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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 23.04.2015, 00:05   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Standard Paul

Paul, du warst so nicht gewollt, was man ja von so vielen kennt.
Doch du warst nicht mal ein Unfall - du warst ein Experiment.
Du warst immer schon zu spät; das ging bei der Geburt schon schief,
als du erst am späten Abend kamst, als schon die Sportschau lief.
Daher sahst du deinen Vater Freitag drauf das erste Mal,
als er eilig seine Koffer packte und sich davon stahl.
Denn der hatte einfach auf den ganzen Scheißdreck keine Lust.
Mama sah die Schuld in dir und sie entzog dir ihre Brust.
Wenn die andern lachen, schweigst du - vielleicht lacht man über dich.
In den meisten Fällen stimmt das wohl so ziemlich unterm Strich.
In der Schule hört dir keiner zu und keiner nimmt dich ernst,
weil du immer schlecht gelaunt bist und du viel zu langsam lernst.
Denn du hast Legasthenie, doch du weißt nicht, wie man das schreibt
und das wird leider nicht besser, wenn man zwei mal sitzen bleibt.
Alle halten dich für seltsam und was seltsam ist, ist schlecht.
Als dein Mandala ganz schwarz ist, denkst du: "Ja, die haben recht!"
Also, schließt du erstmals glücklich, hat das alles keinen Sinn.
Darum willst du dich erhängen - nicht mal das kriegst du noch hin.
Nicht bei Gründen, bei Skandalen ist ein jeder plötzlich Ohr:
In der Schule findet man es lustig - nimm es mit Humor!
Wenn die ganze Welt dich hasst, dann hasse mit, verzage nicht!
Werde Autor, fass kompakt dein Leben ein in ein Gedicht!
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2015, 10:30   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Lieber Schmuddelkind -

Da weiß ich nicht, ob ich heulen oder grinsen soll.
Es ist nämlich so wahr, daß es eine Schande (für die Mitmenschen) ist.

Ich bin ein- oder zweimal gestolpert.
Macht aber nichts.


Lieben Gramgruß
vom
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.04.2015, 12:43   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Schmuddelkind,

schön, wieder was von dir zu lesen. Textest du jetzt Rap?

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2015, 14:00   #4
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Vielen Dank!

Zitat:
Ich bin ein- oder zweimal gestolpert.
Das kann ich verstehen; die langen Verse machen es ohnehin schon schwer zu lesen und darüber hinaus noch zwei, drei Rhythmuswechsel. Ich müsste es einfach mal vorlesen; dann wird wohl klarer, wie es klingen soll und ja (@gummibaum) - dann klingt es tatsächlich schon ziemlich nach Rap. Man muss es jedenfalls schnell lesen.

Zitat:
Da weiß ich nicht, ob ich heulen oder grinsen soll.
Es ist nämlich so wahr, daß es eine Schande (für die Mitmenschen) ist.
Ich war mir nicht so ganz sicher, ob ich das posten soll, weil es natürlich etwas gewagt ist, dieser Schwere mit einigem Humor zu begegnen und der Schluss ist natürlich dafür prädestiniert, in irgendjemandes falschen Hals zu geraten. Aber letztendlich glaube ich, dass diejenigen, die sich darin wiedererkennen können, verstehen, wie es gemeint ist und da wollte ich einen (wenn auch etwas zweifelhaften) Trost anbieten.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2015, 16:49   #5
männlich Pit Bull
 
Benutzerbild von Pit Bull
 
Dabei seit: 08/2012
Ort: Berlin
Alter: 57
Beiträge: 1.878

Hallo Schmuddelkind,

ich wurde erst jetzt auf diesen Text resp. Rap aufmerksam und ich finde, du hast deine Sache richtig gut gemacht.

Nur stört mich die dreimalige Wiederholung von „schon“ in V3 und V4:

Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Du warst immer schon zu spät; das ging bei der Geburt schon schief, als du erst am späten Abend kamst, als schon die Sportschau lief.
Dazu meinerseits ein Änderungsvorschlag:
Du warst pausenlos zu spät; das ging bei der Geburt schon schief,
als du erst am späten Abend kamst, als grad die Sportschau lief.

Und aus diesem Satz werde ich nicht schlau:
Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Also, schließt du erstmals glücklich, hat das alles keinen Sinn.
Insgesamt aber ein vorzeigbares Werk.

VG Pitti
Pit Bull ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2015, 16:53   #6
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Zitat von Schmuddelkind
Also, schließt du erstmals glücklich, hat das alles keinen Sinn.


Also - schließt du ....
Oder
Also: schließt du ....
Ich nehme an, daß das glücklich ein erleichtert bedeuten soll.
Das in meinen Augen nicht ganz korrekte "erstmals" verstehe als "zuerst einmal", "vorerst" und nicht als "zum ersten Mal".

Obwohl es Schmuddelkind wahrscheinlich genauso gemeint hat.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2015, 23:45   #7
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Werde Autor, fass kompakt dein Leben rein in ein Gedicht!

Hallo Schmuddelkind,

ein erschüttendernder Text, der auf jeden Fall sehr nachdenklich macht.

Lieben Gruß,

Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2015, 21:53   #8
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Danke für die vielfältigen und konstruktiven Reaktionen, ihr Lieben!

Zitat:
Nur stört mich die dreimalige Wiederholung von „schon“ in V3 und V4:
Da hast du absolut recht. Ist wirklich ziemlich nervig. Ich weiß noch, dass mir das Gedicht vor etwa einem halben Jahr beim Spaziergang eingefallen ist und in der Eile konnte ich es nur lückenhaft in mein Handy tippen (kann mit diesem Touchscreen-Quatsch sowieso nicht so richtig umgehen). Als ich dann zuhause war, hab ich es sehr hastig in den PC gehämmert, dass mir keine Zeilen entfallen. Dabei kam es natürlich zu Unsauberkeiten und ich war zu faul, diese zu glätten.

Deine Änderungsvorschläge finde ich gut und muss dir alleine schon für deine Mühe danken. "pausenlos" trifft es vielleicht nicht ganz, aber jedenfalls besser als drei mal "schon" zu schreiben.

Zu dem Satz (@Pitti und Thing):

Zitat:
Also, schließt du erstmals glücklich, hat das alles keinen Sinn.
Streng genommen hätte ich Anführungszeichen verwenden müssen, die ich dann aber zu hässlich und "leseflussgefährdend" empfunden hätte. Eigentlich war es so gemeint:

Zitat:
"Also", schließt du erstmals glücklich, "hat das alles keinen Sinn."
Zitat:
Ich nehme an, daß das glücklich ein erleichtert bedeuten soll.
Auch. Aber v.a. meinte ich es als Bezug auf Ludwig Tiecks Gedicht "Melancholie", das die Todessehnsucht eines unglückseligen Daseins in unvergleichlich einnehmenden Worten ausdrückt:

Zitat:
Ja, erst im ausgelöschten Todesblick
Begrüßt voll Mitleid dich das erste Glück.
Insofern soll "erstmals" tatsächlich, wie du dir schon dachtest (aber "vorerst" ist natürlich auch nicht unpassend), "zum ersten Mal" bedeuten, aber ganz korrekt ist es natürlich nicht. Da gebe ich dir recht.

Zitat:
Werde Autor, fass kompakt dein Leben rein in ein Gedicht!
Ich meinte das Verb "einfassen".
Ansonsten freut es mich aber sehr, dass der Text etwas in dir bewegt hat, Letreo.

LG
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ausgrenzung, inspiration, selbsthass

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