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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 03.02.2012, 21:59   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Vom Suchen und Finden einer neuen Religion

Nacktes Elend herrscht auf Erden,
Krieg und Gier zerstört die Welt,
drum beschließt ein junger Held,
Gutwicht ihr zum Heil zu werden.

Tiere liegen ihm am Herzen,
Kinder selbstverständlich auch,
drum folgt er modernem Brauch:
Er entzündet erst mal Kerzen.

Dann streicht er das Fleisch vom Teller
und sucht Bioläden auf -
für moralisch guten Kauf
gibt er gern den letzten Heller.

In der dritten Welt die Äcker
werden exklusiv bestellt
als naturgedüngtes Feld:
Ach ja, „Bio“ ist so lecker!

Also läßt man Bauern schuften,
denen selbst der Bauch sich krümmt,
weil die Ernten, endbestimmt,
zu des Gutwichts Markt verduften.

Der studiert genau Symbole:
Wo kommt dies und das denn her?
Kauf ich? Setz‘ ich mich zur Wehr,
Besserung der Welt zum Wohle?

Niemals hat er es verstanden:
Letzter im Gesamtverlauf
drückt den eignen Stempel auf,
alle Vorderen versanden.

Wer nicht wissen will, muß glauben,
„Jünger“ leitet her von „jung“.
Stinkt’s zum Himmel auch wie Dung:
Gutwicht läßt sich leicht berauben.

3. Februar 2012
by Ilka-Maria
via 1977, als ich auf diesen „Ich-muß-die-Welt-Retten“-Idealismus auch eine zeitlang abgefahren war.
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Alt 03.02.2012, 23:25   #2
männlich Fairdenken
 
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Auch wenn ich dieses Thema anders sehe muss ich dir sagen:
Du hast deine Meinung sehr präsent wiedergespiegelt und das Reimschema ist wirklich klasse!
Über Meinungen lässt sich streiten aber trotzdem ein sehr gutes Gedicht!

LG
Fairdenken
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Alt 04.02.2012, 00:19   #3
männlich Ex-Erman
 
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Liebe Ilka,

Obwohl Du Dich selbst, genauer, deinen damaligen Idealismus auf die
Schippe nimmst, gelten diese Aussagen nach wie vor:

Zitat:
''Nacktes Elend herrscht auf Erden,
Krieg und Gier zerstört die Welt,
drum beschließt ein junger Held,
Gutwicht ihr zum Heil zu werden.''


Wenn man vor solch einer geistig hervorgerufenen ''Panorama'' steht,
da spürt fast jeder Mensch etwas dagegen zu unternehmen, beginnend
vielleicht auch mit Kerzenzünden ...

Warum spürt der junge Mensch überhaupt einen drang zum Idealismus? Warum will er die Welt Retten oder besser gesagt ändern? Wegen Mittleid? Selbstbestätigung oder aus der Erkenntnis, vom Gut und Böse und den daraus resultierenden Unterschied. Das Gute im Menschen entscheidet sich zwangsläufig für die, von der Kindheit Anbeginn beigebrachten werte.

Das ist doch nicht so schlimm oder.

Als erwachsener denkt man auch zwangsläufig, dass die ''Welt'' doch nicht so entstellt ist wie einst gedacht und außerdem hat man ja zum Glück keinen Zauberstab um alles zu verändern.

Dennoch hättest Du diese vier Zeilen damals 1977 geschrieben, sie hätten ihre Gültigkeit noch immer bewahrt, es ist sogar schlimmer geworden.

Du brauchst Dich wegen deinen Idealismus von damals nicht gänzlich Distanzieren...denke ich.


Lieben Gruß
Erman
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Alt 04.02.2012, 01:13   #4
Thing
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Halli Hallo, Ilka-Maria -

Dein (sehr bitterer) Sarkasmus ist ebensogut formuliert
wie angebracht.
Aber übe weiterhin Mitleid:
Idealisten sterben nicht aus. Lediglich die Ernüchterten "müssen dran glauben".


LG
Thing
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Alt 04.02.2012, 09:47   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Idealisten sterben nicht aus. Lediglich die Ernüchterten "müssen dran glauben".
Das Schlimme daran ist, Thing, dass diese Weltverbesserer nicht nur idealistisch und realitätsfremd, sondern auch utopistisch sind und in ihrem religiösen Missionseifer einen beängstigenden Totalitarismus vertreten.

Diese Weltverbesserungsmentalität ist ein Produkt der 60er Jahre und hat sich hartnäckig im Bildungswesen, also vorwiegend in den Schulen, gehalten. Kein Wunder, daß sich unsere Jugend für idelogische Zwecke mißbrauchen läßt. Das ist ein deutsches Phänomen, das man in dieser Intensität in keinem anderen Land findet.
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Alt 04.02.2012, 12:51   #6
gummibaum
 
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Der umarmende Reim und der umfassende Gedanke sind hier gut verschränkt. Leider hat Gutwicht nichts Gutes volbracht, zu harmlos war sein Ansatz.

