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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 29.08.2011, 16:52   #1
weiblich muse
 
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Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Standard Krebs

Hin und her,
hin und her...
Ruhelos, ungeduldig
wälzt er sich im Tiefschlaf.
Wachsend, reifend
strebt er seiner Geburt entgegen.
Früher oder später
wacht er auf.
Hilflos, halb blind
beginnt er
seine Umgebung zu erkunden.
Instinktives Gefühl der Zerstörung packt ihn.
Seine ausgehungerte, ausgezehrte Hülle
tastet sich langsam vorwärts,
in die ungewisse Tiefe hinein,
bis der so langersehnte Duft des Lebens
ihm in die Nase steigt,
seine Sinne reizt,
seine Instinkte intensiviert,
so dass er sich aufbäumt,
und ein bestialisches Wesen,
so grausam, wild,
so unberechenbar und unzähmbar
aus ihm ausbricht.
Er verliert keine Zeit.
Vom inneren Drang getrieben
macht er sich auf die Jagt.
Sobald er die begehrte Beute erblickt,
fest anvisiert,
pirscht er sich an sein Opfer von hinten heran.
Geschickt, geräuschlos,
auf Zehenspitzen,
wie ein Schatten, ein Phantom.
Seine Arme ausbreitend
umarmt er sein Opfer,
dringt in ihn ein,
verschmilzt mit ihm,
wird mit ihm eins.
Und beginnt zu wachsen,
sich auszubreiten,
sich zu vermehren
und alles, was ihm im Weg liegt
zu verdrängen.
Unaufhaltsam überrollt er die Hindernisse,
verhüllt sie mit dickflüssigem, klebrigem Schleim,
lässt alles im Keim ersticken.
Frisst sich weiter ins Innere
und hinterlässt eine öde, leblose Wüste.
Sein Opfer in Agonie spürend
verfällt er in Extase,
sieht sich sicher als Sieger,
als Eroberer.
Doch welch eine Ironie,
denn die Quelle seines Lebens
ist auch gleich sein Grab.
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