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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 28.06.2023, 17:18   #1
männlich Faber
 
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Beiträge: 384

Standard Versunkene Zeiten

Minnesang und Kampfgeschrei –
Schon vor Jahrhunderten verklungen.
Mancher Schild brach hier entzwei,
Um manche Gunst ward hier gesungen.

Alter Zeiten Abgesang,
Der stumm im Walde sich verlor.
Seit das Kriegshorn jäh erklang,
Ragt noch ein halber Turm empor.

Neue Mauern sind erbaut,
Die statt der Harnische nun prunken.
Bäche sind längst angestaut,
Die alte Zeit im See versunken.
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Alt 28.06.2023, 17:42   #2
männlich Hans Plonka
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: 59590 Geseke
Beiträge: 857

Lb. Faber,

alte Zeiten, sie waren gut und schlecht! Sicher gab es beides. Es kommt auf die Sichtweise an. Du hast es in der Erinnerung neutral gut dargestellt.

LG Hans
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Alt 29.06.2023, 03:00   #3
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.104

Ich wünschte mir das "alte Kampfgeschrei" für heute herbei. Da wurden die Schlachten noch Mann gegen Mann im Felde geführt. Klar: Auch Städte wurden zerlegt. Aber nur solche, die wirtschaftliche und weltpolitische Macht hatten uns sich mit anderen Mächten anlegten, wie z.B. Karthago. Aber ansonsten fand das Schlachten außerhalb statt.

Heute müssen wir bangen, dass ein Durchgeknallter auf den roten Knopf drückt und mindestens die halbe Erdkugel in Schutt und Asche legt - was ein Euphemismus ist. Bei Atomwaffen spricht niemand von Gemetzel, sondern von der Schönheit des Pilzes. Was gibt es Begehrenswerteres, als in Schönheit zu sterben?

Aber warum soll es uns heute besser und ruhiger ergehen, als allen Generationen vor uns, die sich der ständigen Gefahr von Kriegen und Umbrüchen bewusst waren? Denen sie auch ausgesetzt waren.

Nie gab es eine längere Friedenszeit in Europa wie seit 1945. Wir, alle die involviert sind, haben gedacht, aus zwei Weltkriegen gelernt zu haben. Haben wir aber nicht.
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Alt 29.06.2023, 11:55   #4
männlich Georg C. Peter
 
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Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen

Ich wünschte mir das "alte Kampfgeschrei" für heute herbei.
Lieber Apollon- Faber,

schöne Verse, die rhythmisch noch etwas geglättet werden könnten,
aber - zumindest von der Wortwahl her - gut rüberkommen.

Liebe Artemis- Ilka,

Du weißt: Ich bin ein großer Fan der Antike.
Aber glaubst Du wirklich, dass die Kämpfer vor 2000 Jahren NICHT auf den roten Knopf gedrückt hätten?
Insofern wünscht Du Dir vielleicht die archaischen Kriegsgeräte zurück.
Aber was die Grausamkeiten des Krieges angeht, kann ich in früheren Zeiten keine bessere Moral entdecken.

Love and Peace!
Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.06.2023, 12:37   #5
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Lieber Faber,
es geht in Deinem Gedicht (erste Strophe):

Minnesang und Kampfgeschrei –
Schon vor Jahrhunderten verklungen.
Manches Schild brach hier entzwei,
Um manche Gunst ward hier gesungen.


beim Begriff "Schild" um den Schild eines Ritters/Kämpfers.
Mein Gefühl sagt mir, dass es heißen müsste:

"... Mancher Schild ..." (der Schild schützte den Kämpfer).

Ilka-Maria schreibt: "Ich wünschte mir das "alte Kampfgeschrei" für heute herbei."

Nee, ich wünsche mir weder das alte noch das neue Kriegsgeschrei herbei.
Die individuellen Grausamkeiten der Krieger im Mittelalter unterscheiden sich kein bisschen von den Greueltaten der Neuzeit (ich erspare es mir, sie aufzuzählen).

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.06.2023, 15:58   #6
männlich Faber
 
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Beiträge: 384

Hallo miteinander,

danke für eure Gedanken und euer Feedback. Obwohl ich eine ganz konkrete Burgruine im Sinn hatte, die heute an einem Stausee liegt, auf dessen Grund noch immer die Überreste eines Dorfes schlummern, kann man das Gedicht natürlich auch philosophisch deuten. Ich hätte es aber eigentlich lieber in einer anderen Kategorie eingestellt, wusste bloß nicht in welcher...

Stört das wechselnde Metrum eigentlich? Es ist schon etwas ungewöhnlich, aber ich habe darauf geachtet, das Schema konsequent beizubehalten.

Lieber Heinz,

auch wenn nicht auszuschließend ist, dass dem Angriff auf die Burg auch Wegweiser und andere Schilder zum Opfer gefallen sind, muss es natürlich „Mancher Schild“ heißen. Danke!

LG
Faber
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Alt 30.06.2023, 16:28   #7
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.104

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ilka-Maria schreibt: "Ich wünschte mir das "alte Kampfgeschrei" für heute herbei."
Nee, ich wünsche mir weder das alte noch das neue Kriegsgeschrei herbei.
Die individuellen Grausamkeiten der Krieger im Mittelalter unterscheiden sich kein bisschen von den Greueltaten der Neuzeit (ich erspare es mir, sie aufzuzählen).
Lieber Heinz,

zwischen Kampfgeschrei und Greueltaten gibt es einen Unterschied: Wer brüllte, schlug mitunter den Gegner schon damit in die Flucht, und wer körperlich größer und breiter war, verstärkte diesen Eindruck noch. Das war ein Grund, weshalb die antiken Stämme nördlich des Mains keine schwere Schutzkleidung wie die Römer trugen.

Natürlich wünsche ich mir auch keinen Krieg herbei und bin froh, dass ich in einer langen Friedenszeit leben durfte. Aber die Stille vor dem Sturm ist nicht besser als das Gebrüll eines Angreifers (oder Verteidigers), im Gegenteil: Man sieht und hört den Gegner nicht kommen. Jedenfalls ging es den Japanern so, als ihnen "Little Boy" und "Fat Man" auf den Kopf fielen. Da brummten gerade mal die Fleugzeuge der Amis über den Städten, und das war's. Wenn heute Putin auf den roten Knopf drücken lässt, hören die Menschen, die das Zentrum seines Ziels sind, wahrscheinlich nicht mal mehr den Einschlag.

Aber auch die herkömmlichen Waffen sind weitaus lauter als Kampfgebrüll. Wenn man neben einem Panzer steht, der losschießt, kann einen der Horror packen, abgesehen davon, dass diese Großgeräte dabei einen Satz hinlegen, der die Erde beben lässt.

Grauselig sind Waffengänge immer, egal ob Mann gegen Mann oder auf Entfernung durch moderne Waffen. Nicht ohne Grund hat man Soldaten in der Antike wie auch heute mit Rauschgiften und Alkohol vollgepumpt. Wie sonst kann der Mensch seinen stärksten Trieb, nämlich den Überlebenstrieb, überwinden und sich einem gewaltsamen Tod aussetzen lassen? Allenfalls noch mit viel Geld und fehlenden Lebensperspektiven, siehe die Gruppe Wagner. Oder im Zeichen eines Gotteswahns, aber Wahnsinn ist nochmal ein anderes Thema.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.06.2023, 16:35   #8
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.104

Zitat:
Zitat von Faber Beitrag anzeigen
... muss es natürlich „Mancher Schild“ heißen.
Korrektur erledigt.
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