Wie ist dieser Vers (alle Vorderen versanden) sematisch zu entschlüsseln?

LG gummibaum
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Alt 04.02.2012, 13:03   #7
Thing
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Halli Hallo, Gummibaum -

ich habe die "Vorderen" auf zweierlei Art interpretiert:

die Vorgänger-Vorleister (des Gutwichts), die weder die Kanäle noch die Tropfen zu Gesicht bekamen,
als auch die Altvorderen, dier sowas kommen sahen. (Verläuft eh alles im Sand! Die Sahelzone breitet sich aus und aus und aus - kein Gutwicht kann dagegen stemmen, z.B.)

LG!
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Alt 04.02.2012, 15:49   #8
weiblich Ilka-Maria
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Diese Strophe muß ich umschreiben, sie ist nicht ganz das, was ich sagen wollte.

Zitat:
Warum spürt der junge Mensch überhaupt einen drang zum Idealismus? Warum will er die Welt Retten oder besser gesagt ändern? Wegen Mittleid? Selbstbestätigung oder aus der Erkenntnis, vom Gut und Böse und den daraus resultierenden Unterschied.
Weil junge Menschen sich noch mit Halbwahrheiten und Illusionen überrumpeln lassen - nicht alle, aber viele. Weltverbesserer sind nichs anderes als eine Sekte oder, im schlimmsten Fall, Anhänger einer extrem ausgerichteten Szene. Ihre Denkart ist dogmatisch und hat starke Ähnlichkeit mit einer Religion.

Es ist aber völlig egal, ob die politische, ökonomische oder die Tierschutz-Schiene gefahren wird: Die Gesellschaft wird so, wie sie ist, als falsch angesehen und muß bekämpft werden. Dabei tragen die Aktionen dieser Weltverbesserer oft groteske Züge. Seit einiger Zeit ist es modern, sich ein Großunternehmen herauszupicken und unter verleumderischen Behauptungen vom Markt zu fegen, d.h., die Verbraucher zu manipulieren, Produkte bestimmter Hersteller nicht mehr zu kaufen. Das erfolgt in der Regel durch Kettenbriefe - hübscher Sport! Daß dabei Arbeitsplätze draufgehen können, kommt diesen Aktivisten nicht in den Sinn, aber sie fühlen sich edel und all den bösen Kapitalisten und Konsumenten charakterlich überlegen. Den Unternehmen geht es dabei nicht anders als einer Privatperson: Ist der Ruf erst mal dahin, bleibt von den Lügen immer etwas hängen, auch wenn man sie tausendfach entlarvt.
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Alt 04.02.2012, 18:48   #9
männlich Ex-Erman
 
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Liebe Ilka,

Und ich dachte schon, dass mein etwas eigensinniges Kommentar unbeachtet bleibt.
Entschuldige, ich lass mich manchmal bei solchen Themen einfach hinreißen..
Als ich das Gedicht las, dachte ich nicht an eine Aktivistin.

Als junger Mensch wollte ich die Welt auch ''Retten'' allerdings blieb dieser Wille nur in
Grenzen meiner Wunschvorstellungen.
Als junger Mensch, natürlich nur im Rahmen des möglichen geistigen Verarbeitungsvermögens, ist man nicht imstande wie ein reifer Mensch zu denken deshalb ist auch sein ''Wissen'' um die Welt mager. Soweit ist man noch unschuldig, vorausgesetzt man wird nicht militant.

Doch was stabil ist und was sich nicht ändert, ist das Rechtsgefühl des einzelnen Individuums.
Die Angst der Rationalisten, dass die Gedanken eines Idealisten gleich in militantem Verhalten münden könnten, ist unberechtigt. Das zeugt nur von der Kompromisslosigkeit der sturen Besserwisserei..

Ja, Idealismus kann als Religion angesehen werden, doch man muss unterscheiden können, um welchen Idealismus sich da handelt.Ist es eine naive Art des Idealismus eines Jungen Menschen oder eine, /bis gesteigerte Form des Idealismus, der sich sogar bis in Nationalsozialismus steigern kann, handelt.Gedanken dürfen nicht nur schwarz-weiß gedacht werden, sondern bunt.
Ich jedenfalls denke in allen möglichen Farben und bin zum Glück der Festen Formen einer
Ideologie, egal welchen nicht verbunden. Es lebe die Freiheit der Gedanken...


