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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 01.06.2008, 15:31   #1
crh2
 
Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 70

Standard Die letzte Krawatte

Die letzte Krawatte

Die Glühbirne schwingt hin und her,
taucht alles in ein melancholisches Licht.
Am Dachpfosten hängend
in einer Schlinge aus geflochtenem Hanf
scheinen Träume eines Egos zu Grabe getragen.

Was passiert sei, fragt man sich.
Wo doch die Antwort
in keinem Abschiedsbrief stehend,
sondern nur in den Gesichtern
derjenigen zu finden ist,
welche ihm hinterrücks diese Krawatte banden.

Wenn jetzt im Getriebe der Gerechtigkeit
die Sanduhr langsam tickt
nimmt jedes Korn still und leise
für diese letzte Krawatte
an jenen Menschen Rache.
crh2 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2008, 15:19   #2
Ex-KediosRache
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 41

Hallo

Also, unter dem Titel hab ich mir gleich ein Henkersseil vorgestellt - folglich hätte es mich mehr interessiert und überrascht, wenns nicht darum gegangen wäre.

Zitat:
Die Glühbirne schwingt hin und her,
taucht alles in ein melancholisches Licht.
Am Dachpfosten hängend
in einer Schlinge aus geflochtenem Hanf
scheinen Träume eines Egos zu Grabe getragen.
Was hat die Glühbirne mit dem Rest zu tun, außer dass sie auch hängt? Verwendest du sie, um auf das Licht zu kommen - das dir die Stimmung einer Szene auszumachen scheint, die du dir denkst? Aber in einem Text hast du doch ganz andere passendere Möglichkeiten, diese Stimmung zu erzeugen. Und was soll das "alles"? Das Zimmer, die Situation oder das Universum?
Sodann: Partizipien sind böse. Bitte vermeiden, wenns geht -

Zitat:
Was passiert sei, fragt man sich.
Wo doch die Antwort
in keinem Abschiedsbrief stehend,
sondern nur in den Gesichtern
derjenigen zu finden ist,
welche ihm hinterrücks diese Krawatte banden.
Wer ist man? Ein anonymisiertes ich? Bißchen viel Beteiligte für son Gedicht - er (der Tote), sie (die Täter) und dann kommt noch ein Betrachter (man) hinzu. Ein vermeidbares Partizip auch hier. und was soll das mit den Gesichtzern - wäre es nicht eher in den Köpfen der Täter zu finden als in den Gesichtern - und stehen die Täter etwa in dieser Szene, so dass man in ihren Gesichtern lesen kann? Und dann - was soll das Wort Krawatte als Metapher aussagen - eine sachliche, förmliche Randbedinung sind das Seil, dass getötet hat? Aber - bindet man sich Krawatten nicht eher selbst, als dass man sie sich von jemand anders binden lässt? Durch erzwungene Förmlichkeit wird also jemand, zudem noch hinterrücks getötet.
Das passt irgendwie nicht. Wenn das die Aussage sein soll, könnte man das etwas treffender formulieren - und jede Menge sinnlosen Beischmuck weglassen. Sollte das nicht gemeint sein - bedarf es ebenfalls der Überarbeitung

Zitat:
Wenn jetzt im Getriebe der Gerechtigkeit
die Sanduhr langsam tickt
nimmt jedes Korn still und leise
für diese letzte Krawatte
an jenen Menschen Rache.
Eine Sanduhr tickt nicht, höchstens das "Getriebe der Gerechtigkeit".
Und dieses beinhaltet eine Uhr? Ok. Meinetwegen - soll das heißen: Gerchtigkeit setzt sich am Ende durch? Hm. Die Krawatte nochmal erwähnen, ohne dass ihre Funktion so richtig geklärt ist, finde ich nicht gelungen. Außerdem verstehe ich nicht, wie die verstreichende Zeit in Form der Sandkörner Rache nimmt - die Zeit ist in der Regel keine Person, sondern eine Ordnungseinheit. Und wie diese Rache aussieht, erfährt der Leser nicht - dabei wäre eine Erklärung dieses Mechanismus (Rache der Zeit) viel interessanter als der ganze Text.

Also: Ein unschlüssiger Text, der leider nicht auf die interessanten Bilder aufbaut, die er an sich enthält. Ein paar schön bissige Ansätze wären zu finden.

Grüße, Tom
Ex-KediosRache ist offline   Mit Zitat antworten
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