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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 03.07.2012, 19:08   #1
Narziss
 
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Standard Der Klang der Wogen

Der Klang der Wogen

Während sie Berge aus aschweißen Nebeln erbauen,
Lassen die Wolken den farblosen Himmel ergrauen.
Ruhe hält Einzug, die See liegt in rastloser Stille –
Schweigend und fast so als wäre es ihr letzter Wille.

Über dem Meer scheint der Mond so erhaben hernieder.
Wogende Wasser und Wellen zerschellen an Klippen,
Schäumende Gischt – sie zerbricht an den Felsengerippen;
Jede verschwindende Woge kehrt rasender wieder.

Stürme und Winde verblassen. Ein einziger Wille:
Nur noch die Klänge der Wellen durchbrechen die Stille.
Und sie verweilen bis wieder die Wolken ergrauen,
Um in den Wogen ein anderes Lied zu erbauen.
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Alt 03.07.2012, 20:56   #2
weiblich Ilka-Maria
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Die dritte Strophe ist stark.

Die ersten beiden kannste streichen. An denen hasse ich die Schläge mit dem Adjektiv-Hammer!

aschweiß
farblos
rastlos
erhaben
usw.

Geht's noch geschwollener?

Aber in der letzten Strophe ist Tempo drin - ganz ohne Adjektive. Da passiert was.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2012, 21:08   #3
Narziss
 
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Hallo Ilka-Maria,

ich sehe, was du mit den Adjektivanhäufungen meinst. Dieses Problem kenne ich aus der Prosa. Hat das in der Lyrik denn auch so eine maßgebende Bedeutung?
Wie darf ich das "geschwollen" verstehen?

Danke fürs Lesen.

Narziss
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Alt 03.07.2012, 21:09   #4
weiblich Ex-Suzette
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Dabei seit: 04/2010
Beiträge: 603

Hallo Narziss,
ich finde, der durchgängige Daktylus gibt
den Strophen was hypnotisches - passend
zum Titel gut umgesetzt.
Auch die Langverse unterstreichen diese
Atmosphäre.
LG
Suzette
Ex-Suzette ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2012, 21:20   #5
weiblich Ilka-Maria
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Wie klingt das für Dich:
Während sie Berge aus Nebeln erbauen,
Lassen die Wolken den Himmel ergrauen.
Ruhe hält Einzug. - Die See liegt in Stille,
Als wäre es ihr letztschweigender Wille.

Über das Meer scheint der Mond hernieder,
Wilde Waser zerschellen an Klippen,
schäumende Gischt zernbricht an Felsgrippen,
und schwindende Wogen kehren wieder.
Du hast die Blaupause.

Mach was draus! Es gibt noch so viele Möglichkeiten.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2012, 21:34   #6
Narziss
 
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Beiträge: 242

Hallo Suzette,
ich danke dir fürs Kommentieren. Das Gedicht hat in seiner Form einige Zeit in Anspruch genommen. Wahrscheinlich werde ich nach euren Anmerkungen nochmal einen genaueren Blick darauf werfen.

Ilka-Maria,
danke für deine Mühe. Ich würde das Gedicht gerne im fünfhebigen Daktylus beibehalten, werde mir aber noch etwas einfallen lassen, um die Adjektivanhäufungen zu unterbinden.

Es grüßt
Narziss
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Alt 03.07.2012, 21:40   #7
weiblich Ilka-Maria
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Hör auf, an Formen zu kleben.

Laß Dich nur dann auf sie ein, wenn es Dir Spaß macht.

Oder wenn Du es von der sportlichen Seite siehst.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2012, 21:57   #8
Narziss
 
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Beiträge: 242

Es macht mir Spaß. Der gleichmäßige Daktylus soll den Klang der Wogen beschreiben.
Ich klemme mich ganz sicher nicht hinter ein Gedicht, um mir das Leben noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist, keine Sorge.
Narziss ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.07.2012, 17:07   #9
männlich Martand
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Hallo Narziss,

dein Gedicht finde ich im wahrsten Sinne des Wortes ein starkes Stück.
Die Adjektive gefallen mir dabei besonders, und die Art, althochdeutsche mit neuen Worten in die Poesie einzuführen, finde ich recht geschickt. Sicher hast du deinen Stil gefunden, doch würde der Text mir phantasiebezogen und literarisch noch besser gefallen, würdest du auch mal einen sprechen lassen .

