|
|
Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
21.04.2017, 22:29 | #1 |
abgemeldet
|
Klarheit
Dies ist eine Nacht wie kaum eine andere. Ich fühle mich als hätte ich 0,5 Promille. Kaum richte ich meinen Blick von der einen Seite zur anderen, schon empfinde ich etwas Schwindel. Doch diesmal ist es schlimmer, denn es fühlt sich an, als würde mein Gehirn hin und her fallen, sobald ich mich bewege. Ich kann mich nicht einmal erinnern, was ich den Tag über an Tabletten eingeworfen habe. Ich muss aufhören, weiter und immer mehr zu konsumieren. Ich sollte nicht nur, ich muss sogar.
Ich habe das Gefühl, als würde mein Magen gleich zu knurren beginnen. Meine letzte Mahlzeit ist 6 Stunden her und enthielt nichts Vernünftiges. Doch es fühlt sich komisch an - anders als mit lediglichem Hungergefühl. Es macht mir etwas Angst. Ich schließe meine Augen und da ist ein buntes Farbenspiel zu sehen. Es blendet etwas. Mein Kopf schmerzt, doch dabei sollte Schmerzmittel physische Schmerzen lindern. Weshalb nehme ich es dann überhaupt tagtäglich zu mir? Mein Schädel pocht und pfeifft, die Gedanken sind laut, lösen Panik aus. Was ist, wenn ich diese Nacht nicht überlebe? Ich vergleiche sie mit der des 2. Mai 2016. Was ist anders? - Ich bin nicht betrunken, doch schlafe auch nicht. Was ist, wenn ich einschlafe und nicht mehr aufwache? Was ist, wenn diese meine letzte Nacht ist? Wenn ich heut Nacht sterbe? Spüre ich etwa schon den Tod, wie er sich sanft um mich schmiegt, wie er schon in meinem Bette liegt? Erwartet er mich? Wohin führt er mich? Es wird dunkel sein, ich werde ganz alleine und einsam für immer und ewig im Nichts verweilen. In der Dunkelheit. Völlig alleine. Ohne jemals zurück kehren zu können. Ich hätte noch so vieles sagen gewollt, bevor ich diese Welt verlasse; und doch habe ich niemandem hier mehr etwas zu sagen. In einer Nacht wie dieser denkt man nicht mehr an all das, was so belastend schien, dass man sich in den Tod flüchten möchte. Die Krankheiten, die Enttäuschung, der Schmerz und der fehlende Sinn bleiben für einen Moment vergessen. All diese Gründe sind wertlos, in einer Nacht wie dieser, wenn man Angst entwickelt, die Augen zu schließen, einzuschlafen, zu sterben. In einer Nacht wie dieser wünschte ich, mein Leben nicht so sehr aufs Spiel gesetzt zu haben, meinen Körper nicht so sehr geschädigt zu haben, dass diese Nacht meine letzte Nacht ist. Ich wünschte, ich würde nicht bei lebendigem Leibe miterleben, wie ich langsam sterbe. So seid euch sicher, wenn diese Nacht meine letzte war, ich hätte mir gewünscht, hätte gehofft, dass es nicht so wäre. Man denkt immer, man würde den Tod kennen. Doch das tut man nicht. Nicht, bis man ihn erlebt. |
22.04.2017, 20:54 | #2 |
Ein sehr bedrückender Text über ein ernstes Thema... Aber super geschrieben!
LG Anna |
|
22.04.2017, 21:17 | #3 |
R.I.P.
|
Liebe MEW -
liebe Lara -
ein Alptraum, der im Wachsein abläuft. Ja, gut geschrieben, aber weniger gut präsentiert. Ein paar Absätze hätten dem dunklen Bild nicht geschadet. Der Titel ist mir ein wenig rätselhaft. Insgesamt aber Daumen hoch! Lieben Gruß von Thing |
22.04.2017, 21:32 | #4 | |
abgemeldet
|
Ich danke Euch beiden für Eure Kommentare.
Ich hatte wirklich es etwas schwer, einen passenden Titel zu finden. "In einer Nacht wie dieser" schien mir, die Aussage etwas zu übertreiben. Die vielen Wiederholungen reichen ja immerhin, dachte ich mir. Da mein erster Leser auf Tumblr. meinte, dass er klar erkennen könne, dass sich hier Zitat:
Ich hoffe, ich konnte die Wahl des Titels klar stellen - ist nicht so einfach zu erklären, wie ich finde. |
|
22.04.2017, 21:35 | #5 |
R.I.P.
|
Liebe MEW -
Ausgezeichnet.