Ich Könnte als Junger Idealist mir Folgendes auch denken, Ausmalen und als 22 Jähriger sagen ..Z.B.:



Ein Unheimlich unterschätzte Religion: Rationalismus!

Die Rationalisten sind leider am Ruder und stärker, jedermann ist ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.Sie Lenken die Welt, besser gesagt , sie Haben die Welt in ein Paradiesisches Zustand
gebracht und die Idealisten sind die Störenfriede, unter denen die ''Nüchternen'' immer leiden.
Ah! Diese Idealisten, wenn man sie nur des besseren belehren könnte, ich meine, wenn sie nur die Welt so sehen könnten, wie wir sie nur sehen, dann wären wir von allem Bösen geschützt.
Können diese Idealisten nicht einsehen was wir aus diese Mutter Erde gemacht haben? Na so wat.
Wir Bohren der Erde schöne, tiefe Löcher an bestimmten Stellen, um ihr das Blut anzuzapfen, wir
streiten uns kriegerisch um jede ihren Dreck, genant Gold, Diamanten, und andere Rohstoffe,
die erde, hat ja genug davon, ohne Ende, und wenn es heiß wird, das Klima sich erhitzt, auch egal.
Das Ratio sagt jeder Muss Arbeiten, egal ob diese Arbeit zu viel ist oder nicht, Hauptsache der Arbeitgeber (von Ratio her Überlegener), der sich ans Herz greift und nur das Wohlwollen der Arbeiter im Sinn hat, sorgt dafür, dass es immer Arbeit gibt.
Manche Länder jagen die größten Säugetiere des Planeten:Wale, auch egal, denn das Ratio sagt, die japanische Regierung darf das, denn sie haben eine Rationelle,
Wirtschaft, die sich sehr auf Atomreaktoren stützt, und wenn diese Atomreaktoren Explodieren dann nennt, man das wie in einem Krieg: Kollateralschaden. Hauptsache die Rationalisten erfinden solch ein Wort für alle Menschlichen schwächen oder Größenwahnsinnigen irr-verhalten des Menschen und alle sind beruhigt, denn dann hat das Unglück einen Namen. Ect.ect.ect...


Meiner Meinung nach betrachten die Rationalisten ( nur die, die am Werk sind) die Erde und die Menschheit als eine Raubbeute nur um sie zu vergewaltigen und zu entstellen.

Nach dem Motto:

Beispiel:
Der Löwe sagte:''Wenn ich mein rechtliches Mahl zu mir genommen habe, so bin ich die edelmütigste Tierheit unter der Sonne. Nur das Wort Schuldigkeit spreche niemand gegen mich aus. Es empört sich etwas hinter meinem Rachen, wenn ich dieses Wort höre.''

Anders ausgesprochen:
''Streitet mir das Recht des Stärkeren, den ich von Geburt aus habe, bitte nicht ab, sonst empfinde ich es als Kriegserklärung. Da ich der stärkere bin, ist das ''Recht'' auf meiner Seite.''

Liebe Ilka, so sehe ich als Idealist die heutige Situation der Menschheit auf diesem Wunderbaren
Planet genant Erde.Ich könnte noch Tausende Beispiele des Unrechts Nennen, doch dein Faden
ist dafür nicht geeignet.

Ich wünschte wir wären, technisch gesehen noch in der Römerzeit, ABER ohne Kriege und Unrecht.Schade das Wunderwerk Mensch, duldet außer seine Gedanken und sich selbst, Nichts.


LG Erman
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Alt 04.02.2012, 19:15   #10
weiblich Ilka-Maria
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Lieber Erman,

ich glaube, da kommen wir auf keinen Nenner, denn für mich ist der Gegenpart von Idealismus nicht Realismus, sondern Aufklärung und Humanismus.

Nur der Humanismus mag den Idealismus und den Realismus samt ihren Auswüchsen zu überwinden. Und daß Idealismus und Realismus ihre Grausamkeiten im Netz haben, wirst Du wohl kaum abstreiten können.

Es kann nicht meine Aufgabe sein, die Welt umzukrempeln, bis sie so ist, wie ich sie mir wünsche, aber ich kann den Menschen, die mir am nächsten sind, helfen in der Not. Aufklärung und Humanismus - das sind meine Devisen.

LG
Ilka
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Alt 04.02.2012, 20:37   #11
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Liebe Ilka,

Wir kommen doch zu einem gemeinsamen Nenner: ''Aufklärung und Humanismus'' das müssten eigentlich alle anständigen Menschen verinnerlichen können.

