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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 16.10.2016, 11:35   #1
männlich Francis jun.
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: Coswig (Anhalt)
Beiträge: 8

Standard Das Wunderwerk

Das Wunderwerk

Des Lebens Ursprung und die Quelle
ist am Beginn nur eine Zelle.
Befruchtet – ohne zu verweilen,
beginnt sie sich dann schnell zu teilen.

Daraus wird in kleinen Sprüngen
vielleicht ein Wunderwerk gelingen.

Ob dies so kommt liegt an Faktoren,
die jedem Leben angeboren.
Zum anderen ganz ungemein,
wird auch die Umwelt wichtig sein.

Einen starken Willen gib hinzu
und wir hätten schnell im Nu,
einen Menschen rein wie Stahl,
vergleichbar einem Ideal.

Versucht man diesen nun zu klonen,
wären alle Erdenmenschen gleich,
die dann auf unser'm Globus wohnen.
Was wär' dies für ein Menschenreich !

Es entsteht perfekt im Stil
schön, gehorsam und steril
eine ganz besondere Sorte,
ein Menschenkind aus der Retorte.

Dies menschliche Gebaren
birgt Gutes - aber auch Gefahren.
Wie wir als Nächstes unten sehn,
nimmt Klonen Einfluß auf's Geschehn.

Alle Männer – welch ein Graus,
säh'n wohl wie George Clooney aus.
Auch die Damen – welch ein Leiden
wär'n nicht mehr zu unterscheiden.

So könnt' ein Mann in seinen Trieben
einfach alle Frauen lieben.
Doch halt – diese kann man ja jetzt schonen,
Vermehrung geht ab nun durch Klonen.

An Drogen könnt' man sich berauschen,
flippt jemand aus , so wär' er auszutauschen.
Nur Fohsinn, eitle Heiterkeit,
macht sich auf der Erde breit.

Fehlerfrei läuft das Gehirn,
Schweiß tropft von der hohen Stirn.
Mit Eifer lernt man in der Schule,
nirgendwo gäb' es mehr Schwule.

Vergeblich sucht man Emotionen,
der Klon kann seine Nerven schonen.
Die braucht er nur – ganz nebenbei
für Spaß und Jux und Tollerei.

Es zehrt die Welt von medizinischen Versprechen,
vorbei der Frust vor menschlichen Gebrechen.
Zwar sind so die Gefühle kalt,
doch "Mensch" wird 150 Jahre alt.

Kein Bösewicht wird Menschen quälen,
es gäb' nur Gutes zu erzählen.
Alle würden ähnlich denken,
dasselbe zum Geburtstag schenken.

Und daheim, beim abendlichen Kochen
wird dem Ehemann nicht widersprochen.
Oh, welch traute Einigkeit,
Eden ist jetzt nicht mehr weit.

Wär' das eine Welt so heile,
überall nur Langeweile,
obwohl alle ohne Unterlaß
haben einen Riesenspaß.

Kaum einer lacht noch mit dem Munde spitz
über einen derben Witz.
Vornehm geht die Welt zugrunde
heißt's vor der Menschheit letzter Stunde.

Mal ehrlich – wären so ein Klonen
erstrebenswerte Top-Optionen ?

Ich möcht' doch lieber eine krumme Nase,
vielleicht auch lange Ohren wie ein Hase
und würd' gern auch über Nichtigkeiten
trefflich mit meinem Weibe streiten.

Dies ist das Salz in unserer Suppe,
alles and're ist mir Schnuppe.
So bleibt am Ende der Vermerk:
Hoch lebe unser Wunderwerk !

Alsdann wär noch anzufügen:
Soll't man mal auf dem Friedhof liegen,
auch das Grab wär uniform,
denn hier liegt ja nur ein Klon.



© Hartmut Otto
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