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Alt 22.06.2014, 00:14   #1
männlich TheLazyBum
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Rheinland Pfalz
Alter: 34
Beiträge: 47


Standard Das Kästchen

Meine Mutter hatte ein Kästchen. Es war ein altes Kästchen, aus dunklem Holz und sah ein wenig befremdlich aus, denn es war keines, das man im Laden kaufen konnte. Bemalt mit weißer und rotbrauner Farbe in seltsamen Mustern, Schnitzereien darauf und Perlen und Knochen an den Rändern.
Sie hätte es schon besessen, als sie meinen Vater kennen lernte. Sie nahm das Kästchen von Zeit zu Zeit hervor, öffnete es und schaute hinein. Und nach einer Weile des Schauens war sie immer glücklich. Ich konnte nie verstehen, wieso. Ich wusste ja auch nicht, was sich in dem Kästchen befand, doch als ich dies später erfuhr, verstand ich es erst, nachdem es mir meiner Mutter erklärte.
Ich beobachtete sie gerne dabei. Sie machte den Eindruck auf mich, als sei sie während dieser Zeit, sie sei an einem schöneren Ort. Zufrieden, als wäre in dem Kästchen pure Glückseeligkeit. Ich sah sie selten so, daher faszinierte mich der Anblick. Ließ sie scheinbar ihre Einsamkeit vergessen und gab mir ebenfalls ein Gefühl der Geborgenheit, da ich meine auch vergaß.
Obwohl es mich interessierte, wusste ich, wie erwähnt, lange nicht, was sich in dem Kästchen befand. Ich hätte nachsehen können, sie bewahrte das Kästchen nämlich im unteren Fach ihres Schreibtisches im Arbeitszimmer auf. Doch ich tat es nie. Mir wurde erst später klar, wieso. Als es mir auffiel. Es war eine Art Respekt. Wenn meine Mutter es mir hätte zeigen wollen, dann hätte sie es auch getan.
Was auch später passierte.
Als es so weit war, war ich schon etwas älter. Kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Ich fragte sie, seit langem mal wieder, nach dem Kästchen und dessen Inhalt. Dieses mal holte sie es hervor und setzte sich neben mich.
Bevor sie es öffne, wolle sie mir erst erzählen, wie sie es bekommen habe.
Sie erzählte mir von ihren Reisen, die sie als Mädchen begomnen hatte, auf denen sie sich verändert hatte, innerlich reifer, reicher und größer geworden war. Die an manchen Orten, zu manchen Zeiten auch ein wenig gefährlicher gewesen waren. Sie war damals ohne Geld, ohne andere Menschen gereist. Nur mit dem, was sie unbedingt gebraucht hatte, was in einen kleinen Rucksack gepasst hatte, den sie immer noch besaß und der schon ziemlich mitgenommen aussah. Meine Mutter war eine sentimentale Frau, die an Dingen hing. Daher hatte sie vermutlich auch immer noch ihren Ehering am Finger. Doch allzu viel hatte sie von ihren Reisen nicht mitgebracht, eigentlich sind die einzigen Überbleibsel der Rucksack und dieses verheißungsvolle Kästchen.
Schließlich begann sie, den Tel der Reise zu erzählen, auf dem sie das Kästchen bekam, nach dem sie aufhörte zu reisen.
Es war in Afrika. Eine karge Schönheit, die man nur begreifen könne, wenn man sie erlebt habe, sagte sie. Sie hatte die Städteund Dörfer bereist, hatte sogar eine Weile mit einem Eingeborenenstamm in den Savannen gelebt, dessen Namen ich immer noch nicht aussprechen kann. Sie erzählte mir, von der Zufriedenheit und der Gelassenheit der Menschen in diesem Stamm. Wie herzlich sie aufgenommen worden war, wie neugierig die Afrikaner auf sie reagiert hatten und wie sie sich nach einer kurzen Zeit dem Stamm zugehörig empfunden hatte. Sie beschrieb es so, als hätte für sie die Zeit davor existiert, als wäre sie erst in diesem Stamm geboren worden. Alleine die Art, wie sie darüber sprach, ließ mich erahnen, wie es sich anfühlte, Teil eines so urtümlicjen Stammes zu sein. Ich hatte bis dahin in meinem Leben noch nichts derartiges verspürt.
Sie erzählte mir, die Moment, wenn sie und der Stamm nach erfolgreicher Jagd nach Hause gewandert waren, sich der Tag dem Abend geneigt hatte und die Sonne am Untergehen gewesen war, in diesen Momenten hätte sie am liebsten die Zeit angehalten. Der Anblick und das Gefühl dieser Augenblicke seien das Highlight dieser Reise gewesen und es wirkte auf mich, als gehörten sie immer noch zu den schönsten Momenten im Leben meiner Mutter. Man sah, dass diese Augenblicke solche Gefühle in ihr ausgelöst hatten, dass sie bis heute anhielten. Da sie lange ausgeschweift hatte, beim Erzählen der Geschichte, erzählte sie mir schließlich, dass sie dieses Kästchen vom Stammeshäuptling bekam. Doch das Kästchen war nicht die eigentliche Gabe, sie wäre nur eine würdige Aufbewahrung.
Dann öffnete meine Mutter die Kiste. Beim Drehen der Kiste erzählte sie mir, um was es sich bei dem Inhalt handele.
Es war ein Stock, doch es wäre ein besonderes Holz, welches nur sehr selten vorkomme. Es war, wie die Kiste, ein dunkles Holz, jedoch von der Färbung und Marmorierung her ganz besonders und wunderschön. Der Stock war in etwa so groß, dass er bequem in eine Hand passte und an beiden Enden ein wenig herausragte. An beiden Enden hingen, dem Anschein nach, klappernde Verzierungen aus besonderen Steinen und Knochen, die kunstvoll zurecht geschnitzt waren. Auch der Stock selbst war mit Leder und Schnitzerein verziert, die denen auf der Kiste glichen.
Meine Mutter erklärte mir, dass es sich dabei um etwas ganz besonderes handelte. Sie hätte diesen Stock vom Stammeshäuptling erhalten. Er symbolisiere Glück und Zufriedenheit und wäre nur Menschen überreicht worden, die vom Stamm als Mitglied angesehen wurden, eine Einheit mit dem Stamm bilden würden. Es wäre die größte Ehre ihres Lebens gewesen, diesen Stock zu erhalten.
Wieso sie anschließend mit dem Reisen gehört hatte, sagte sie mir nicht. Ich verstand es zwar nicht, fragte aber auch nicht nach.
Jetzt, erzählte sie mir, fühlte sie sich sich immer, als wäre sie wieder an diesem Ort und als wäre alles Glück dieser Welt ohne Bedeutung, da der Rest der Welt ohne Bedeutung wäre und nur dieser Augenblick zählte, der für sie das Paradies zu bedeuten schien.
Und alleine, durch ihre Beschreibung, verstand ich sie und konnte dem Paradies für wenige Augenblicke ganz nahe sein.
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Alt 22.06.2014, 07:59   #2
männlich TheLazyBum
 
Dabei seit: 06/2014
Ort: Rheinland Pfalz
Alter: 34
Beiträge: 47


Ich wahr etwas zu voreilig mit dem Posten...

Es sind noch einige Fehler in dieser Version, ich bitte, dies zu entschuldigen.
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