Fatum (Sonett)

[Thing]

Mir wars, als sei die ganze Welt erhellt.
Es glomm ein Licht beim Blick in seine Augen.
Ich konnte sehen, daß zum Glück sie taugen.
Noch wollt ich nicht, daß jede Schranke fällt.

Hätt's doch das Leben anders angestellt!
Es wollte wringen mich. Und gründlich laugen.
Rein wollt ich's nicht. Ich wollt des Glückes Rauken.
Zuguterletzt: Das Schicksal hat geprellt.

Ist wahrlich jetzt schon lange her und fern.
Seit allzuvielen Jahren fehlt der Mut.
Trau ich den Träumen auch noch allzugern:

Trag nie mehr Halt in eigner, wilder Glut.
O, wäre dort im hellsten Himmelsstern
Tagtäglich eines mir: Sein junges Blut.






15. April 2014

[Thing]

Nachtrag:

Inversionen ließen sich leider nicht umgehen.
Zernichtet mich!
(Der Ausdruck stammt von H.H.)

[Ilka-Maria]

Zitat von Thing

Nachtrag:

Inversionen ließen sich leider nicht umgehen.
Zernichtet mich!
(Der Ausdruck stammt von H.H.)

Die Inversionen sind hier so minimal und dezent, dass sie nicht stören.

Als Sonett ist das Gedicht blitzsauber: fünfhebige Jamben, Reimschema abba/abba/cdc/dcd - klassisch! Auch der Versuch von These/Antithese/Synthese ist deutlich erkennbar. Soweit geglückt.

Was die Formulierungen angeht, ist das oftmals eine Sache des persönlichen Stils und der Sozialisierung. Ich finde in Deinen Gedichten und Kommentaren manchmal Wörter, die mir völlig unbekannt sind. Aber das ist kein Problem, über das sich der Autor den Kopf zerreißen sollte.

LG
Ilka

[Sylvester]

Hallo Thing,

Du beliebst wohl zu scherzen ? Dein erster Sonettversuch (was ich Dir nicht ganz abnehme) ist besser als alle, die ich versucht habe.
Da sieht man's mal wieder: Du hast im kleinen Finger mehr ... (Du weißt schon).

Du baust hier kunstvoll einen sehnsuchts-(/reue- ?) vollen Blick in die Verangenheit des lyrischen Ichs auf.

Gestört habe ich mich nur an "Es wollte wringen mich. Und laugen." Etwas arg verzwirbelt für meinen Geschmack. Außerdem kann ich mit "Glückes Rauken" nicht viel anfangen, mangels botanischer Kenntnisse.

Von "zernichten" kann hier keine Rede sein

Gruß
Sylvester

[Thing]

Es ist wirklich das erste Mal, daß ich mich bewußt an ein Sonett gewagt habe.
Ich hab auch, nach Ilkas Belehrung, mindestens und noch so lang dran gesessen.

Es freut mich, daß es angekommen ist!
Aber - hihihi - es hat noch eine andre Besonderheit!

Die Rauke ist eine wuchernde Gewürzpflanze, die - sofern sie im Garten wuchert - Glück bringen soll.
Kommt bei uns, da ungedüngt und -gespritzt, das ganze Wuchsjahr über in Suppen und Salate.


Herzliche Abendgrüße!

Thing


Hat jemand eine Idee, welcher Titel passen könnte?


*

"Es wollte wringen mich. Und laugen."

Naja - sozusagen das Putztuch in Händen des Schicksals.

[anna amalia]

Lieber Thing,

nun habe ich deinen ersten Versuch entdeckt und ich kann Rhythmus entdecken und es klingt in mir und jetzt wird es mir leichter fallen - hoffentlich - mich dranzuwagen und gleichzeitig schwerer , denn mein hundertster Versuch wird vermutlich nicht halb so gut klingen ...

Na ja, wir sind ja nicht hier, um uns zu vergleichen, sondern um uns zu inspireren ..

