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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 15.04.2019, 17:54   #1
männlich Heinz
 
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Standard Die missbrauchte Erato

Ach, so trüb sind deine einstmals klaren, blauen Augen,
Sorgenfalten prägen hässlich deine hohe Stirn,
krumm gewachsen springt die große Nase wie ein Erker
aus dem früher edlen, oft geküssten Antlitz vor.
Deine Lippen, schief verzogen - nur ein tumber Tor
preist die Fratze, und zu meinem allergrößten Ärger
fehlt im Oberstübchen leider manches Gramm Gehirn.
Sprich! Wie solltest du zu meiner Heißgeliebten taugen?

Schieren Kummer künden Hals und Haltung, tief gebeugt
stehst du wie ein welkes Mauerblümchen in der Ecke.
Deine Brüste baumeln in der ausgebleichten Bluse,
schlaff der Bauch, als hätten sieben Kinder wir gezeugt.
Venus schenkte dir zwecks Lustgewinn die schönste Schnecke,
deine Stimme klang wie Engelsang - es blieb ein Krächzen.
Zeig dich wieder schön wie einst und küss mich, holde Muse,
lass mich, Poesie, nicht länger Höllenqualen leiden.
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Alt 16.04.2019, 17:03   #2
weiblich AlteLyrikerin
 
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Beiträge: 1.706

Lieber Heinz,

wie immer formal wunderschön gedichtet. Doch wäre ich Erato, dann würde ich mich jetzt erst recht beleidigt zurückziehen. Kaum sind wir Dichter einmal "impotent", dann machen wir die schöne Erato dafür verantwortlich.
Statt in das Leben einmal wieder so tief und kompromisslos einzutauchen, dass Verse einfach kommen müssen.

Herzliche Grüße, AlteLyrikein.
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Alt 17.04.2019, 07:27   #3
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.878

Liebe AlteLyrikerin,
die Griechen waren es, die sowohl die Musen als auch die Grazien, darüber hinaus die gesamte griechische Götterwelt erfunden haben. Das bedeutet, dass auch die Muse Erato von Menschen geschaffen wurde und natürlich war sie eine schöne Frau.
Wenn nun Menschen das Bild der Muse beschmutzen, das Antlitz zerstören, muss zwangsläufig aus der Muse ein hässliches Weib werden.
Menschenwerk ist die Schöpfung der liebreizenden Muse Erato und (leider) ist es auch Menschenwerk, wenn aus der schönen jungen Dame eine abstoßende Megäre wird.
Ich greife nicht die Muse Erato an (die, nimmt man es genau, eine idealisierte Vorstellung dichtender Menschen ist), sondern die Schreiberlinge, die rücksichtslos das Bild der Muse der Liebesdichtung zerstören.
Meine Bitte richtet sich an die imaginäre Erato:

Zeig dich wieder schön wie einst und küss mich, holde Muse,
lass mich, Poesie, nicht länger Höllenqualen leiden.

Macht, so ist mein Appell, die Muse nicht hässlich durch euer Geschreibsel!
(Also: Kein Seufzer wegen fehlender Musenküsse).

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 17.04.2019, 11:51   #4
weiblich AlteLyrikerin
 
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Beiträge: 1.706

Lieber Heinz,

Dank Deiner Erklärung verstehe ich meinen Irrtum. Doch ich denke, kein "Geschreibsel" hat wirklich die Macht die Muse der Dichtung zu beschädigen. Das ist einmal wieder eine typische Übertreibung der Wirkung unserer Texte, seien sie nun echte Poesie oder erste Anfänge und Versuche.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Alt 17.04.2019, 12:41   #5
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.878

Liebe AlteLyrikerin,
Deine Worte muss man genau lesen. Du schreibst: "Doch ich denke, kein "Geschreibsel" hat wirklich die Macht die Muse der Dichtung zu beschädigen."
Damit hast Du Recht.
Aber ich könnte Dir Dutzende Gedichte zitieren, die das Gewand der Muse beschmutzen.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 19.04.2019, 07:40   #6
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.662

Lieber Heinz,

Zitat:
Zitat von Heinz
Aber ich könnte Dir Dutzende Gedichte zitieren, die das Gewand der Muse beschmutzen.
Vielleicht macht das "Dreckige Dutzend" die Muse nur stärker. Auf jeden Fall adelt es die anderen Gedichte.

Wie immer von dir, perfekt in Wort und Bild.

Liebe Grüße
Nöck
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Alt 23.04.2019, 19:55   #7
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.878

Lieber Nöck,
vielen Dank für Deine Lob. Bin aber nach acht Stunden Autobahn ein bisschen groggy.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 24.04.2019, 23:35   #8
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

wieder einmal etwas vom feinsten, dass mein eisiges herzchen auf etwa 55 Hertz drängt. ich liebe diesen hochspannungsbereich. andere mitglieder wie so manche strandvögelinnen lieben meinen zustand eher nicht. auch dann nicht wenn sie durch meine frequnezige kritik mehr als 1000 kliks bei einem text haben der normalerweise 5-10 haben würde. undank ist der poetessas lohn an deinen winzigen freund, lieber Heinz.


Zitat:
Ach, so trüb sind ihre einstmals klaren, blauen Augen,
Sorgenfalten prägen hässlich ihre schöne Stirn,
krumm gewachsen kam hier ein Berserker,
viel zu früh aus dunkeln ach gehasstem Kerker.
Seine Lippen, schief verzogen - eine böse Terrier-Fratze,
kam ohn' Lobpreis für den kunstlos leeren Text der alten Katze,
die oberstübchenweis leider bar jeglichem an Phantasie.
Doch über tausend Kliks gäbs ohne Zecken-Ralfchen nie.
habe mir heute zum dinner einen gedämpften fisch in limettensauce gemacht. ein Thai-rezept. hatte einen billigen dampfgarer im letzten winkel meiner küchenabstellkammer entdeckt. den Muölitgourmet von Braun. ein tolles gerät. gekauft und nie verwendet. Und jeder der sich ein Einbau-Dampfgargerät für die küche einreden lässt ist ein Vollidiot. Lucy und ich haben dazugehört. Wir haben mit diese Kiste in der Küche in ihrer Wohnung - ich glaube das Gerät hatte fast 2000 € gekostet - dreimal gekocht. Ich hoffe hab dich nicht aufgeweckt. Wir lesen uns morgen...
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2019, 01:32   #9
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.878

Liebes Ralfchen,
schraub die Frequenz herunter - mit einem Herzkasper ist nicht zu spaßen!
Nein, Du hast mich nicht geweckt - ich habe in meinem Tohuwabohu ein wichtiges Schriftstück gesucht (und endlich gefunden). Zu einer ordentlichen Antwort richt es aber nicht mehr, weil nur mir noch ein paar Stündchen Schlaf
übrigbleiben. Morgen mehr.
Liebe Grüße,
Heinz
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