So weit ich weiß, das Wort IDEALISMUS benutzen man in der Sprache für zwei völlig unterschiedliche Begriffe. Einerseits meint man damit die Haltung, aus der heraus ein Mensch sein Leben vor allem aus menschlichen oder humanistischen Gesichtspunkten heraus gestalten will. Andererseits bezeichnet Idealismus eine philosophische Richtung, in der es darum geht, dass Geist und Materie verschiedene Prinzipien sind und dass der Geist dabei höherwertig ist. Das Gegenteil von Idealismus ist Materialismus, wobei auch dieser Begriff unterschiedlich verwendet wird. So denke ich jedenfalls.

Ich sagte in meinem ersten Kommentar:''..außerdem hat man ja zum Glück keinen Zauberstab um alles zu verändern.'' ja, zum Glück, sonst wäre diese Welt eine einzige Diktatur.

Zum Humanismus (Menschlichkeit), sprich, die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen respektiert werden. Interessanterweise werden die Menschen heutzutage, wie nie in der Menschheitsgeschichte zuvor, getötet, misshandelt, eingesperrt und dergleichen, auch in den sog. aufgeklärten Ländern..Die Sowjet Union war sehr aufgeklärt, wie der Westen auch....Die ''Wissenden'' treiben Kriege, nicht die ''unwissenden''...

Du hast recht den Nächsten Helfen ist eine Pflicht des Menschen um des Menschen willen.
Die, die es ohne Gegenleistung tun, haben die Höchste stufe des Charakters bereits erreicht.
Die kann ich nur loben.
Aber die , die es könnten und nicht Helfen, egoistische Materialisten. Die sich wie der Löwe
( wie oben erwähnt) betrachten, sind an der untersten Stufe des Menschseins. Nur solche Materialisten prangere ich an, nicht die Humanisten.

Und es darf doch erlaubt sein sich für die Schwachen und Unterdrückten starkzumachen, wenn es auch nur mit Worten sein mag.Denn schweigen ist auch bejahen und nicht nur Dulden.



LG Erman
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Alt 04.02.2012, 22:57   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Interessanterweise werden die Menschen heutzutage, wie nie in der Menschheitsgeschichte zuvor, getötet, misshandelt, eingesperrt und dergleichen, auch in den sog. aufgeklärten Ländern..
Das stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Statistiken, die mit denjenigen der Vergangenheit verglichen werden, weisen einen Level auf, der zur Null hin tendiert. Es hat in der Menschheitsgeschichte noch nie eine Phase gegeben, in der weniger Gewalt herrschte als in den letzten 50 Jahren.
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Alt 04.02.2012, 23:51   #13
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Liebe Ilka,

Es gibt Viele Arten der Gewalt nicht nur die Körperliche. Eine besondere Form von Gewalt ist sicherlich die so genannte strukturelle Gewalt. Diese Form von Gewalt wird also durch die sozialen Strukturen ausgeübt, nicht von knüppelschwingenden Polizisten oder Soldaten mit Gewehren.
Wenn z.B. die Verteilung von Wohnraum in der Gesellschaft so gelöst ist, dass Wohnraum knapp und teuer ist, wenn man schon zu einer privilegierten Gruppe gehören muss, um überhaupt Zugang dazu zu haben, dann könnte man sagen, dass hier strukturelle Gewalt ausgeübt wird. Dass bestimmte soziale Gruppen von Lebenschancen von vornherein ausgeschlossen sind. Das wäre ein Beispiel für strukturelle Gewalt. Eine Form moderner Gewalt.

Am Ausmaß der Gewalttätigkeit im Leben der Menschen hat sich extrem viel verändert. Was aber nicht heißen soll, dass die Menschheit friedlicher geworden wäre. Die modernen Kriege im 20. Jahrhundert haben ja unendlich mehr Opfer gefordert als zum Beispiel Kriege im 12. Jahrhundert. Kriege sind durch die Waffentechnologie insgesamt destruktiver geworden....

Krieg ist die Kompensation des nicht ausgelebten männlichen Sexualtriebes mit freundlicher Unterstützung von Wirtschaft, Politik und Medien....und mancher Schreiberlinge (Autoren)....


Hoffentlich ärgere ich dich nicht mit meinen ''Wortschmeisereien''...Ich lass dich Jetzt in Ruhe,
der Groschen fiel zwar zu spät aber dennoch, man lernt nie aus.... Entschuldige.


