Wenn es wahr ist

[DieSilbermöwe]

Wenn es wahr ist, dass die Toten
noch einmal alle Stätten ihres Lebens besuchen -- und ihre Lieben --
wenn es wahr ist, dass sie nach dem Tod Dinge sehen können, die sie nicht miterlebt haben,
wenn es wahr ist, dass sie mühelos überall hinkommen, auch in die Vergangenheit,
wenn es wahr ist, dass sie nach dem Tode alles wissen --
wenn das alles wahr ist --
dann weiß ich, dass meine wahren Tränen gesehen wurden.

[Ilka-Maria]

Liebe Silbermöwe,

weil wir gerade an anderer Stelle das Thema "Stilfiguren" besprochen haben, mache ich hier mal weiter.

Es handelt sich bei Wortwiederholungen am Versanfang um Anaphora (Sg.: Anapher). Ich hätte das Gedicht etwas anders aufgebaut und versucht, Silben einzusparen, damit die Verse kürzer und übersichtlicher werden. Eine Formulierung wie "nach dem Tod" hätte ich weggelassen, denn der Text handelt bereits von den Toten. Den letzten Vers hätte ich im Aktiv statt im Passiv formuliert.

Wenn wahr ist,
dass die Toten noch einmal die Orte ihres Lebens besuchen,
dass die Toten noch einmal auf ihre Lieben blicken,
dass die Toten Dinge sehen, die sie nicht erlebt haben,
dass die Toten mühelos alle Zeiten durchwandern können,
dass die Toten zu metaphysischer Allwissenheit gelangen,
dann weiß ich,
dass sie meine wahren Tränen gesehen haben.

Lieben Gruß
Ilka

[DieSilbermöwe]

. Eine Formulierung wie "nach dem Tod" hätte ich weggelassen, denn der Text handelt bereits von den Toten.

Liebe Ilka,

da hast du recht.

. Es handelt sich bei Wortwiederholungen am Versanfang um Anaphora (Sg.: Anapher).

Das wusste ich noch nicht, dass man dies Anapher nennt.

Deine Version ist besser, danke für den Vorschlag!

LG DieSilbermöwe