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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 01.10.2010, 22:36   #1
Thing
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Standard Pallium

Es wird bald sein.
Bald kommt das Ende meiner Qual.
Der Schmerz erleichtert mir das Scheiden.
Und: Laßt mich bitte dann allein
in meiner Wahl. Ich will nicht leiden,
daß Ihr die Tage meßt an meinen Klagen,
an meinem Schreien, Schweigen.

Wie mich der Krebs zerfraß
und an mir - ewig hungrig - frißt ..
Wie kann ich Euch das sagen?

Gebt mir den Nektar süßen Schlafs!
Gebt mir Ambrosia dem Schmerz entgegen!

Eva... Adam...
Alle trafs.
Der Tod ist Freund.
Nur Schmerz ist Feind.
E r hat den Tod betrogen.

Ach, Morpheus!
Bleibe mir gewogen!
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Alt 08.10.2012, 10:09   #2
weiblich die
 
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dankeschön für dieses gedicht, ein jeder sollte selbst entscheiden dürfen,
die
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Alt 08.10.2012, 10:55   #3
Thing
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Halli Hallo, die -

das Gedicht entstand spontan während eines einwöchigen Aufenthaltes in einer Sterbeklinik.

Was mich zu der Überzeugung brachte, aktiv Sterbehilfe (verboten!) leisten zu müssen (der Ärzte und Pfleger), war eine monatelange (ehrenamtliche) Begleitung in einem "Altersheim".
Schaurig.

Es werden Menschen, die sich nach dem Tod als Erlösung s e h n e n, mit allen und möglichen Mitteln am "Leben" erhalten. Das ist kein Leben. Das ist qualvolles Vegetieren.
Dagegen sind sie machtlos.
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Alt 08.10.2012, 11:44   #4
weiblich Lux
 
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Mein liebes Thing,

ein sehr gutes Gedicht, wieder einmal ein echter "Thing", der sich nicht scheut, auch die dreckigen, grausamen Seiten zu beleuchten ohne selbst dabei dreckig oder grausam zu werden.
Ich teile deine Meinung im Übrigen.
Für mich ist es eine Lüge, wenn immer gesagt wird: "Heute muss keine mehr Angst vor Schmerzen habe." Das stimmt schlichtweg nicht. Man kann viel, sehr viel machen, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem die Medikamente den Menschen umbrigen würden. Und ab da ist Schluss für fast alle Ärzte und das Pflegpersonal. Verständlicher, aber auch grausamer Weise.

LG
Lux
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Alt 08.10.2012, 12:12   #5
weiblich Poetibus
 
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Hallo, Thing,

das ist wieder eines deiner besonderen Gedichte.

Die "Zerissenheit" zeigt sich auch im Aufbau, was es umso ergreifender macht. Jedenfalls wirkt es bei mir, ich musste ein paar Mal tief Luft holen ...

Menschlichkeit darf nicht zu Grausamkeit werden, sonst ist sie keine mehr.
Und wenn Morphium zu Nektar und Ambrosia wird, das ist grausam. Ich weiß, dass ich hier das dasselbe Wort wie Lux verwende, aber "grausam" ist genau das Wort, das ich ebenfalls verwenden möchte - andere sind einfach "zu schwach".

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 08.10.2012, 12:25   #6
Thing
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Liebe Lux -

ich war 8 Monate u.a. am Bett einer "Alten", die auf Wunsch der Angehörigen mit einer Bauchsonde ernährt wurde.
Bei jeder Bewegung ( waschen, wenden, wickeln) erbrach sie sich und flehte darum, sie endlich sterben zu lassen.
(Sie wog, 173 cm "groß", noch 37 kg.)

Wo denkste hin!
D a s wurde ihr nicht gewährt.
Ich habe mitgelitten und mir so meine Gedanken gemacht.

Thing
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Alt 08.10.2012, 20:55   #7
männlich Walter
 
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Lieber Thing,

das Gedicht macht mich immer wieder sprachlos, weil Deine Worte bei mir ankommen, und sie treffen mich, mein Freund, glaube mir, sie treffen mich! Du hast sie so scharf und einfühlsam beschrieben: diese harte Realität.
Du sprichst für viele, die schweigen. Die Stille, diese eisige Stille, ist ihr Schreien. Ich höre es. Die Verse Deines Gedichtes laufen wie ein Stück des Absurden Theaters vor meinen Augen ab.

Möge jeder von uns vor solchen Szenen verschont bleiben.
Man kann es sich wünschen. Man kann hoffen. Das ist alles. Mehr nicht.-
Mehr nicht.


Ich danke Dir sehr für dieses poetische Werk!!!

Der Wert Deiner wehklagenden Worte wird wiegen zu allen Zeiten...

Liebe Grüße
Walter
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Alt 09.10.2012, 13:51   #8
Thing
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Beiträge: 34.998

Lieber Walter -


ich danke Dir aus tiefster Seele für Deinen Kommentar.
Ich erkenne eine Geistesverwandtschaft zwischen uns.
Nicht umsonst nenne ich Dich Freund.

Thing





(was Wunder, daß sich gewisse User, die gerne meine Texte zerreißen, d a r a n nicht wagen)
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Alt 09.10.2012, 17:43   #9
männlich Walter
 
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Beiträge: 905

Standard Danke

Deine Worte ehren mich, lieber Freund. Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Walter
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Alt 12.10.2012, 16:43   #10
Thing
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Lieber Walter,

laß Dich ganz herzlich zurückgrüßen.
Leider machst Du Dich sehr rar.


Thing
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Alt 12.10.2012, 17:07   #11
weiblich ShamanDaughter
 
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Lieber Thing,

ein sehr schöner Text. Er gefällt mir gut und es beginnt zu singen, wenn ich ihn lese. Er hat eine schöne Sprechmelodie! : )

Ja, das ist ein echt schwieriges Thema. Besonders, wenn der Patient "scheinbar" kaum noch was mitbekommt.
Ich höre öfters solche Geschichten und immer tut es mir weh.
Um Patient UND Angehörige. Ab einem bestimmten Punkt tun man einfach beiden keinen Gefallen mehr.
Das Kaninchen meiner Mitbewohnerin wurde eben eingeschläfert. Nach drei Wochen Zwangsernährung. Auch keine einfache Entscheidung...

Liebe Grüße ♥
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Alt 12.10.2012, 17:17   #12
Thing
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Liebe ShamanDaughter -

danke für den zustimmenden Kommentar.
Die Materie dürfte heute nicht mehr so schwierig sein, nachdem die Patientenverfügungen für Ärzte bindend geworden sind.
Aber es gibt sicher noch eine sehr große Grauzone, v.a. wenn Patienten unter Pflegschaft stehen.

Lieber Poetibus,


entschuldige, daß mir Dein gehaltvoller Kommentar durchwitschte, habe ihn eben erst entdeckt.
Hab Dank!


Herzliche Grüße:
Thing
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