Lieben Gruß
Erman
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Alt 05.02.2012, 00:46   #14
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Das stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Statistiken, die mit denjenigen der Vergangenheit verglichen werden, weisen einen Level auf, der zur Null hin tendiert. Es hat in der Menschheitsgeschichte noch nie eine Phase gegeben, in der weniger Gewalt herrschte als in den letzten 50 Jahren.
Sorry, dass ich mich einmische, aber hier irrst Du, Ilka-Maria.
Guckst Du hier:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...560688,00.html
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Alt 05.02.2012, 07:29   #15
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Erman Beitrag anzeigen
Am Ausmaß der Gewalttätigkeit im Leben der Menschen hat sich extrem viel verändert. Was aber nicht heißen soll, dass die Menschheit friedlicher geworden wäre. Die modernen Kriege im 20. Jahrhundert haben ja unendlich mehr Opfer gefordert als zum Beispiel Kriege im 12. Jahrhundert. Kriege sind durch die Waffentechnologie insgesamt destruktiver geworden....
Lieber Erman,

in Deinem ersten Kommentar zum Thema "Gewalt" hast Du nicht von struktureller Gewalt, sondern von körperlicher Gewalt geschrieben. Und da stimmt Deine Behauptung schlicht und einfach nicht. Zwar ist es richtig, daß die beiden Weltkriege nochmal einen Höhepunkt in der Geschichte darstellen, was die Zahl der Opfer angeht. Tatsache ist jedoch, daß über den gesamten Zeitraum der Menschheitsgeschichte die Ausübung von Gewalt kontinuierlich abgenommen hat. Schlimme Kriege mit hohen Opferzahlen haben z.B. zwischen 1500 und 1750 stattgefunden, als sich die Großmächte über sehr lange Zeiträume hinweg bekämpften. Die Kreuzzüge waren bestimmt auch nicht gerade harmlos, und die Einfälle der Wikinger bis tief ins östliche Europa hinein (sie gründeten Kiew in der Ukraine) hatte die Bevölkerung überall in Angst und Schrecken versetzt.

Aber bleiben wir mal bei der Nachkriegszeit: Von 1950 bis 2005 haben die Einsätze von Friedensmissionen um 550 Prozent zugenommen. Im Zeitalter der Globalisierung und des internationalen Handels sehen die Regierungen keinen Sinn mehr in zwischenstaatlichen Kriegen. Deshalb sind die meisten Kriege unserer Zeit innerstaatliche Auseinandersetzungen.

Auch die Gewalt der Justiz ist zurückgegangen, denn Menschen zum Tode zu verurteilen wird immer unpopulärer. Im Mittelalter war das anders, da galt ein Menschenleben nichts, und man konnte schon für ein geringes Vergehen auf das Rad geflochten werden - zur Belustigung der Umstehenden, die das sehr unterhaltsam fanden. Überhaupt gehörte körperliche Gewalt in der Vergangenheit zum täglichen Risiko.

Wenn Dich das Thema interessiert, dann besorge Dir das Buch von Steven Pinker "Gewalt - eine neue Geschichte der Menschheit". Ich muß aber warnen: Der Teil über die Vergangenheit ist nichts für schwache Nerven, denn Pinker schildert sehr detailliert, was die Menschen früher einander angetan hatten. Da sind Vorgänge dabei, die Dir im Traum nicht einfallen würden, und vielleicht wäre es um des eigenen Seelenfriedens besser, auch nie darüber zu lesen.

LG
Ilka
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Alt 05.02.2012, 16:01   #16
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Liebe Ilka,

Zitat: ''in Deinem ersten Kommentar zum Thema "Gewalt" hast Du nicht von struktureller Gewalt, sondern von körperlicher Gewalt geschrieben. Und da stimmt Deine Behauptung schlicht und einfach nicht.''



Das ist reine Rhetorik, und Wortspielerei, was Du mir vorwirfst.

Gewalt ist Gewalt, völlig egal von welcher Art der Gewalt wir Sprechen. In dem vorigen Kommentar fiel mir die ''struktureller Gewalt'' halt nicht ein. Es gibt sicherlich auch andere uns bis jetzt noch nicht bekannte arten der Gewalt auf dieser Welt, man hat sie nur bis dato noch nicht erkannt. Als Humanistin könntest Du dir das sicherlich ausmalen, dass Menschen gerade im Zeitalter der Hightech auf jede erdenkliche Art und Weiße gepeinigt und um ihr Recht geraubt werden können.Heute ist es viel Möglicher mit kleinem Aufwand, große Massen zu erreichen.