Möge der Mondschein dich erwecken,
Möge das Licht der Sterne dich bedecken,
Mögen die Schnuppen mit Sternenstaub sich vergnügen
und deinen Träumen als Inspiration heut genügen...

Gute Nacht

Ännchen

[anna amalia]

Ach und die Überschrift : warum nicht " Junges Blut" ?

und ist nicht Rauke Ruccola? Ich meine doch .. und reimt sich auf Rabauke - auch ein schönes vom Aussterben bedrohtes Wort ..

Hab dich wohl

dein Ännchen

[Thing]

Zitat von anna amalia

Lieber Thing,


Na ja, wir sind ja nicht hier, um uns zu vergleichen, sondern um uns zu inspireren ..

Gute Nacht

Ännchen

Das ist es!
Hättest Du Dich nicht gewagt, hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht gewagt.
Sonett - das ist ein heikles Kapitel.
Ein Sonett schüttelt sich nicht aus dem Ärmel.

Ich habe zwar nicht Blut und Wasser geschwitzt - den Bleistift aber oft angespitzt.
Viel verbessert und korrigiert und an den Fingern abgezählt (zum Glück sieht mich niemand dabei!)!

Früher hab ich hin und wieder sonettoforme Gedichte geschrieben, aber das lag daran, daß mir das 4-4-3-3-Strophenformat gefällt.
Es gibt mir bei manchem Gedichteten eine Art Sicherheitsgefühl.


Weiterhin viel Erfolg!

Späten Gruß
von
Thing

[Ex-Letreo71]

Hat jemand eine Idee, welcher Titel passen könnte?

Hallo Thing,

gerade wollte ich "Junges Blut" schreiben,
upps da war Ännchen mir zuvorgekommen

"Seiner Augen Glück"

LNG Letreo71

[anna amalia]

Thing, du Sonetttalent ( mit drei T oder zwei - keine Ahnung von der neuen Rechtschreibung habe ich) - das Fingerabzählen kenne ich von den Haikus. Alle denken , ich würde Klavierspiel-Trockenübung machen ..

So- jetzt geht kein Sonett mehr, jetzt geht nur das Bett ..


Mondlichtes

vom Ännchen

[Thing]

Zitat von anna amalia

Sonetttalent ( mit drei T oder zwei - keine Ahnung von der neuen Rechtschreibung habe ich)

Ännchen

Nach der grausigen NDR (neue deutsche Rechtschreibung, igitt!) mit drei t. wie Betttuch.
Ich trenn einfach:
Sonett-Talent.
Sieht für mich immer noch besser aus.

Aber jetzt geh ich zu meiner Betttante!

[Thing]

Zitat von letreo71

[I]

gerade wollte ich "Junges Blut" schreiben,


"Seiner Augen Glück"

LNG Letreo71

Das klingt so schön - aber es trifft nicht zu.
Das junge Blut gibts nicht mehr, ebenso wenig das Glück.

Rosenblüte hätte es wahrscheinlich erkannt, aber sie ist mit Vorträgen eigener Gedichte sehr aus- oder gar überlastet.

Auch Dir
"Gute Nacht!"

von
Thing

[anna amalia]

Danke für die Aufklärung , zwei t wären mir lieber gewesen, da bin ich hoffnungslos altmodisch und außerdem ist weniger tatsaechlich oft mehr...

Sterntalergrüsse

Vom

Ännchen

[Thing]

Zitat von anna amalia

Danke für die Aufklärung , zwei t wären mir lieber gewesen, da bin ich hoffnungslos altmodisch und außerdem ist weniger tatsaechlich oft mehr...

Sterntalergrüsse

Vom

Ännchen

Ich schreib nach wie vor tt, ff, ll, nn etc.
Die NDR kann mich mal....!

[anna amalia]

Na, vernehm ich da etwa die Worte eines lustvollen Regelbrechers? Willkommen!!!

