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Alt 11.05.2016, 22:47   #1
weiblich esperanza
 
Dabei seit: 05/2016
Alter: 30
Beiträge: 1

Standard Das große Warum

Ich drehe mich. In meiner kleinen Welt. Wir alle drehen uns. Doch worum drehen wir uns? Wir haben Vorstellungen, Wünsche, Hoffnungen. Erwartungen an unser Leben. Sind wir aus einem bestimmten Grund hier? Was ist der Sinn? Was ist mein Sinn? Mein Sinn des Lebens? Mein Zweck der Existenz?

Jemand, den ich nicht persönlich kannte, hat sich diese Frage gestellt. Eine Antwort darauf konnte er jedoch nicht finden. Es scheint, als hätte er sich im Kreis gedreht. Ständig um diese eine Frage. Für ihn war es zu spät. Er wollte sich nicht mehr auf die Suche nach Antworten begeben. Oder fand seine eigene Antwort bereits... Er beschloss, die Reise zu beenden.
Jeder Mensch ist für sein Leben selbst verantwortlich. Ist also auch jeder für die Dauer seines Lebens selbst verantwortlich?
Manche Menschen müssen diese Welt viel zu früh verlassen, während andere sich bewusst dafür entscheiden, diesen Weg in das Ungewisse zu gehen. Sich von allem zu befreien. Von den quälenden Fragen nach Sinn, nach dem großen „Warum?“.
Doch was bleibt?

Es bleiben Menschen, die sich genau diese Frage stellen: Warum?
Es bleibt eine unendliche Leere. Sie hinterlassen Trauer. Wut. Verständnislosigkeit. Sie hinterlassen Leid.

Ich habe das Leid gesehen. Mit eigenen Augen. Leere Augen starrten mich an und ich wusste, es bleiben Fragen. Diese Augen sprachen Bände. Bände an diesen Menschen, der sie nicht mehr beantworten konnte.

Du schaust durch mich hindurch und sprichst in Gedanken zu ihm: 'Warum? Hätten wir deinen Weg nicht gemeinsam finden können? Was war es, was dir das Leben nicht mehr lebenswert erscheinen ließ? Woran dachtest du zuletzt? Dachtest du an uns? Hier und jetzt, wie wir weinen und uns Fragen stellen. Wie wir nicht verstehen können, was du uns angetan hast? Ich bin wütend. So wütend. Ich hasse dich.'

Meine Hände zittern, mir fehlen die Worte. Die Sonne blendet. In diesem Moment wünsche ich mir Regen. Tränen erfüllen meine Augen. Wie gern hätte ich dich in den Arm genommen und nie wieder losgelassen. Ich wäre gern mit dir auf der Parkbank sitzen geblieben, bis der Schmerz nachlässt und deine Seele wieder lächeln kann.

Doch schlagartig wird mir klar, dass das nicht geschehen wird. Dass ich mich dir nicht nähern darf, dass ich hier nicht sitzen sollte.
Und plötzlich frage ich mich, warum ich hier bin. Jetzt und hier, mit dir. Und warum bist du hier? Jetzt. Mit mir. Und nicht mit ihr?
Warum weine ich mit dir und warum zum Teufel weinst du mit mir?
Wir sind uns fremd und doch so nah.

Es wird Zeit zu gehen. Wir gehen unsere Wege und ich nehme einen Teil von dir mit. Dein Leiden und die Leere in deinen Augen werde ich niemals vergessen können. Diese Stunden des Vertrauens und der Nähe werden mein Gedächtnis nie verlassen. Ich danke dir für dein Vertrauen, doch ich leide nun mit dir. Allein. Ohne dich.

Warum?
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Stichworte
gedanken, liebe, trauer



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