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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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27.07.2006, 21:33 | #1 |
Entautomatisierungsversuche
Den Blick aufrichten und ich sehe:
vier Balken, zum Viereck geformt, darin die Welt, ich selektiere Input, filtere Geräusche heraus, streiche sie und konzentriere mich auf Visuelles: ein Mensch, ein redender augenscheinlich, denn Ober- und Unterlippe kommen sich näher, nur um sich wieder zu entfernen. Dazu sieht man manchmal seine Zunge und man erwartet Großes, denn gespalten ist sie nicht. Gut, vielleicht ist es das wert, denkt man und fängt an, die Augen zu schließen und die Ohren zu öffnen (nur nicht zuviel der Sinne auf einmal möchte man meinen). Er redet wirklich, Laute bilden Worte und die wiederum ergeben so schön aneinandergereiht eine komplizierte Syntax, nur das mit der Bedeutung ist schwierig: das Zuhören ist nicht schwer, das Aufnehmen erscheint auch nicht unmachbar zu sein, aber... was bedeutet es... für mich... für den Mann, der, ja, der im Hintergrund so unbeteiligt Einkaufstüten trägt... Also, Denkprozesse einleiten, in Fahrt kommen, das Glas nachfüllen und sich selbst einbringen... zwei, drei, vier Minuten und ich verstehe die Bedeutung, doch da kommt etwas, etwas Großes und Wichtiges, ich merke, es quält sich heraus aus Hirnwindungen, schwache Ströme leiten Inhalt weiter, gelangen bis zur Kehle, vorbei am Zungenschleim. Sie bilden Töne, Wörter, Syntax und Bedeutung und ich empfinde väterlichen Stolz über einen frisch geborenen Gedanken, der noch unbeholfen einen Rezeptor in der Außenwelt sucht... fünf Sekunden später verwandelt sich der Stolz, dreht sich herum, geknickt und vernichtet, verbrannt und erloschen... sucht den Grund seiner Existenz und findet ihn nicht, denn der Gedanke ist gestorben, hat kein Gehör gefunden und deshalb (seiner Ansicht nach) keine Daseinsberechtigung; Scharfe Spitzen der Einsicht schneiden sich in mein Bewusstsein und zwingen sich mir auf: die Lippen bewegen sich noch immer aufeinander zu und voneinander weg... wie denn Antwort geben, Einwände bringen, bei einem Monolog? Ich schalte weiter, schalte die Ohren aus, lasse Augenlider sich berühren, folge inneren Richtlinien und stehe vor IHU. IHr Geruch und meine Sinne IHr Geist und mein Ohr... Doch trotz Gegensätzlichkeiten gegenseitiges Verstehen-Wollen und falls das nicht möglich ist zumindest Assoziatives beiderseits So blicke ich tief, tief auf eine... was? „Seele“ sagte mir ein Bekannter einmal, ach so, „Seele“ ich verstehe... nichts... aber doch, ich sehe tiefe Fundamente des Verständnisses aus Diamant gebaut; Ich reiße den Blick aus meinem Körper und es scheint, als ob Sinn sich meiner „S.E.E.L.E.“ bemächtigt und ich verlange bebend einen letzten Vergleich, zwinge meine Augen in den tödlichen Ring, begrenzt durch vier Balken. ich schalte ein: Gehör, Geist, Wille zur Vernunft. „Viel Spaß bei Marienhof wünscht Ihnen die Spargelcreme-Suppe von Maggi Meisterklasse...“ Der Blick wird ermordet, wandert nach innen und sucht das Fundament, das Gehör erschießt sich aus Verzweiflung, der Geist verdurstet, der Wille flieht dorthin, wo er nicht gefunden wird. Ein letzter Schluck 30 % Vol Vergessens wird genommen. „Es ist Zeit“, sage ich und stehe auf. |
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28.07.2006, 17:40 | #2 |
Allgemein
Hallo,
ich finde deine Sprache hat Aussagekraft. Du hast ein paar Stellen die nicht schlecht sind. Die beste ist wie ich finde: "Sie bilden Töne...". Eines fällt mir jedoch auch an dieser Textstelle auf: Man erwartet an der abschließenden Zeile einen anderen Rhytmus, wie Du ihn gibst. Ich kenne keine Fachbegriffe, nur meine Intuition, und die sagt mir da sind 1 bis 2 Silben bzw. Worte zu viel. Es ist ein sehr prosaischer Text. Das Verhältnis wie du verschiedenen Dingen deine Aufmerksamkeit (dein Worte) widmest, ist für mich etwas unstimmig. Insgesamt finde ich den Text aber gut. |
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07.08.2006, 10:01 | #3 |
RE: Allgemein
Hallo,
ja, stimmt, die Stelle muss ich noch mal überarbeiten, wenn ich die Zeit finde. Ich habe in dem Gedicht kaum auf den Rhythmus geachtet, er war mir ziemlich unwichtig. Wichtig war mir, für die drei Themen möglichst viele verschiedene und gut funktionierende Metaphern zu finden. Das ist bisher auch erst die erste Version, die ich in 20 Minuten an irgendeinem Abend heruntergeschrieben habe, deswegen wohl der erzählende Stil. Vielleicht kann ich noch irgendwann dran schrauben und die Prosa ein wenig raus nehmen, mal schauen. Vielen Dank für deinen Kommentar jedenfalls! |
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