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Alt 29.12.2014, 12:57   #1
männlich Doppelkeks
 
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Standard Das Christkind kommt

Der kleine Max und seine Schwester standen im Garten, es war bitterkalt und schon dunkel, Schnee lag auf der Wiese und den Bäumen, und der Himmel war klar mit tausenden von Sternen die blitzten und funkelten. Lena sagte, "Max, guck mal, der große Stern da oben, der leuchtet viel heller als die anderen“. Sie nahm ihren Bruder an die Hand, und sie blickten gemeinsam mit großen Augen hinauf. „Als Oma noch lebte, sagte sie zu mir das man an Weihnachten bei klarem Himmel in der Nacht das zu Hause vom Christkind sehen kann, es wohnt ganz weit oben im Himmel, und am Weihnachtsfest siehst man es weil es am Sternenhimmel am hellsten leuchtet" meinte Lena. Die beiden blickten gebannt zum Himmel, „Schau mal Lena, das Christkind ist zu Hause, sein Stern blitzt leicht, es muss oben sein" meinte Max ganz aufgeregt. "Wie macht es das nur, das es Morgen hier ist, es hat doch so einen weiten Weg vom Himmel bis hier her". Max hatte ein Leuchten in seinen Augen, er freute sich so auf Heiligabend, und Lena freute sich genau so, schließlich warten sie schon seit Wochen auf das Christkind. Nachdem sie noch eine Weile wie gebannt zum großen hellen Stern blickten, gingen sie wieder ins Haus, sie zitterten vor Kälte, Freude und Aufregung. Drinnen saßen sie dann auf der Couch in einer warmen Decke eingehüllt, und Lena las ihrem Bruder aus einem Weihnachtsmärchen vor. Sie war sieben Jahre alt, und konnte schon ganz gut lesen. Max hatte rote Backen, und hörte seiner Schwester mit verträumtem Blick zu.

Er war fünf Jahre alt, und Lena versuchte ihm ab und zu das Lesen beizubringen, aber bis auf ein paar Wörter die er schon erkannte, ging das natürlich noch nicht. Die schönen Bilder im Märchenbuch fand er aber auch viel interessanter als die Zeilen dazwischen, und er hörte immer so gerne zu wenn man ihm etwas vorlas. Am nächsten Tag war Heiligabend, und die beiden liefen schon früh morgens durch das Haus, und bemerkten dass das Wohnzimmer geschlossen war, die Türe war abgesperrt. „Max, warte, ich ziehe mir schnell die Schuhe an und die Jacke, und gehe in den Garten, da kann ich durch das Fenster rein schauen ob das Christkind da war.“ Lena stapfte mit ihrer Schlafanzughose und den Winterstiefeln durch den Schnee, aber sie konnte leider nichts sehen, es waren die Vorhänge geschlossen. Sie ging wieder rein, „Man kann nichts sehen, die Vorhänge sind zu“. Mama stand auf, sie wurde geweckt durch das Geräusch der Haustüre, und wollte schauen was los ist. „Lena, warst du draußen so früh am Morgen? Es ist doch erst halb sieben.“ „Ja, ich wollte gucken ob das Christkind schon da war weil das Wohnzimmer zu ist, aber ich konnte leider nichts sehen“. Die Mutter meinte, „Ich bin schon sehr gespannt ob das Christkind kommt“. „Bitte Mama, schau doch mal nach ob es schon da war, bitte-bitte“, versuchte Max sie zu überreden. Mama sperrte das Wohnzimmer auf und ging durch den Türspalt hinein, so das Lena und Max nichts sehen konnten. Sie kam wieder raus und sperrte die Türe wieder zu, „Es war noch nicht da, aber vielleicht kommt es ja noch, wir müssen es in Ruhe lassen und warten“. „Oh schade“ meinte Max, hoffentlich hat es uns nichts vergessen, dabei haben wir ihm ja einen Brief geschrieben, und Lena hat meine Wünsche alle mit eingetragen“. Max guckte traurig, „wenn es uns vergisst, dann haben wir ja gar keinen Christbaum und keine Geschenke, ich hoffe so sehr das es noch kommt“. Am späten Nachmittag gingen die Eltern mit Lena und Max in die Kirche, und heute war diese vollbesetzt, man bekam fast keinen Sitzplatz mehr. Ganz vorne auf einem Stuhl saß die Religionslehrerin von Lena den Kirchenbänken zugewandt, mit ihrer Gitarre. Der Pfarrer erzählte von der Christnacht, und immer wenn gemeinsam ein Lied gesunden wurde, spielte Lenas Lehrerin auf der Gitarre mit. Lena sang die Lieder voller Stolz, „Mama, die Lieder haben wir mit der Frau Walz auch in der Schule gesungen, und dabei hatten alle in der Klasse eine kleine Kerze auf dem Tisch stehen, das war sehr schön“.