Und lass uns weiterhin gemeinsam vom Aussterben bedrohte Worte wie zum Beispiel vielliebchen oder schmausen retten...

Grüsse , wo auch immer du sein magst...

Anna amalia

[Thing]

Ich breche ja keine Grammatikregeln.
Ich sehe lediglich die Erweiterungen (lll - ttt - ) nicht ein und die Verknappungen (Känguru) ebensowenig.
Das Dehnungs-h wird wohl (wol-wol) bald ausgerottet sein.

Das Verbindungs-s ist ja schon dem Tod geweiht.

[anna amalia]

Und auch der Konjunktiv hängt halb am Galgen .. Ganz zu schweigen vom geschmiegten Genitiv , der so oft dem plumpen Dativ weichen muss.

Schade - ich hatte mich schon auf Inspirationen durch den lustvollen Regelbrecher gefreut...

[Thing]

Zitat von anna amalia

Schade - ich hatte mich schon auf Inspirationen durch den lustvollen Regelbrecher gefreut...

Glaub ich Dir.
Aber Dativ und Akussativ sind ebenso unumstößlich wie transitive und intransitive Verben.

[Ex Täubchen]

Jungfräulich sonettet *grins*

Für mich klingt es perfekt und bei dem Titel sind weibliche und männliche Kadenzen bestimmt erwünscht.
Da hat mir jemand mal gesagt, es wäre gut auch darauf zu achten, Kadenzen nicht zu wechseln.
Obs stimmt weiß ich nicht, immerhin kann ich mit den Begriff Kadenzen inzwischen was anfangen.

LG Täubchen

[anna amalia]

Ich will dir glauben und entschwebe mich....

In das Land der Bilder und Berge und umgedrehten Meere...

Ännchen aus dem Halbschlummer

[Thing]

Zitat von Täubchen

, immerhin kann ich mit den Begriff Kadenzen inzwischen was anfangen.

LG Täubchen

Ich leider nicht.
Muß mal im Brockhaus blättern.

Aber irgendwie scheint hier niemand den "wahren" Blick zu haben, was mein Sonett betrifft.

LG
Thing

[Ex Täubchen]

Gute Nacht liebe anna amalia,
Umgedrehte Meere - schön!

das Meer werde ich noch eine Weile betrachten

LG Täubchen

[anna amalia]

Lieber Thing,

Dein Sonett klingt wehmütig und in sich geschlossen und manchmal habe ich hier den eher stummen Blick auf Worte , wie bei deinem Sonett , dass mich innerlich berührte , aber dessen äußere Form mich so aufwühlt..

Guten morgen


Ännchen

[Thing]

Zitat von Ilka-Maria

Die Inversionen sind hier so minimal und dezent, dass sie nicht stören.

Als Sonett ist das Gedicht blitzsauber: fünfhebige Jamben, Reimschema abba/abba/cdc/dcd - klassisch! Auch der Versuch von These/Antithese/Synthese ist deutlich erkennbar. Soweit geglückt.

Was die Formulierungen angeht, ist das oftmals eine Sache des persönlichen Stils und der Sozialisierung. Ich finde in Deinen Gedichten und Kommentaren manchmal Wörter, die mir völlig unbekannt sind. Aber das ist kein Problem, über das sich der Autor den Kopf zerreißen sollte.

LG
Ilka

Wie konnte ich das übersehen!
Danke fürs "geglückt", das ist mir ein außerordentliches Vergnügen!


Liebe Grüße
von
Thing

[Rosmarie]

"Mein Herz ist tot." ???

Lieber Thing,

dein Sonett ist wirklich sehr gelungen!

Ich bin überhaupt baff, wieviel Energie ihr hier in diese besondere und sehr schwierige Form investiert. Aber ich kann den Reiz der Herausforderung nachvollziehen. Thing, dein Werk ist jedenfalls überzeugend! Es fließt nur so und erzeugt allein durch seinen speziellen Rhythmus bei mir ein Gefühl, was sehr gut zu deinem Thema passt.

