Im Getränkemarkt

[Ex-DrKarg]

Im Getränkemarkt

©Hans Hartmut Karg
2012

Sie kommt in den Getränkemarkt,
Wo viele Angebote winken.
Dort kauft man gern, weil leicht man parkt
Und kann ein kühles Blondes trinken.

Daneben kauft sie im Discounter,
Kommt nur durch Zufall heut´ hierher,
Denn sie tendiert schon zum Allrounder
Und ist ganz gegen Schnaps und Bier.

Doch sie, die treuer Seele nah,
Sieht einen schlanken Marktverkäufer.
Sie weiß nicht, wie ihr jetzt geschah:
Die Nähe wird zum Eigenläufer.

Wie ferngesteuert folgt dem Mann
Nach hinten sie, in Bierregionen.
Er dreht sich um und küsst sie dann,
Elektrisiert die schönsten Zonen.

Sie lässt in Trance es geschehen,
Dass zarte Hand die Stelle sucht,
Mit der als Weib sie jetzt kann gehen,
Weil Urgewalt greift sie mit Wucht.

Benommen hält sie still und hin,
Während Jugend ihr Werk beginnt,
Im Sturm erobert mit Gewinn
Sie herzieht und sie selig nimmt.

Von da an sieht man sie im Markt
So eins ums andere Mal verschwinden.
Heraus kommt sie holdrot, erstarkt,
Trinkbares lässt sich da nicht finden.

Im Markt holt sie die Liebe nach,
Die ihr Ergänzung, Kraft und Trost
Für Langeweile, Ungemach:
Lust gegen triste Hausmannskost.

Die Leidenschaft der späten Jahre
Kann stärker sein, als Weltverstand.
Da hindern keine grauen Haare,
Wenn es Dich reißt ins Liebesland.

*

[Ilka-Maria]

Na, Du hast ja Phantasien!

Aber ähnlich habe ich dieses Thema schon mal von Woody Allen verarbeitet gesehen. Ist aber schon lange her, weiß nicht mehr, was das für ein Laden war - Möbel oder so etwas? Weiß auch nicht mehr, in welchem seiner Filme.

Deine Gedichte wirken auf mich wie Fließbandarbeit, nämlich wie ziemlich schnell umgesetzte Ideen. Davon zeugen die Holperer. Aber ich kenne ja Deine Einstellung, Deine Gedichte bewußt nicht "glatt" zu schreiben. In diesem Sinne werden sie deshalb von mir gelesen und akzeptiert.

LG
Ilka

[Ex-DrKarg]

Liebe Ilka-Maria,

für Deinen verständnisvollen und freundlichen Kommentar danke ich Dir. Tatsächlich sind mit die "Holperer" und "Stolperer" wichtig.

Als Fließbandarbeiter sehe ich mich in meiner Dichtkunst nicht, denn dazu plagen mich viel zu viele Suchzeiten und Ressentiments gegenüber meinen eigenen Versen. Das alles kostet viel Zeit, die ich gern investieren will.

Übrigens möchte ich ganz schüchtern anmerken, dass mir die in Verse gegossene Geschichte zu Ohren gekommen ist, also offenbar einen realen Kern hat. Man glaubt ja nicht, was es alles gibt - und es kann wunderbar sein....

Herzliche Grüße R. R. Karg

[Ilka-Maria]

Zitat von DrKarg

Als Fließbandarbeiter sehe ich mich in meiner Dichtkunst nicht, ...

Ich wollte damit ausdrücken, dass mir Dein Fleiss auffällt ... es sollte keine Beurteilung der Qualität sein.

[Ex-DrKarg]

Liebe Ilka-Maria,
das ist ein wunderbares Kompliment, für das ich danke und dem ich mich gern hingebe.....
Herzliche Grüße R. R. Karg

[Ex-DrKarg]

Liebe Ilka-Maria,
noch etwas ist mir wieder eingefallen, das ich mal irgendwo gelesen habe:
"Wer seine Fantasie nicht braucht, bei dem ist alle Lust verraucht"
Vielleicht gebrauchen wir deshalb so gern unsere Fantasie....
Herzliche, liebe Grüße
R. R. Karg