Du sprichst von der Zeit ab 1950, soll ich jetzt alle bekannten und heimlichen Kriege aufzählen?
Kriege in Vietnam und den Nachbarn, Französisch Indochina Krieg, alle afrikanischen Kriege Angola und Nachbarn, Ruanda, Somalia, Sahara, ect.ect. Südamerika Kriege El Salvador, Chile, Kuba. ect. Der Kalte Krieg, die CIA und KGB haben Millionen auf dem Gewissen, heute kräht kein Hahn danach, die UDSSR in Afghanistan heute von der NATO, Algerien Krieg, Bosnien, Iran, Iraq, und last Not liest der Verfluchte nah Osten ... Tschetschenien Kriege, Massaker überall auf diese Welt......die chinesische Diktatur. Eine Massen vernichtende Fabrik ...Indien genant, angeblich die größte ''Demokratie der Welt'' , wie hämisch das klingt!
Kannst Du die als Frau vorstellen, wie Frauen in diesem unmenschlichen Kastensystem behandelt werden? Vielleicht, weil Du überdurchschnittlich intelligent bist. Was denkt aber der durchschnittliche Europäer darüber? Oder der Durchschnittliche, dumme Amerikaner?
Man schaut sich die Massenproduktionen der Hirnverbtanten BOLLYWOOD Produzenten,
an und denkt;: Mei Gott ist das alles schön und farbenprächtig, die Inder Tanzen und Singen, bis sie umfallen, denen geht’s Prima.

Oder wie die Inder und Pakistanis in den Scheiß Arabischen Ländern (Diktatorien) als billige Arbeitskräfte behandelt werden?Sie können nie wieder nach Hause, Weill sie als Sexsklaven dort festgehalten werden, in Kuwait, Saudi Arabien, Abu Dhabi, Emirate oder wie sie alle Heißen..Das sind keine Moslems, das sind Teufel in Menschengestalt. Wegen Öl schweigt die ganze Welt.

Schade, dass die Intelligenz im Westen doch der Gier in der Politik, ihr jede Narrenfreiheit erlaubt..

Und wo gibt es keine Kriege? Dort wo es den Menschen einigermaßen Besser geht:
Nur in Nord Amerika und Europa. Überall brennt die Erde ... Mach dir Nichts vor und Glaube den Medien nicht alles, ein bisschen Googeln und als intelligente Frau, den manchen ''Mist'' im Internet beiseiteschaffen, dann kommst Du an die richtige Information, was Sache ist auf der Welt.
Vorausgesetzt man hat ehrliche Interesse daran, spricht mehrere Sprachen und hat den Willen dazu.

Dein Tipp:..das Buch von Steven Pinker "Gewalt - eine neue Geschichte der Menschheit".
Glaub Mir, ich, habe ein Dickes Fell wie ein Nashorn. In Bosnien war ich ab 1993, 27 Monate mit einem Fotoapparat und Geld unterwegs, hab alles gesehen.Nur so am Rande.

Liebe Ilka, Ich drehe mir jetzt selbst mein Hahn etwas zu und beruhige mich lieber...


Lieben Gruß
Erman
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Alt 05.02.2012, 17:17   #17
Thing
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Lieber Erman,

Du hast bestimmt nicht Alles gesehen.
Nicht, wozu Menschen fähig sind.
Die Kronen der Schöpfung.

aus wikipedia:

Die Hinrichtung Damiens

Ausführender Scharfrichter war Nicolas-Charles-Gabriel Sanson, assistiert von Charles Henri Sanson, dessen erste Hinrichtung es war. Bevor Damiens zu Tode gebracht wurde, wurde ihm gemäß Urteil die Tathand mit brennendem Schwefel verkohlt (brûlée de feu de souffre). Er wurde mit glühenden Zangen gefoltert. Flüssiges Wachs, Pech, Blei, Schwefel und kochendes Öl goss man in seine tiefen Wunden. Sechs Pferde waren nötig, Damiens hinzurichten, was erst nach Durchtrennung der Arm- und Beinsehnen durch Sanson gelang.



Soviel zur Vierteilung coram publico.
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Alt 05.02.2012, 20:27   #18
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Lieber Thing,

Ich habe genug gesehen, um mir Schlimmeres auch ausmalen zu können, dafür braucht man keine große Fantasie zu haben ...

Das Sprichwort ''Wissen schützt vor Torheit nicht'' gilt nach wie vor ...
Jeder Staat weiß ganz genau was Kriege Bedeuten, trotzdem sind Kriege an der Tagesordnung des
sich selbst als Krone der Schöpfung bezeichnenden Spezies, genant Mensch.
Ich sehe keine große positive Entwicklung des Menschseins und Menschwerdens..

Die heutige Jugend hat keine Ideale, wenn doch dann sind es Internetspiele und Hollywood Fantasie Filme ala ''Spidermen'' , ''Batman'' oder irgendwelche Horrorfilme die den Jugendlichen nur das Böse in deren Unterbewustsein Injizieren, ganz zu schweigen, wie die Amerikanische Porno Industrie mit Wohlwollen der US Regierung die Würde des Menschen in den Dreck zieht, nur Weill damit für den Staat eine Geldquelle förmlich Sprudelt.....

