Vom Stadtwohnen bei Poetry.de

Zaubersee · 05.03.2016, 09:36

unter der stadt
wohnt ein wilder fluss
oft geistert´s aus ihm
in dunkler nacht – poltert
rumpelt und rauscht
wirres flüstern spuckt nebel
aus gullideckeln
jack the ripperschritte auf asphalt
flussritter glotzen
durch die fenster schöner dirnen
die weinen und stöhnen
raufen sich die haare
ja unter der stadt
da wohnt ein wilder fluss

in der stadt wohnt
eine kesse maus
tags raschelt´s in den läden
die brot und kuchen kneten
schwarzaugen glitzern im silberfell
mauseohren wie zwei fächer
huschen im mehl und knuspern im zucker
der schwanz wie ein wurm
die katz schleckt sich das maul
ja in der stadt
da wohnt eine maus

und vor der stadt
da wohnen wir
des mittags wachsen kinder
aus uns´ren händen - uns´ren füßen
des nachts klingt frohes lachen
aus wegen und aus straßen
zwischen kochtopf – windeln
gummibärchen
da fahren wir im gelben golf
und haben uns so lieb
ja vor der stadt
da wohnen wir

über der stadt
fliegt ein garstiger geist
frisst frieden auf und träume
rasselt sterne fort - bricht liebe
dann rufen wir zum mondenhimmel
hey geist – hier nimm den sonnenaufgang
der kitzelt dich am herzen
backt hoffnung dir aus morgenrot
ja über der stadt
da wohnt ein garstiger geist.

C. Mara Krovecs / 2006

Versard · 05.03.2016, 11:53

Wundervollst

Bei uns fließt ein Fluss mitten durch die Stadt. Die Emscher. Sämtliche Fäkalien der Stadt werden in diesen Fluss geleitet. Im Sommer, in der Festivalsaison, kann man sie riechen.

Ilka-Maria · 05.03.2016, 14:35

Zitat:

Zitat von Versard

Wundervollst

Bei uns fließt ein Fluss mitten durch die Stadt. Die Emscher. Sämtliche Fäkalien der Stadt werden in diesen Fluss geleitet. Im Sommer, in der Festivalsaison, kann man sie riechen.

Das scheint sich jezt zu ändern. Heute ist in der FAZ auf S. 8 ein Artikel über den Umbau der Abwasserkanäle entlang der Großstädte Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Duisburg und Oberhausen ("Generationen-Projekt Emscher-Umbau", so im Untertitel des Artikels). Das Projekt soll 4,5 Milliarden Euro kosten.

Aber das nur nebenbei. Das Gedicht ist originell, für meinen Geschmack aber etwas zu "füllig".

LG
Ilka

Zaubersee · 05.03.2016, 17:15

Lieber Versard, liebe Ilka-Maria,

vielen Dank für eure Meinung zu meinem wilden Text ;-)

Versard, das muss grauenvoll sein ... dem Geruch kann man ja kaum ausweichen ... oder "überriecht" man es irgendwann? Ich stell mir grad vor, dort in den Essmeilen einen kleinen Snack zu kaufen und essen zu wollen ... hmm...

gut, dass sich da jetzt etwas ändern soll...

Aus dem Norden :-)

Mara

dr.Frankenstein · 06.03.2016, 00:26

Wirkt irgendwie wie eine Bewohnte Geisterstadt, aber doch irgendwie subjektiv leer.....

und dann schwenkt es auf Katze und Maus. Auf das Einzelschicksal und verschwindet in den Himmel, nach einem kurzen Besuch von euch.

kommt gut

Zaubersee · 06.03.2016, 23:26

... Geisterstadt, so hab ichs noch nicht gesehen, ja, irgendwie wahr; mit diesem "Schnellblick" darauf; was es so alles gab und gibt in Städten ... ist erstaunlich, wenn man einzelne Bereiche unzusammenhängend darstellt.

Zitat:

aber doch irgendwie subjektiv leer.....

Tatsächlich besucht das lyrische Ich in diesem Fall die Stadt nur, es wohnt vor der Stadt und überlässt den immer vorhandenen Mäusen und Katzen die heimliche Herrschaft, denn die sonderbaren Menschen kommen und gehen ;-) und schaffen den Tierchen ihre Paläste voller Leckereien. Vielleicht hätte ich den Text unter Humor setzen sollen, er ist ja mit einem Augenzwinkern zu betrachten.

zu spät ;-)

dr.Frankenstein · 07.03.2016, 00:45

ob die Katzen sich da wundern?