Viele Grüße
Martin
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Alt 04.07.2012, 17:17   #10
Narziss
 
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Hallo Martand,

danke für das Lob.
Was meinst du genau mit "einen sprechen lassen"? Das Fehlen des lyrischen Ichs?

Es grüßt
Narziss
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Alt 04.07.2012, 17:43   #11
männlich Martand
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Dabei seit: 04/2012
Beiträge: 745

Zitat:
Was meinst du genau mit "einen sprechen lassen"? Das Fehlen des lyrischen Ichs?
Im Allgemeinen meine ich damit die eher plumpe Beschreibung von Szenarien, die eben durch den gewaltigen Wortfluss lebt. Z.B. hätte es mir besser gefallen, wäre beispielsweise ein Wanderer (Wie fühlt sich der Wind, Sturm für ihn an?) durch den aschweißen Nebel gewandert - so muss ich mir das Bild selber malen, und ich habe bei deinen Texten in Bezug auf die sprachliche Reife sowieso mit Lesen genug zu tun . Wenngleich eine metaphorische Beschreibung eines Szenarios auch nicht immer ganz schlecht seien kann, so sind die wirklich guten und interessanten ebenfalls mit einem "sprechenden", schwungvollem lyrischen Ich ausgestattet.

Viele Grüße
Martin
Martand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.07.2012, 18:03   #12
Narziss
 
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Ich verstehe, was du meinst. Allerdings ist ein lyrisches Ich nicht zwingend notwendig. In diesem Gedicht kam es mir mehr darauf an, die Gewalt und die Schönheit der Natur zu beschreiben, was durch das Metrum noch unterstrichen wird. Ein Beobachter hätte da meiner Meinung nach keinen Platz gehabt.

Narziss
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Alt 04.07.2012, 21:27   #13
männlich Thilo
 
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Beiträge: 13

Hi Narziss,
das Gedicht betrachte ich als sehr gelungen. Der saubere Daktylus gibt dem Gedicht eine starke Dynamik, die tatsächlich die Bewegungen des tosenden Meeres fast hypnotisch widerspiegeln. Die Bewegung in dem Gedicht hast du durch den Wechsel von Paarreim (1 + 3 Str) zum Umarmenden Reim (2. Str.) noch beträchtlich verstärkt. Das Gedicht klingt, rauscht, reißt mit. Die Adjektive finde ich passend eingesetzt. Es kann aber auch´Geschmacksache sein.

Aus der 4.Z.1.Str. würde ich versuchen, die Doppelungen zu entfernen. Was würdest du dazu sagen:

1. Schweigend und fast als ob wäre es ihr letzter Wille.
oder
2. Über dem Meer scheint der Mond hoch erhaben, hernieder.


Aber vielleicht findest du noch eine bessere Lösung.




lg Thilo
Thilo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.07.2012, 21:47   #14
Narziss
 
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Beiträge: 242

Hallo Thilo,

danke für dein Lob und deine Ratschläge.
Ich habe noch geringfügige Änderungen vorgenommen, die einen von dir erwähnten Vers mit einbeziehen. Ich poste die neue Version nun einfach mal.

Narziss
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Alt 04.07.2012, 21:49   #15
Narziss
 
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Beiträge: 242

Standard Überarbeitete Version

Der Klang der Wogen

Während sie Berge und Klüfte aus Nebeln erbauen,
Lassen die aschweißen Wolken den Himmel ergrauen.
Ruhe hält Einzug – die See liegt in rastloser Stille.
Schweigend und fast so als wäre es ihr letzter Wille.

Über dem Meer scheint der Mond auf die Riffe hernieder.
Wogende Wasser und Wellen zerschellen an Klippen,
Schäumende Gischt – sie zerbricht an den Felsengerippen;
Jede verschwindende Woge kehrt rasender wieder.

Stürme und Winde verblassen. Ein einziger Wille:
Nur noch die Klänge der Wellen durchbrechen die Stille.
Und sie verweilen bis wieder die Wolken ergrauen,
Um in den Wogen ein anderes Lied zu erbauen.
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lied, meer, wogen

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