Eine kurze Geschichte Europas
2030: Nach der Entdeckung der Beine als Fortbewegungsmittel liegt die deutsche Automobilindustrie am Boden. Die Bundesregierung erkennt, dass es im mitteleuropäischen Wirtschaftsraum nunmehr nur noch zwei zukunftsträchtige Industriezweige gibt: Tabak und Waffen.
2031: Das Bundesgesundheitsministerium strahlt eine PR-Kampagne im Internet aus: „Rauchen Sie sich gesund! Eine Zigarette verkürzt die Lebenszeit um 12 Sekunden. Ein Spaziergang von 100 metern verlängert die Lebenszeit um 22 Sekunden. Nehmen Sie Ihre Raucherpausen zum Anlass für einen Rundgang um den Block! Mit etwas Planung erreichen Sie eine positive Nettobilanz. Das Gesundheitsministerium unterstützt Sie gerne bei Ihrer individuellen Raucherplanung. Rauchen Sie sich gesund!“ Die Aktion, die mit den vor den Schäden des Rauchens warnenden EG-Gesundheitsministern nicht abgesprochen war, führt zu anhaltend dicker Luft zwischen Deutschland und der EU. Zum Eklat kommt es, als Deutschland gegen die EU-Direktive zum Rauchverbot in Kindergärten verstößt.
2032: Begleitend zur Initiative „Bürger, seid wachsam!“ beschließt die Bundesregierung, automatische Handfeuerwaffen für den freien Handel zuzulassen. Die aufstrebende Oppositionspartei „Neue kommunistische Plattform“ läuft Sturm gegen die „zunehmende Militarisierung der Gesellschaft“ und deckt sich mit 2000 Mgs ein.
2033: Aggressionen an der usbekisch-kasachischen Grenze rufen die EU-Komission auf den Plan. Beratungen über ein Waffenembargo gegen Kasachstan verlaufen allerdings ergebnislos, weil Deutschland das Vorhaben blockiert. Österreich droht daraufhin, den Brenner für deutsche Kraftfahrzeuge zu sperren; die spanische Regierung denkt laut über ein Alkoholverbot an mallorcinischen Stränden nach. Aus Protest tritt Deutschland aus der EU aus.
2034: Bundeskanzler Oliver Pocher veröffentlicht einen Mitschnitt des kasachischen Außenministers: „Die Usbeken haben doch keine Eier in der Hose.“ Die Krise eskaliert, als usbekische Soldaten genau einen Fuß über die kasachische Grenze setzen, um vor den kasachischen Grenztruppen ihre Hosen fallen zu lassen. Es kommt zum Krieg. Zur Befriedung der Region entsendet die EU 10.000 Mann in die Grenzregion, ohne in dem Konflikt selbst Position zu beziehen und gerät dabei zwischen die Fronten. Die neue kommunistische Plattform tritt an der Seite Kasachstans dem Krieg bei, um die Unabhängigkeit Kasachstans gegenüber dem „europäischen Imperialsmus“ zu verteidigen. Nun kämpfen deutsche Kommunisten an der Seite kasachischer Großbauern gegen usbekische, französische, belgische und polnische Truppen in einem Krieg um ein Stückchen Wüste. Alle haben eines gemeinsam: deutsche Waffen. Deutschland feiert die WM im eigenen Land.
2035: Russland entschließt sich, dem Krieg an der Seite Usbekistans beizutreten, da die Aggression eindeutig von den provozierenden Aussagen des kasachischen Außenministers ausging. Die USA sehen darin eine Gefährdung von Nato-Bündnispartnern auf einer Befriedungsmission und fliegen Luftangriffe auf russische Stellungen in Kasachstan. Russland antwortet mit der Besetzung des Baltikums. Die Nato baut in Polen die Front gegen Russland auf. Nukleare Mittelstreckenrakten verwüsten große Teile Osteuropas. Die deutsche Waffenindustrie verzeichnet Rekordgewinne. Der Arbeitsminister vermeldet: „geringste Arbeitslosenquote seit 21 Jahren!“
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19.03.2014, 12:53
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