Zaubersee · 07.03.2016, 01:10

Herr dr. frankenstein+,

Katzen gehen immer davon aus, dass Notwendigkeiten für sie erledigt werden; denn sie sind unschlagbar königlich. Daher werden sie in jener Geisterstadt glauben, dass die Mäuslein nur für sie angerichtet wurden. Von all ihren eigenen Menschen. Die Mäuse wiederum werden denken, dass sie unglaublich geschickt und klug sind und Menschen locker bemundrauben können ... mein König zu Hause ist ein tyrannischer Herrscher über sein Menschenvolk ... wenn´s nicht pünktlich Futter gibt, wird an der Terrassentür
mit beiden Pfoten laut, deutlich, schnell und alternierend "geklopft".

Da wunder ich mich immer ... wieder :-)

05.03.2016, 09:36	#1
Zaubersee Dabei seit: 11/2014 Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ... Alter: 66 Beiträge: 2.583 Meine Gedichte Meine Favoriten	Vom Stadtwohnen unter der stadt wohnt ein wilder fluss oft geistert´s aus ihm in dunkler nacht – poltert rumpelt und rauscht wirres flüstern spuckt nebel aus gullideckeln jack the ripperschritte auf asphalt flussritter glotzen durch die fenster schöner dirnen die weinen und stöhnen raufen sich die haare ja unter der stadt da wohnt ein wilder fluss in der stadt wohnt eine kesse maus tags raschelt´s in den läden die brot und kuchen kneten schwarzaugen glitzern im silberfell mauseohren wie zwei fächer huschen im mehl und knuspern im zucker der schwanz wie ein wurm die katz schleckt sich das maul ja in der stadt da wohnt eine maus und vor der stadt da wohnen wir des mittags wachsen kinder aus uns´ren händen - uns´ren füßen des nachts klingt frohes lachen aus wegen und aus straßen zwischen kochtopf – windeln gummibärchen da fahren wir im gelben golf und haben uns so lieb ja vor der stadt da wohnen wir über der stadt fliegt ein garstiger geist frisst frieden auf und träume rasselt sterne fort - bricht liebe dann rufen wir zum mondenhimmel hey geist – hier nimm den sonnenaufgang der kitzelt dich am herzen backt hoffnung dir aus morgenrot ja über der stadt da wohnt ein garstiger geist. C. Mara Krovecs / 2006

05.03.2016, 11:53	#2
Versard Dabei seit: 12/2014 Ort: Gelsenkirchen Alter: 34 Beiträge: 1.750 Meine Gedichte Meine Favoriten	Wundervollst Bei uns fließt ein Fluss mitten durch die Stadt. Die Emscher. Sämtliche Fäkalien der Stadt werden in diesen Fluss geleitet. Im Sommer, in der Festivalsaison, kann man sie riechen.

05.03.2016, 17:15	#4
Zaubersee Dabei seit: 11/2014 Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ... Alter: 66 Beiträge: 2.583 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Versard, liebe Ilka-Maria, vielen Dank für eure Meinung zu meinem wilden Text ;-) Versard, das muss grauenvoll sein ... dem Geruch kann man ja kaum ausweichen ... oder "überriecht" man es irgendwann? Ich stell mir grad vor, dort in den Essmeilen einen kleinen Snack zu kaufen und essen zu wollen ... hmm... gut, dass sich da jetzt etwas ändern soll... Aus dem Norden :-) Mara

06.03.2016, 00:26	#5
dr.Frankenstein Dabei seit: 07/2015 Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken Alter: 41 Beiträge: 5.465 Meine Gedichte Meine Favoriten	Wirkt irgendwie wie eine Bewohnte Geisterstadt, aber doch irgendwie subjektiv leer..... und dann schwenkt es auf Katze und Maus. Auf das Einzelschicksal und verschwindet in den Himmel, nach einem kurzen Besuch von euch. kommt gut

07.03.2016, 00:45	#7
dr.Frankenstein Dabei seit: 07/2015 Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken Alter: 41 Beiträge: 5.465 Meine Gedichte Meine Favoriten	ob die Katzen sich da wundern?

07.03.2016, 01:10	#8
Zaubersee Dabei seit: 11/2014 Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ... Alter: 66 Beiträge: 2.583 Meine Gedichte Meine Favoriten	Herr dr. frankenstein+, Katzen gehen immer davon aus, dass Notwendigkeiten für sie erledigt werden; denn sie sind unschlagbar königlich. Daher werden sie in jener Geisterstadt glauben, dass die Mäuslein nur für sie angerichtet wurden. Von all ihren eigenen Menschen. Die Mäuse wiederum werden denken, dass sie unglaublich geschickt und klug sind und Menschen locker bemundrauben können ... mein König zu Hause ist ein tyrannischer Herrscher über sein Menschenvolk ... wenn´s nicht pünktlich Futter gibt, wird an der Terrassentür mit beiden Pfoten laut, deutlich, schnell und alternierend "geklopft". Da wunder ich mich immer ... wieder :-)