismus natürlich einen unglaublichen, ungesehenen Einfluss auf die politische Mentalität in unserem Lande haben werden, ist es auch ganz hervorragend zu wissen, welch' große Freiheitskämpfer sich unter anderem in diesem Forum eingefunden haben. Ich verkneife mir die Frage, wo ihr wart, als in Berlin Obdachlose erfroren sind, wo ihr bleibt, geht es um die Kürzungen in unserem Sozialsystem - aber eine Frage muss ich dennoch stellen: Man sagt, große Wörter versprächen keine großen Taten - darf man diese wenigstens von euch erwarten?

So, wie ihr schreibt und redet müsste es doch unlängst ein deutsches Äquivalent zur Pariser Kommune gegeben haben und so, wie ihr schreibt und redet, müsste diese noch erfolgreicher gewesen sein!
Ihr verachtet die absoluten Denker? - gleichwohl gestattet ihr einem Mann nicht einen Fehler und zieht dann marodierend durch das gesamte Forum. Ich ziehe meinen Hut! Vor eurem Mut muss man wahrlich erzittern - da frage ich mich wirklich, wo denn die Barrikaden in den Städten bleiben, wer wann einen Flüchtling bei sich aufnehmen wird und wer von euch Glücklichen den Jungfernbrunnen entdecken wird!
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.05.2015, 22:10   #10
männlich urluberlu
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Tapferer Ritter Larkin!

Hier steh ich Lind und Wurm,
ich kann nicht anders.
Doch du erhebst dich wie die
erste Montgolfière,
den Drachen zu töten,
der ich unwissentlich bin.
Mit viel heißer Luft
wird dir das schon gelingen.
Möge dein Luftschiff sicher
in Ansbach landen und
die Prinzessin aus meiner
Drachenhöhle befreien.

Guten Flug!
Url

Weise Eule Ilka!

Es ist nicht richtig, die Reisenden auf ihren Booten zu verklären und auf die Fahne der eigenen Verletzlichkeiten zu tuckern.
Es ist nicht richtig, mit reiner Ironie (da nehme ich mich nicht aus) und zu Hauf auf einen in gewissen Fragen schlecht informierten und punkto gewisser analytischer oder sprachlicher Fähigkeiten auffällig "anders" ausgestatteten Einzelkämpferautor loszugehen.

Aber es ist genauso falsch, deswegen dessen Machwerke oder gar sein "die Dinge beim Namen nennen" (ha!) zu verteidigen.
Wir wissen doch beide, was dieser Mann schon alles "besungen" hat. Und wie. Selbst deine sanften Korrekturen bringen ihn nicht von seiner Bahn ab. Im Gegenteil. Im Umdrehen steht sein nächstes Elaborat hier auf der Bühne.

Aber in einer Welt, wo die Faulen ins Land der Fleissigen drängen und Grossvätern von Töchtern und Schwiegertöchtern verboten wird, ihre Enkel zu sehen, da muss der aufrechte Mann doch einfach stark bleiben und Recht und Ordnung bis zum letzten holprigen Reim verteidigen, nicht wahr.

Ich kann eine Menge von dem, was du schreibst, unterschreiben. Aber wenn du forderst, ich solle Herrn Dr. Kargs Schriften (z.B. über Arbeistlosenpädagogik) ernsthaft kritisieren, dann zieh ich nicht mit.

Schönen Abend
Url
urluberlu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2015, 02:42   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von urluberlu Beitrag anzeigen
Ich kann eine Menge von dem, was du schreibst, unterschreiben. Aber wenn du forderst, ich solle Herrn Dr. Kargs Schriften (z.B. über Arbeistlosenpädagogik) ernsthaft kritisieren, dann zieh ich nicht mit.
Ich verstehe, was Du meinst, Matthias. Oder zumindest glaube ich, es zu verstehen.

Hans hat zwei Themen verquickt, die eigentlich gesondert behandelt werden sollten: Die Einwanderung nach Deutschland, wie sie seit Jahr und Tag stattfindet, und die Welle der Flüchtlinge aufgrund der aktuellen Konflikte.

Im ersten Fall wurde schon immer die Frage gestellt, wie sich die Eingewanderten integrieren und zum Wohle der Gesellschaft beitragen. Ausgelöst wurde diese Frage jedoch meistens durch auffällige Ausländer, die kriminellen Machenschaften nachgingen, oder durch Menschen, die nicht arbeitswillig oder arbeitsfähig waren. In der Mehrhheit fügten sich die Zuwanderer jedoch gut ein, jedenfalls soweit ich das in meinem Umkreis feststellen kann.