Nach der Kirche gingen sie zu Fuß nach Hause, es war bereits dunkel, kalt und klar, und der Schnee knirschte unter ihren Schuhen. Überall leuchteten Sterne in den Fenstern und Weihnachtsbäume in den Gärten hatten ganz viele Lichter angehängt, Lena dachte sich das es immer Weihnachten sein könnte, sie hätte so gerne das ganze Jahr über diese schönen glitzernden Bäume. Daheim angekommen wurde gegessen, Lena und Max waren sehr aufgeregt, und brachten fast keinen Bissen runter. Nach dem Essen sagte Papa, „Ihr beide geht jetzt mal in euer Zimmer, und wir warten dann auf das Christkind“. Da saßen die beiden nun auf ihren Betten, und hörten eine Pumuckl-CD, wie er und Meister Eder Weihnachten feierten. „Komm wir singen Weihnachtslieder, das Christkind hört das bestimmt und kommt dann auch zu uns“ meinte Lena, und Max fand die Idee sehr gut. So saßen sie und sangen, als plötzlich die Zimmertüre auf ging, und Mama meinte sie sollen doch mal mitkommen. Als sie vor dem Wohnzimmer standen, öffnete Mama die Türe, und es stand ein wunderschöner Weihnachtsbaum drin, dessen Kerzen brannten, und es hing Lametta runter das glänzte wie feine Eiszapfen im Licht. Drunter lagen bunt eingepackte Geschenke, das sah so wunderbar aus das Lena und Max ganz still wurden, so überwältigt waren sie. Auf dem Tisch waren Weihnachtsteller mit Plätzchen, Nüssen und Mandarinen, und es roch herrlich nach Weihnachtsfest. Die Kinder gingen hinein, und sahen mit leuchtenden Augen den Baum an, sie waren hin- und weg. Papa machte Musik an, und sie sangen alle zusammen „Oh du fröhliche“, und „Stille Nacht“. Das Christkind kam also doch noch, Max dachte sich, „Oh wie schön das es uns wieder besuchte, bestimmt kam es weil Lena und ich so gesungen hatten in unserem Zimmer, Lena hatte Recht gehabt“. Mama hing Wunderkerzen in den Weihnachtsbaum, und zündete diese an, und sie brannten so schön glitzernd mit einem leichten Zischen runter, man hatte fast das Gefühl es wäre Leben im Baum.

