Letzter Frühling

[Ludwig]

Wenn du Glück hast
auf deinem Sterbebett
Noch etwas Zeit hast
und die Götter nett

Wird das Fenster offen sein
Stille wird sich um dich senken
du bist einmal noch mit dir allein
lässt dir wieder Frühling schenken

dieser erste Tag, du liebst ihn so sehr
du atmest die Luft, diesen süßen Duft
Ein leichter Wind, von Süden her
feucht und warm, nein keine Gruft

mild umnebelt all deine Sinne
Geruch nach Wachstum und Leben
es gibt kein Ende, das Neue beginne
wie Blütenhauch und leiser Regen
und gerade so, endet es eben

[Lee Berta]

Lieber Ludwig,

dein Gedicht bewegt mich sehr, denn genau so wünsche ich mir das für mich. Das Fenster offen und vielleicht das Lachen spielender Kinder.
Ich sterbe und draußen ist es plötzlich Frühling. Meine Seele fliegt hinaus.
Ich habe keine Lust, mich über die wechselhafte Strophenlänge oder metrische Spitzfindigkeiten zu echauffieren, denn vom Gefühl her stimmt hier jedes Wort.

Liebe Grüße,
Lee

[curd belesos]

Moin Ludwig,
Lee hat recht, wenn sie schreibt, dass es vom Gefühl her stimmt, denn es stimmt.
Der Gedanke ist hervorragend und dein Stil wie ein Rohedelstein.
Arbeite daran, es wird sich für dich und die Leser hier im Forum lohnen, womit Können und Genuss gemeint sind.
Ich, für meinen Teil, bin begeistert.
LG
CB

[Ludwig]

Liebe Lee, lieber Curd
ich freue mich sehr über euer Lob und auch die leise Kritik bzgl. einiger Unzulänglichkeiten. So richtig rund läuft es nicht, aber ich habe irgendwie nie die Geduld und auch nicht das Vermögen den Rohdiamant zu schleifen. Meine Gedichte kommen daher meist noch heiß und halbroh aus dem Ofen..Ein bisschen habe ich nach euren Worten noch gebastelt, ob es was gebracht hat, ich weiß es nicht.
Der Frühling ist für mich eine gefährliche Zeit, gleichzeitig wunderschön und voller Hoffnung und doch oft ein Zeitpunkt in der ich meinen physischen und psychischen Tiefpunkt erlebe. Daher die Verschränkung von Tod und Frühling in dem Gedicht.

Alles Liebe,
Ludwig

[DieSilbermöwe]

Lieber Ludwig,

wie wunderschön und zart geschrieben!

Ich musste unwillkürlich an den Sterbetag meines früheren Lebensgefährten vor 14 Jahren denken. Auch er starb im Frühling, friedlich, nach langer Krankheit.

Ich dachte damals, wie seltsam das war, im Frühling ...

es gibt kein Ende, das Neue beginne

Ja ...

Ein sehr bewegendes Gedicht.

LG DieSilbermöwe

[Ludwig]

Liebe Silbermöwe,
manchmal berührt man eine Erinnerung, ganz unbedarft und ohne dass es einem bewusst ist. Und ich hoffe, dass es trotzdem auch gut ist wenn die Erinnerung weiter lebt.
Viele Grüße,
Ludwig