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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 20.03.2013, 06:38   #1
weiblich Rebird
 
Dabei seit: 05/2011
Ort: wonderland
Alter: 41
Beiträge: 1.462

Standard Scheibenglastheater

Theater spielt zur abendlichen Stunde -
zu hohen Rängen ruft man mich hinauf.
Visierter Blick, mit unbewegtem Munde.
Erleichtert setze ich mich in die Runde,
nur kurz, bis ich allein nach Hause lauf.

Beim nassen Keller senke ich den Blick;
drei Männer stehen hinter Maschenzaun
und geben sich, in ihrer Welt, den Kick:
in Kettenformation, und Stück an Stück,
gehn, aneinander festgenäht, fünf Frau'n.

Ein andrer Mann, mit einzig einem Schlag,
läßt Frauen, so wie Luftballons, zerplatzen.
Ein völlig stinknormaler Höllentag ...
Warum ich zu berichten mich hier wag'? -
Ich habe keine Angst vor diesen Fratzen!

Im letzten Augenblick komm ich nach Haus,
verschließ die Tür und knips die Lichter aus!




(Lachend kringelte ich mich in Wohlbehagen,
bevor der Tanz des Eingefleischten begann -
seine Bewegungen ließen sich kaum ertragen,
dahinter stehend sah ich es mir betroffen an.
Als ich sein zerschundenes Gesicht besah,
die unmenschlichen Zeichen unter der Haut,
da spricht es : "Ich habe an dem Tatar
mir die Zunge blutig gekaut!"
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Saß ich in der grellen Gasse,
Laden voll getrübter Masse;
fremd ist mir der Junge~Mann da,
der so seltsam mir bekannt war.
Redet da so böse Dinge:
Ängstlich hängt er an der Schlinge,
dessen Mannes, den ich sehe,
hinter Ecken wo er stehe -
schleichend gaffte ja der Kranke
hinter einer jeden Schranke!
Wie ich wohl entsetzlich schaue,
meinen Augen gar nicht traue ...
Hinter Scheiben, wo ich weinend stand,
sah ich, wie das Monster still verschwand.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Brennendes Schwarz gleicht an Blick.
Begehe finstere Straßen, die langen.
Schauderketten binden einen Strick;
Wurzelschläge - so bin ich gefangen.

Greller Schein sticht nach den Augen,
bevor sich letzter Lichtquell aufhebt.
Schrille Schreie, die an mir saugen,
bereits der letzte Hauch entschwebt.

Hochprozentig!! Jetzt heizt es Innen -
säurebrodelnd schäume ich mich fort.
Weißdunstiger Beschlag, von Sinnen
entschwinde ich langsam diesem Ort.

Schwächer, schwerer, müd die Glieder.
Ausgeätzt - so knalle ich von dannen -
Und in's Nichts lass ich mich nieder ...
Nichts und niemand kann mich fangen!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Weinend hinter Scheibenglas
sah ich, wie der Teufel fraß -
durstig fesselt uns sein Blick ...
Entkomme seinem Leidesstrick!)
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