Im zweiten Fall geht es um eine Flut an Flüchtlingen, bei denen, sobald sie auf dem offenen Meer sind, die Frage nicht mehr gestellt werden darf, ob sie dem aufnehmenden Land nützlich werden können. Da geht es nur noch um das nackte Leben. Mir stellen sich die Haare auf, wenn ich mir vorstelle, wie viele Kinder auf den Booten sind, die gar nicht begreifen, worum es geht und an welch seidenem Faden ihr erst kurzes Leben hängt.

Und doch ist es so, dass nicht alle Bootsflüchtlinge sich auf dieses gefährliche Abenteuer eingelassen hätten, wenn ihnen nicht der Himmel auf Erden versprochen worden wäre. Viele Menschen lassen sich tatsächlich einreden, dass jeder Ankömmling in Deutschland reich werden und ein eigenes Haus besitzen könne. Deutschland wird als Schlaraffenland schmackhaft gemacht. Dafür lohne es sich doch, alles zu riskieren, sagen die Schlepper, die dafür reichlich abkassieren. Natürlich reden sie nie von Booten, sondern von Schiffen.

Und damit hätten wir einen dritten Fall, nämlich die Naivität und Unkenntnis vieler Flüchtlinge, die schamlos ausgenutzt werden. Wüssten sie besser Bescheid, gingen sie nie auf ein solches Boot. Mit dem Geld, das ihnen abgezockt wird - nach und nach -, könnten sie sich andere Wege eröffnen.

Wohin soll es eigentlich führen, dass wir bereit sind, die Flüchtlinge in immer größerer Zahl aufzunehmen, anstatt die Ursachen für ihre Flucht zu stoppen? Wir - die Europäer und die Amerikaner - haben durch Eingriffe in zwar undemokratische, aber stabile Strukturen Konflikte heraufbeschworen, die nicht vorhersehbar waren. Es entstanden Vakuums, in die Organisationen wie der Islamische Staat und Al-Qaida-Gruppen einstachen. Jetzt zieht die ganze westliche Welt den Schwanz ein und pinkelt lieber unter sich, statt die Zähne zu blecken.

Wir fischen Leute aus dem Meer und hoffen darauf, dass sich das Problem, das diese Menschen auf die See trieb, mit der Zeit totläuft. Das wird es aber nicht.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2015, 09:41   #12
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Verrohung

Liebe Ilka-Maria,
für Deine ausgezeichneten Kommentare danke ich Dir an dieser Stelle sehr!
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 31.05.2015, 14:20   #13
Richard L.
 
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Ganz schön kess, der empörte junge Mann. Aber, hübsch zu lesen ist sie schon, diese mit intellektuellen Finessen gespickte Kritik an den hiesigen „Freiheitskämpfern“, die da großmäulig und natürlich völlig selbstgerecht einem Mann nicht mal einen (?) Fehler verzeihen und unverständlicherweise keine Zeit hatten, in Berlin gefrostete Obdachlose aufzutauen. Das Sozialsystem greift halt zu kurz. Dabei hatte ich schon einen mobilen Generator und drei Föns in Reserve, musste dieses edle Unterfangen aber leider auf den nächsten Winter verschieben, da ich immer noch an meinem Buch „Die Avantgarde der Humanisten – ein Aussteigerbericht“ schreibe. Aber nu, man war ja auch mal feurige 2o, da hat man schon den gewissen Athener-Überblick, versteht etwas von virtuellen Kreuzzügen, moralischen Opfern und erkennt die Zusammenhänge bis hin zur Pariser Kommune ganz gut. Allez! Wohlan, mein sympathisch bekappter Freigeist, da gibt es noch zig Augiasställe, also Ärmel hochgekrempelt und fleißig ran an den Mist!

