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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 30.01.2013, 16:56   #1
weiblich -33-
 
Benutzerbild von -33-
 
Dabei seit: 12/2012
Ort: Schatten
Alter: 39
Beiträge: 15

Standard Folge den Fäden

Zwei Jahre schon
sind wir zu zweit
du tust alles für mich
und ich für dich

wir lieben uns
wir trösten uns
wir küssen uns
wir kennen uns

doch etwas fehlt
das spürst du auch
der wahre Kern
bleibt uns verwehrt

wer bist du wirklich?
wer bin ich?
ich kenne dich nicht
weder dich noch mich

also folge ich den Fäden
die an deiner Seele hängen
zu den Fingern des Spielers
der dich führt und lieben lässt

und dann folge ich den Fäden
die an meiner Seele hängen
zu den Fingern des Teufels
der mich lenkt und fragen lässt

wir lieben uns
doch nicht im kern
wir trösten uns
doch nur für uns selbst
wir küssen uns
weil sie es wollen
wir kennen uns
doch nicht genug

niemehr will ich den Fäden folgen
das Puppenspiel ist mir genug
nur Dämonen und Teufel warten dort
am ende der Fäden
die unsere Seelen lenken
-33- ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2013, 19:23   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Mein lieber Schwan!

Das ist Qualität, die so unerwartet erst einmal verdaut werden muss.

Die ersten beiden Strophen sind die reinen Blumenkörbchen: Zwei Jahre voller Liebe und Turteilei.

Die beiden nächsten Strophen: Zweifel am Partner und an sich selbst, am gegenseitigen Erkennen und am Erkennen des Selbst. Und es fehlt etwas (hoppla, wurden da Erwartungen nicht befriedigt?)

Die folgenden vier Strophen entlarven das Selbst und den Partner als Marionetten. Eine Lösung ist nicht in Aussicht.

Ich hätte jetzt einige Ideen für eine Analyse, will das aber nicht so spontan tun, weil ich mehrere Zielpunkte ansteuern könnte: Der Kreis schließt sich, indem die Lebenspartner ihre Marionettenrolle annehmen und durchspielen. Sie nehmen nicht an und beenden die Beziehung. Sie driften auseinander und kommen immer wieder zusammen mit neuen Erkenntnissen. Sie nehmen sich gemeinschaftlich das Leben. Oder neuer der eine Partner fühlt die Diskrepanzen und wird depressiv ... es gibt so viele Möglichkeiten.

Oder einfach nur Enttäuschung, weil die Erwartungen an den Partner unrealistisch hochgeschraubt waren?

Wer weiß ...

Deshalb belasse ich es dabei und sage nur:

Ein starker Text.

Beste Grüße
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2013, 20:30   #3
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, -33,

dein Text hat auch bei mir einen starken Endruck hinterlassen.
Er beschäftigt mich sehr!
Besonders die Aussage, dass die Beziehung als Puppenspiel bezeichnet wird
(tolle Idee, die Metaper mit den Fäden) und die Verse in Str.7

wir küssen uns
weil sie es wollen

lassen mich an eine nicht ganz freiwillige Beziehung denken (Druck der Familie?).
Das lyrIch hat am Ende anscheinend schon eine Entscheidung
gefällt, es will nicht weiter forschen; ob es die richtige ist?

nachdenkliche Grüße,
simbaladung
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2013, 15:35   #4
weiblich -33-
 
Benutzerbild von -33-
 
Dabei seit: 12/2012
Ort: Schatten
Alter: 39
Beiträge: 15

Liebe Ilka-Maria, liebe Simbaladung,

vielen Dank für das große Lob und die unglaublich vielschichtigen Interpretationen! Ich bin immer sehr impulsiv wenn ich solche Texte schreibe und traue mich hinterher auch nicht gleich an eine Reflektion heran. Danke, dass ihr euch die Zeit dafür genommen und euch sogar selbst in meinen Worten wieder gefunden habt!

Natürlich ist dies ein sehr persönlicher Text, der mit meiner aktuellen Einstellung zu Beziehungen zu tun hat. Leider habe ich noch nicht für mich herausfinden können, ob diese Einstellung gut für mich ist oder nicht. Der Gedanke, eine Marionette zu sein und nach den Wünschen und Motiven eines anderen, möglicherweise sogar Fremden zu agieren ist im Grunde unerträglich für mich. Leider fühle ich in Beziehungen leider zu oft auf diese Weise, nicht nur in Liebesbeziehungen. Zu sich selbst zu stehen und die Fäden zu durchtrennen ist eines der schwersten Herausforderungen, denen man sich im Leben stellen muss. Hierfür gibt es viele Gründe, zum einen, weil es so schwer ist, sich selbst im Kern zu erkennen und zum anderen, weil ein Loslösen von allen Fäden schnell zu Gefühlen der Angst und Einsamkeit führen kann.
Ob es einen Ausweg aus diesem Teufelskreis gibt? Allein sein und Beziehungen zu scheuen ist jedenfalls keine Lösung.
-33- ist offline   Mit Zitat antworten
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Stichworte
beziehung, illusion, liebe



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