Danke für den ausführlichen Hinweis! LG Thing |
22.04.2017, 22:58 | #6 |
abgemeldet
|
das ist ein ausgezeichneter text - eher mehr ein tagebucheintrag. du weißt MEW wie sehr ich dein hervorragendes talent schätze. ich würde gern wieder mehr von dir lesen. leider wird dieses forum teilweise von völlig untalentierten querulanten mit schmarrn überhäuft. glücklicherweise nicht im geschichtenbereich. mach weiter so. du wirst dich zu eine erstklassigen autorin entwickeln.
Viele liebe Grüße! r |
23.04.2017, 01:50 | #7 |
abgemeldet
|
|
23.04.2017, 11:16 | #8 |
Hallo MEW
Auch von mir viel Lob für diese tiefgehende Erzählung. Mir gefallen die Zeilen einfach. Du schreibst jedenfalls nicht altersprogressiv. Ein paar Gedanken zum Text: Deine Erzählung würde ich nicht mit "Dies" beginnen, sondern mit "Das". "Dies" ist gebogener in der Aussprache aufgrund der Vokale "ie", welche das "s" am Ende eigentlich zu einem "ß" werden lassen. Es lässt sich schwieriger lesen als "Das ist eine Nacht wie kaum eine andere." Ich persönlich hätte auch 0,5 ausgeschrieben. Nullkommafünf. Null-komma-fünf. Null Komma zwei fünf Prozent [Diese Schreibweise wäre korrekt]. Es ist immer lohnenswert über einzelne Wörter nachzudenken. Das Wort soll ein Bild vermitteln und man kann bewusst entscheiden, ob es einfach oder kryptisch sein soll. Dann: "In einer Nacht wie dieser" Wie ist denn diese Nacht abgesehen von der Thematik? Wenn es um eine Problematik geht, wie sie von Dir angesprochen wird, dann darf die Sprache ruhig detailreicher sein. Etwas mehr Schmuck. Damit meine ich nicht Kitsch. Du beschreibst primär den Konsum und die Selbstdestruktivität zum einen und zum anderen die Beschwerden und die psychische und physische Instabilität. Oft besitzen diese Menschen eine hochsensible Wahrnehmung von Umgebung und sich selbst. Das darf gern im Text vermehrt einfließen. vlg EV |
|
23.04.2017, 21:38 | #9 |
abgemeldet
|
Ich danke Dir sehr für Dein konstruktives und freudliches Feedback, Eisenvorhang. Jedoch kann ich mir ehrlich gesagt im Bezug auf das Schreiben nicht ganz herleiten, was Du hier meinst. Würdest Du es mit anderen Worten formulieren wollen? Ich wäre dankbar, das gäbe mir 100-prozentige Gewissheit.
Ferner habe ich bewusst "Dies" zu Beginn gewählt, denn ich finde es wesentlich angenehmer als ein langweiliges "Das". "Dies" klingt weicher, wie ich finde. Ebenso scheint es mir direkter, sodass man wirklich diese eine Nacht meint, die man gerade erlebt und nicht einfach irgend eine. So jedenfalls mein Empfinden. Daher ist es sehr interessant, wie Du als Leser dies/das wahrnimmst. Dankeschön für die Hinweise! |
23.04.2017, 21:49 | #10 |
Damit meinte ich - liebe MEW - dass Du besser als die Norm Deines Alters schreibst. Meiner Meinung nach.
Deine Zeilen wirken reifer, klüger und durchdachter als die der anderen in Deinem Alter. Sei auch Du bedankt für Deine Erklärung. Ich verstehe schon vlg EV |
|
23.04.2017, 21:50 | #11 |
abgemeldet
|
Ich verstehe auch. Es sei Dir ebenfalls gedankt.
|
Lesezeichen für Klarheit |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Klarheit? | Ex-Sinzky | Philosophisches und Nachdenkliches | 0 | 12.06.2012 12:11 |
Verworrene Klarheit | Gram | Philosophisches und Nachdenkliches | 0 | 22.03.2010 11:02 |
Antwort auf Klarheit | Jeanny | Gefühlte Momente und Emotionen | 5 | 29.07.2007 23:25 |
Klarheit | ashamp | Gefühlte Momente und Emotionen | 0 | 24.07.2007 16:18 |