Gib acht

[gummibaum]

Gib acht, es kommen andre Zeiten,
da wird es kälter sein im Land.
Der Sturm schrubbt dann entseelte Weiten
und erntet nach mit harter Hand.

Dann ist der Sommer ganz geflohen,
die Einsamkeit erscheint, macht alt.
Die Kraft, die hob, wird bitter lohen,
bricht auf als Schmerz, in dich verkrallt.

Gib acht, die Hand, dir jetzt geboten,
ist letzter Gruß, den schlag nicht aus.
Noch spielt der Abschied leichte Noten,
bewahr sein Lied, führ es ins Haus...

[Ex Carina M.]

Lieber Gummibaum,

das ist ein eindringlicher Text, der nachdenklich machen kann.

Die Zeit nicht versäumen, sein Haus in Ordnung zu bringen und eine Hand die dir jemand freundlich entgegenhält, nicht ausschlagen.

Es erinnert mich ein bisschen an Rainer Maria Rilke mit seinem Herbsttag. Mein Lieblingsgedicht von Rilke


Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

[Petr]

Wunderschönes Gedicht.... Wo finden wir unseres "Haus"? Unsere Heimat?
Ist die Schmerz und die (innere) Einsamkeit das unsere Los?
Die innere "Kälte" kommt mit dem Alter. Und unsere Welten macht sie "ent-seel-t".

Aber doch....trotz allem das Leben geht weiter...Denn der Abschied "spielt leichte Noten".
Wer weiss, wahrscheinlich das ist die Leichtigkeit des Seins?
Herzliche Grüsse.
Petr.

[gummibaum]

Das ist auch eins meiner Lieblingsgedichte, Carina. Und das dahinter stehende Gefühl, das wiederholt sich.

Danke, Petr, für deine textbegleitenden Gedanken.

LG gummibaum

[Ex web-del]

Ein wunderschöner Text, der mit der Natursicht spielt, aber auch die seelischen "kalten Zeiten" meinen kann. Und auch das Altern spielt eine Rolle - ich werde den Text noch öfter lesen.