Heute ist sogar der friedfertigste Idealismus verpönt Weill man damit den Dollar nicht ins Rollen bringen kann....Die Menschheit hat heutzutage nur ein Ideal und das ist das Geld.
Geld regiert die Welt.Man gebe den Massen Brot und Spiele, wie bei den Alten Römern,
dann ist alles in Ordnung, und die, die nicht Spuren, die wirft man den Löwen zum Fraß, da nützt kein Glorreicher ''Gladiator'' , um das Unrecht zu beseitigen.

Dennoch hat man das Recht darauf den ''Gladiator'' im Manne mit ein bisschen Idealismus beseelen zu lassen..es gibt kein Grund sich davor zu schämen..

Ich weiß es nicht genau, warum, aber ich habe, eine gewisse Aversion dagegen, wenn man die heutige Welt NUR als das Produkt des Ratio darstellt.

Hier ein Paar Zitate Berühmter Menschen über Idealismus (Quelle Wikipedia)


"Der Idealismus der Jugend ermöglicht die Weisheit des Alters." - Hans Arndt, Im Visier

"Der Idealismus wächst mit der Entfernung vom Problem." - John Galsworthy

"Der Idealist geht glatt durch Mauern und stößt sich wund an der Luft." - Alfred Polgar

"Der Idealist weiß nicht, wohin er geht, ist aber unterwegs." - Carl Sandburg

"Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist." - Kurt Tucholsky, "Was darf die Satire?", im "Berliner Tageblatt" Nr. 36, 27. Januar 1919

"Die Kunst ist ihrem Wesen nach ideal, sonst hört sie auf, Kunst zu sein." - Konrad Fiedler, Schriften zur Kunst, Bd. 2

"Ein Idealist ist ein Mensch, der anderen hilft, glücklich zu sein." - Henry Ford

"Extreme Idealisten sind immer Feiglinge, sie nehmen vor der Wirklichkeit Reißaus." - Jakob Boßhart, Bausteine zu Leben und Zeit

"Ich bin Idealist. Ich weiß nicht, wohin ich gehe, bin aber jedenfalls unterwegs." - Carl Sandburg

"Idealismus ist die Fähigkeit, die Menschen so zu sehen, wie sie sein könnten, wenn sie nicht so wären, wie sie sind." Curt Goetz

"Idealisten werden manchmal sehr böse, wenn die Wirklichkeit sie widerlegt." - Jean-Louis Barrault

"Seid Idealisten bis ins Greisenalter. Idealisten, die eine Idee verkörpern. Dann habt ihr gelebt." - Paula Modersohn-Becker, Briefe, 26. April 1900

"Wenn ein Volk zu großen idealen Anstrengungen unfähig geworden ist, geht es unter." - Jakob Boßhart, Bausteine zu Leben und Zeit

"Wenn wir von den Dichtern verlangen wollen, dass sie so idealisch sein sollen wie ihre Helden, wird es noch Dichter geben?" - Heinrich von Kleist, Briefe (an Adolphine von Werdeck, November 1801)

Das waren die intelligenteren als Ich.

Und jetzt ein Zitat von mir:

''Ohne Idealismus fühlt sich mein Geist nackt und wehrlos''


LG Erman
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Alt 05.02.2012, 20:38   #19
Thing
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Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel, Du Fleißiger!

(Ohne Idealismus blieben von der Poesie lediglich die Satzzeichen stehen)
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Alt 05.02.2012, 20:47   #20
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Lieber Thing,

Danke.

Ich muss mich aber bei Ilka in aller Form entschuldigen, Weill ich ihren Faden für meine geistigen Auswüchse unverschämt ausgenützt habe.

Liebe Ilka, entschuldige mich.

PS:Wenn Du wieder solche Themen schreibst, es wird vielleicht wieder vorkommen, aber seltener ...


Lieben Gruß an euch beiden.
Erman
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Alt 05.02.2012, 20:52   #21
Thing
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Lieber Erman,

das wäre die beste Gelegenheit, in "Small-Talk" einen
Faden über den

Idealismus

einzustellen!
ich bin dann auch dabei...

LG!
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Alt 05.02.2012, 20:58   #22
männlich Ex-Erman
 
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Beiträge: 1.453

Lieber Thing,

Gut Idee!
Mach ich gleich!

LG
Erman
Ex-Erman ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2012, 06:39   #23
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.100

Zitat:
Zitat von Jeronimo Beitrag anzeigen
Sorry, dass ich mich einmische, aber hier irrst Du, Ilka-Maria.
Guckst Du hier:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...560688,00.html
Der Spiegel ist für mich nicht maßgebend, außerdem ist nicht von punktueller Gewalt die Rede, sondern von der weltweiten Tendenz über die gesamte Menschheitsgeschichte hinweg. Darauf geht der Spiegel gar nicht ein.

