Mein einziger Freund

[leflo.]

Mein einziger Freund
hat mir gesagt, dass ich sterben werde.
Und ich weiß, dass der Moment,
in dem Himmel und Erde
nicht mehr das sind,
was sie sind,
nicht vor mir davon rennt.

Mein einziger Freund
hat gesagt, dass es sinnlos ist.
Ich habe Angst seitdem.
Angst, dass er Recht haben könnte.
Fasse feuchte Erde an
und spüre nur Lehm.
Sehe in die Nacht
und erkenne Nichts.
Sehe ins Licht
und werde blind.

Mein einziger Freund
behauptet, er wäre nichts.
Von Nahem
bleibt die Hoffnung
auf Gerechtigkeit.
Wenn ich ihn mit Leichtigkeit
die Tage schlucken seh´,
weiß ich:
in seinem Sommer fällt Schnee.

Mein einziger Freund
bestreitet, ein Jemand zu sein.
Und er sieht sich allein
in der Freiheit verirren.
Umgeben von Spott
und hungrigen Tieren.

Mir scheint, er ist
der einzige Mensch –
der noch kämpft
wenn er aufgibt;
der noch steht
wenn er da liegt;
der nicht weiß, dass er siegt;
wenn er siegt.

Mein einziger Freund
ist lange verschwunden.
Und ich zieh´ meine Runden
ohne ihn.
Ich zähle die Stunden
ohne ihn.
Jeder stirbt in Sekunden
ohne ihn
jemals gesehen zu haben.

Aus dem Morgen wird Abend,
aus dem Abend wird Nacht.
Mein einziger Freund
weint, wenn er lacht,
und hütet sein Versteck.

Mein einziger Freund
ist meilenweit weg.