Lieber Gruß
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Alt 06.06.2015, 11:01   #14
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hallo i.m.

danke für dein verständnis. im eingangstext werden nicht nur dinge verquickt, sondern ebenso dinge erfunden.

dass du dies als basis nimmst, um darüber nachzudenken, sei dir unbenommen.

z.b. darüber, dass wir und die politik unserer staaten davon überrascht wurden, wie schnell sich alle die bekannten faktoren zusammengeballt haben und die globale wanderung haben anschwellen lassen*, obwohl man so etwas ja seit langem vorausgesehen und mit tolldreisten aktionen wie freihandelszwang, irakkrieg u.a. nicht unbedingt verhindert hat.
(*anm: was uns in EU und Schweiz von der globalen wanderungsbewegung erreicht, ist meines wissens nur ein kleiner bruchteil des gesamten.)

kargs text greift nun nicht zum ersten mal ein ernstes thema in einer flapsigen, von sachkenntnis freien weise auf. vielleicht hier noch nicht so lange wie im andern forum? im andern forum habe ich sein werk schon länger genossen. gerade war dort eine durchaus passende diskussion über einen text, in welchem er gegen "betrügerisches trauma" anschreibt in einer weise, dass, ob aus unvermögen oder willentlich eine form des "unschuldigen" hetzgedichtes entsteht. wären es werke eines 95jährigen, könnte man einfach den kopf schütteln. aber karg ist nur gerade ein jahr älter als ich. er könnte sich informieren seinen texten eine form geben, welche dem thema nicht nur gerechter werden, sondern vor allem nicht ins demagogische abdrften.

deshalb fehlt mir das verständnis für deine toleranz dem text gegenüber.

hallo richard
so kriegte der arme larkin gleich zweimal einen stein ins fenster geworfen. aber deiner ist doch sehr freundlich und witzig verpackt, so bewirkt er vielleicht ein verstehen beim empfänger. danke dafür,

euch beiden ein schönes we
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Alt 07.06.2015, 09:52   #15
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Verrohung

urluberlu,
auf eine solche Kritik werde ich nicht antworten. Sie ist weder gerechtfertigt, noch rational begründbar, sondern will den Dichter treffen!
MfG H. H. Karg
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Alt 07.06.2015, 10:17   #16
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Zitat:
Zitat von urluberlu Beitrag anzeigen
deshalb fehlt mir das verständnis für deine toleranz dem text gegenüber.
Kopf hoch! Jeder Mensch hat seine Unzulänglichkeiten.
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Alt 09.06.2015, 09:38   #17
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Standard Re: Verrohung

Liebe Dichterfreunde,
es wird schon, es wird! Auch das Verständnis nimmt zu, nicht nur die Wissenskumulation an sich....
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 09.06.2015, 10:22   #18
männlich urluberlu
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lieber dichter

wenn du meine kritik als nicht gerechtfertigt und nicht rational begründbar bezeichnest, wundert mich das nicht. ich hoffe, andere sehen das anders.

meine kritik "will den dichter treffen" -
das streite ich im vorliegenden fall nicht gänzlich ab.
schliesslich geht es ja um jene deiner gedichte, in welchen du gezielt ganze menschengruppem diffamierst. in einer verschleiernden, diffusen art, wie sie den reden von öffentlichen personen eigen ist, denen man besser misstraut.
da ist es schon irgendwie naheliegend, dass der kritiker tacheles redet.

ilka-maria findet, in dieses fahrwasser gerätst du nicht durch absicht, sondern durch dichterische überforderung und überforderung durch den stoff.
das halte ich für gut möglich. und ich will nicht deine person verletzen, sondern dir aufzeigen, wie sehr du mich mit deinen abstrusen versen verletzt.

deine absonderliche berufung auf "ironiegedichte" und andere flapsige rechtfertigungsversuche machen es dem kritiker nicht leicht, die unzulänglichkeiten des gedichtes von den unzulänglichkeiten des dichters zu abstrahieren.

mit freundliche grüssen
dein leser
url
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Alt 15.06.2015, 10:02   #19
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Verrohung

Lieber urluberlu,
vielleicht helfen folgende Sätze weiter:
In der europäischen Tradition gibt es so etwas wie Nächstenliebe und Menschenwürde. Noch einmal: Wenn ich einen Dichter und seine Gedichte nicht mag - aus welchen Gründen auch immer! - gibt dies niemandem das Recht den Dichter und/oder seine Werke herunter zu reden und/oder die Person zu beleidigen. Wenn wir uns dazu durchringen könnten, wäre viel gewonnen!
MfG
H. H. Karg

Geändert von Ex-DrKarg (15.06.2015 um 10:03 Uhr) Grund: Textkorrektur
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