Nachdem die Wunderkerzen ausgebrannt waren, sagte Mama, „Max, hier hat das Christkind deine Geschenke hingelegt, und diese hier sind für dich, Lena“. Max und Lena hatten zusammen auch Geschenke für ihre Eltern, worüber sie vorher lange nachdachten, und Lena diese dann im Lebensmittelgeschäft um die Ecke kaufte. Sie überlegten was sie schenken sollten, und weil Mama öfter Husten hatte, kauften sie ihr eine Tüte Hustenbonbons, und Papa knabberte abends beim Fernsehen gerne mal Erdnüsse, also war ihre Idee ihm eine Dose mit gerösteten Erdnüssen zu kaufen. Beide Geschenke hatten sie vor ein paar Tagen heimlich eingepackt, als Papa in der Arbeit war und Mama drüben bei der Nachbarin. Sie legten die Geschenke auch unter den Baum, „Mama, das linke ist für dich, und das andere ist für Papa“. Nun packten alle ihre Geschenke aus, und Lena bekam einen Kaufladen, den sie sich schon so lange wünschte. „Ein Kaufladen, das ist aber schön, dann hat das Christkind meinen Wunsch gehört, ich freue mich so“. Max bekam einen Kinder-Werkzeugkasten, und das gefiel ihm auch sehr gut, „Oh wie schön das ich endlich auch was basteln kann. Papa, darf ich dann auch im Keller in deine Werkstatt rein und dort mit basteln“? „Aber ja doch, wir machen dir unten auch Platz damit du deine eigene Werkbank bekommst“. Max freute sich auch sehr, und dann bekamen sie jeder noch ein Buch und Lena Kleidung für ihre Puppe. Plötzlich meinte Mama, „Pssst.., ich höre da was, ist da was hinter der Türe? Lena sprang auf und ging zur Wohnzimmertüre und lehnte diese an, und was für eine Überraschung, dahinter stand Oma Elisabeth, und Lena schrie „Oma…“, und sprang ihr um den Hals. Max rannte auch sofort zu ihr und freute sich genauso wie Lena, sie tanzten um Oma rum und konnten gar nicht glauben das sie da war, denn sie wohnte doch so weit weg und hatte wenig Geld, sie konnte deshalb nur selten zu Besuch kommen. Was für eine Freude, die Kinder waren total aus dem Häuschen, sie hatten nur noch eine Oma und sie liebten sie über alles.

Als Max und Lena ins Bett gehen mussten, waren sie überglücklich und müde. Heute durften sie ja auch länger aufbleiben als sonst, aber jetzt meinte Mama wäre es Zeit um schlafen zu gehen. Die beiden lagen in ihren Betten, und Oma kam noch rein um Gute-Nacht zu sagen. „Gute Nacht Oma, wenn du bei mir schlafen möchtest brauchst du nur rüber kommen in der Nacht“, meinte Lena. „Ich schlafe drüben im Zimmer Lena, dein Bett ist für mich zu klein, aber du darfst mich in der Früh gerne aufwecken kommen“. Mama wollte wie immer die Rolläden zu machen, aber Max sagte, „Nein Mama, lass sie bitte offen“. „Aber Max, du willst doch immer das ich sie zumache zur Nacht, wegen der bösen Monster die sonst vielleicht rein kommen könnten und sich unter deinem Bett verstecken“. „Es reicht wenn die Vorhänge zu sind Mama, es ist ja auch Oma nebenan im Zimmer, und da habe ich keine Angst“. Die Mutter lies die Rolläden offen und zog die Gardinen zu, und freute sich innerlich das eine der Kinderängste bei Max wohl weg geht.

Sie gab beiden Kindern einen Schlafkuss, und Lena sagte, „Mama, das ist ein wunderschönes Weihnachten, irgendwann mal feiern wir das immer so, jeden Tag, und immer mit Oma, ja“? „Weihnachten feiert man aber nur im Dezember Lena, das ganze Jahr über geht das ja nicht, aber wir können immer versuchen Oma hier zu haben zum Fest, das machen wir“. Sie machte das Licht aus, und die Türe zu. „Max, ich freue mich so, es ist so schön das Weihnachten ist“. „Ich finde das auch so schön Lena“, und dass das Christkind sogar die Oma mitgebracht hat, ist ganz toll“. „Hast du denn gar keine Angst mehr vor den Monstern unterm Bett, wenn Oma zu Besuch ist“? „Nein, ich habe keine Angst mehr davor“. Als Lena eingeschlafen war, stand Max ganz leise auf, er hatte schon noch große Angst vor den Monstern, aber er ging mutig zum Fenster hinter den Vorhang, und blickte rauf in den Sternenhimmel. Er dachte für sich, „Dankeschön du liebes Christkind, ich sehe das du schon wieder zu Hause bist, dein Stern blitzt und blinkt ab und zu, ich kann es erkennen wenn ich ganz lange hin schaue. Das du heute bei uns warst ist sehr schön, und vielen Dank dir auch, das du Oma mitgebracht hast. Wenn ich mal groß bin, dann möchte ich dich auch mal besuchen kommen, da oben auf deinem Stern. Wenn Oma da ist und ich dein zu Hause sehen kann, dann habe ich keine Angst vor Monstern“. Er legte sich wieder leise ins Bett, und schlief selig ein…
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