Herzliche Morgengrüße, auch in die Runde
Rosmarie

[Thing]

ja, das ist das Gerüst _
MEIN HERZ IST TOT
Ich hoffe, es steht in Einklang mit dem Text.

Ich freue mich sehr über Dein Lob!
Die Herausforderung hat mich gereizt, aber jetzt ists erst mal gut.

Auch Dir einen wunderschönen Tag!


Liebe Grüße
von
Thing

[Thing]

Leicht veränderte Fassung:


.
Mir wars, als sei die ganze Welt erhellt.
Es glomm ein Licht beim Blick in seine Augen.
Ich konnte sehen, daß zu Glück sie taugen.
Noch wollt ich nicht, daß jede Schranke fällt.

Hätt's doch das Leben anders angestellt!
Es wollte wringen mich. Und gründlich laugen.
Rein wollt ich's nicht. Mit Liebe voll mich saugen.
Zu guter Letzt hat mich der Tag geprellt.

Ist wahrlich jetzt schon lange her und fern.
Seit allzuvielen Jahren fehlt der Mut.
Trau ich den Träumen auch noch allzugern:

Trag nie mehr Halt in eigner, wilder Glut.
O, wäre dort im hellsten Himmelsstern
Tagtäglich eines mir: Sein junges Blut.








16.4.14

[Rosmarie]

Lieber Thing,

die Änderungen in deiner neuen Fassung sind mir gar nicht aufgefallen. Für mich ist das positiv, da ich ja weniger mit dem Kopf als mit dem Gefühl lese (wobei mir natürlich klar ist, dass diese Unterscheidung ein arg grobes Raster ist).

Mich spricht vor allem diese Wehmut an, die mir entgegenhaucht und die sich durch das Fließen deiner Worte sehr gut auf mich überträgt.

Dass du es bei all den schwierigen Vorgaben, die für ein Sonett Bedingung sind, auch noch geschafft hast, mit den Anfangsbuchstaben die Grundaussage deines Gedichts zusammenzufassen, finde ich unglaublich!

Wie wäre es mit dieser Zeile als Überschrift?

Liebe Grüße zum Nachmittag
Rosmarie

[Thing]

Zitat von Rosmarie

Wie wäre es mit dieser Zeile als Überschrift?

Liebe Grüße zum Nachmittag
Rosmarie

Liebe Rosmarie -

nein, das ist mir schon viel zu lang.
Ich nehme am liebsten Einwort-Titel, wenn es irgend geht.
Habe bei der Administration bereits die Änderung in

Fatum

erbeten.
Die Änderungen sind nicht bedeutend, aber von einem der großen Sonettmeister hier angeregt - zu meinem Gewinn.

Lieben Gruß
von
Thing

[Rosmarie]

Lieber Thing,

Einwortüberschriften sind auf jeden Fall knackig und bringen - wenn sie zum Inhalt passen - die Sache auf den Punkt.

Bloß - ich schäme mich - in diesem Falle weiß ich nicht, was Fatum ist... Aber ich werde es sicher ergoogeln können.

Das soll aber keine Kritik sein, ich weiß so manches nicht, was du ansprichst. Das aber spricht höchstens gegen mich und für dich...

Dir einen wunderschönen Abend!
Rosmarie

[Thing]

Fatum ist das Schicksal.

Wenn mans nicht weiß, ist das absolut keine Bildungslücke!!

Liebe Grüße!
Thing

[Rosmarie]

Ah, danke! Das ist lieb von dir!

Liebe Grüße mit Hoffnung auf ein gnädiges Fatum!
Rosmarie

[Ex-Letreo71]

Liebe Grüße mit Hoffnung auf ein gnädiges Fatum!

Liebe Rosmarie,

das hast Du aber schön gesagt, es ist "so nett"

Liebe Grüße

Letreo71