Das Ausmaß an Gewalt - und das schließt nicht nur Kriege ein, sondern auch zivile Gewalt - muß an der Bevölkerungsdichte gemessen werden. Alle Historiker sind sich einig, daß beim Anlegen dieses Maßstabes der 30jährige Krieg der verheerendste Gewaltprozeß der Menschheitsgeschichte war. Nimmt man zur Grundlage, daß es bei den beiden Weltkriegen etwa drei Milliarden Menschen gab und beide Kriege zusammen etwa 50 Millionen Opfer kosteten, ist diese Zahl anders zu werten als sechs Millionen Opfer im 30jährigen Krieg nebst ca. 60.000 Menschen, die allein in Europa durch die Hexenverfolgungen ums Leben kamen zu einer Zeit, in der die Weltbevölkerung ca. 500 Millionen betrug (im Vietnam-Krieg waren es etwa 1,5 Millionen weniger Opfer als im 30jährigen Krieg, und da nennt der Spiegel-Artikel sogar eine noch geringere Zahl !!).

Inzwischen ist die Weltbevölkerung auf über sechs Milliarden Menschen angewachsen, so daß die Gewaltopfer im Verhältnis dazu eine Zahl hinter der Nullkomma-Stelle ergeben. Während noch im Mittelalter fast jeder Mensch in seinem Leben mit Gewalt in Berührung kam oder sogar ihr Opfer wurde, ist die Tendenz des Menschen unserer Zeit, gewaltfrei zu leben, enorm gestiegen. Wir haben weltweit chemische, biologische und atomare Waffen, aber seit über 60 Jahren ist keine von diesen Waffen in Einsatz gekommen (das Intermezzo von Sadam Hussein ausgenommen). Auch sind Kriege und Konflikte kürzer geworden, sie dauern in der Regel zwischen drei bis sechs Jahre. Verheerende Dauerkriege von mehreren Jahrzehnten sind heutzutage nicht mehr haltbar, denn sie sind zu teuer. Es gibt keine Kolonien mehr, die man plündern kann, um ewige Kriege zu Lande und zu Wassr zu führen, wie das einstmals die Spanier und die Niederländer taten. In vielen Ländern wird das Militär abgebaut, weil es niemand mehr finanzieren kann und das Geld für wirtschaftliche Zwecke gebraucht wird. Daß die Menschen für das Thema "Gewalt" sensibler geworden sind, hängt mit diesen wirtschaftlichen Interessen eng zusammen.

Die meisten Konflikte sind ohnehin innerstaatlicher Natur, wie der Aufruhr in den arabischen Ländern zeigt. Der größte Brennpunkt ist seit Jahrzehnten der Nahe Osten, aber selbst da hat sich jetzt wieder gezeigt, daß die Weltgemeinschaft Druck ausübt und Länder wie Russland und China verurteilt, die aus Eigennutz eine Intervention zum Schutz der Zivilbevölkerung untergraben; sie werden auf Dauer damit nicht durchkommen, gerade Putin nicht, der in der eigenen Bevölkerung keinen Rückhalt mehr hat.

Brennpunkte wird es immer geben, aber die Welt hat ein Auge darauf. Es ist heute unvorstellbar, daß ein großer Krieg ausbricht, weil irgendein Fanatiker einen Thronfolger und dessen Frau erschießt. Die Welt hielt den Atem an, als sich am Checkpoint Charlie russische und amerikanische Panzer gegenüberstanden; desgleichen bei der Kuba-Krise und beim Fall der Berliner Mauer. Keines dieser Ereignisse hat jedoch einen neuen Weltkrieg ausgelöst.

Sollte ich mich wirklich irren, dann stellt sich mir die simple Frage: Weshalb habe ich in den 61 Jahren meines Lebens keine Gewalt erfahren? Ich kenne keinen Krieg, keinen Terrorismus, keinen künstlich herbeigeführten Hunger, keine Willkür, keine staatlich-juristische Gewalt, keine Einschränkungen meiner Freiheit, keine Maulkorbverordnung usw. Die Menschen, mit denen ich zu tun habe, können das nur bestätigen.

Wer den Spiegel-Artikel aufmerksam liest, wird zudem feststellen, daß er eigene Auswertungskriterien zugrunde gelegt hat und daß die Zahlen lediglich auf Haushaltsbefragungen gründen. Ferner beziehen sich die Daten nur auf Krisenländer, schließen also nicht jene Länder mit ein, die nicht krisengeschüttelt oder sogar im Demokratisierungsprozeß sind. Mit wissenschaftlicherr Arbeit hat das rein gar nichts zu tun. Hier werden nur Punkte gesetzt, die außerhalb der weltumspannenden Tendenz liegen.
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