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Alt 03.12.2010, 18:08   #1
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278

Standard Vater

Vater

„Wir haben finanzielle Schwierigkeiten. Es ist schwer, eine Familie zu ernähren.“

Er hat immer gearbeitet. Wir hatten immer Geld. Ich ging zur Schule, hatte Spielsachen, habe mich mit Wort und Bild gebildet, egal was Wissenschaftler oder Pseudowissenschaftler sagen. Fernsehen kann bilden, kann von kulturellem Nutzen sein. Film ist Kunst. Aber was rede ich. Wir haben finanzielle Schwierigkeiten.
Ich wohne in einem Haus und es ist warm. Die Heizung ist warm. Der Kühlschrank ist voll. Nicht selten werfen wir verdorbene Lebensmittel weg. Es geht mir gut. Jeder sagt das. Er sagt das. Ja, uns geht es gut. Wir haben nur finanzielle Schwierigkeiten. Sage ich. Denn er sagt nicht „nur“, wenn es um seine Existenz geht. Seine Existenz. Existenz. Ich bin, ja, ich bin. Und er ist auch. Denn er hat immer gearbeitet. Hat uns mit Geld versorgt. Und wir hatten alles, was wir brauchten. Wir leben.

Selbst jetzt umschmiegt mich ein dicker Schal, wärmen mich gefutterte Stiefel. Ich sehe und höre und kann sprechen, bewege meine Arme und Beine und mein Bauch ist „wohlgenährt“.
Kinder sterben überall auf der Welt. Menschen sterben, weil es ihnen nicht gut geht. Weil uns, mir geht es gut. Ich sollte ihnen helfen, denjenigen, denen es nicht gut geht. Endlich einmal einen Spendenschein ausfüllen. Aber wir haben finanzielle Schwierigkeiten, ja finanzielle Schwierigkeiten, existentielle Schwierigkeiten. Existentiell oder existenziell. Nicht einmal die Rechtschreibung ist sich darüber einig. Hört zu, wir haben Schwierigkeiten. Denn es ist schwer, eine Familie zu ernähren.
Er hat immer gearbeitet. Dann ging er.


Mir geht es gut.
Ich spreche es aus, doch es fühlt sich nicht so an. Ich könnte leben, überleben. Nie hätte ich geglaubt, dass ich es nicht kann.
„Die Psychologie, die Psyche des Menschen wird überbewertet“, kommt mir ein Grinsen über die Lippen, während meine funktionierenden Beine den Schritt tun, weil es mir GUT GEHT. Existent/ziell.

Denn es is schwer, ne Familie zu ernähren, nich - daddy?
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Alt 05.02.2011, 22:32   #2
männlich Ex-Gamma
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2011
Beiträge: 1.194

Warum konnten wir die eigene Aufgabe, die Last des Lebens nicht selber wählen? Ich habe vier Kinder, sie sind schon gross. Das eigene Leben scheint mir schwerer zu tragen, als das vier Kinder, die bald ausser Haus sind.

Als ich Kind war habe ich die sogenannt "blöden" Menschen bewundert, die sich um nichts scherten. Nein, ihre Gesten, ihr Wirken steigt mir noch immer auf.

So originell wie die werde ich mit all meinem Bemühnen nie sein.

l.g. Gamma
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Alt 08.02.2011, 19:41   #3
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278

Tut mir leid, vielleicht stehe ich auch gerade auf dem Schlauch...
Musste erst einmal meinen Text wieder durchlesen, hab eigentlich nicht mehr mit einem Kommentar gerechnet.

Aber (das wollt ich eigentlich sagen) - was willst du mir eigentlich mitteilen im Bezug zu meinem Text? Sry, verstehe deinen Beitrag nicht ganz...
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.02.2011, 10:49   #4
männlich Ex-Gamma
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2011
Beiträge: 1.194

Denn es is schwer, ne Familie zu ernähren, nich - daddy?

Für mich ist es schwer mich selber zu ertragen. Leichter fiel mir, die Familie zu ernähren.

Ist das eine Antwort?

l.g. Gamma
Ex-Gamma ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.02.2011, 19:32   #5
weiblich FeelLetter
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: zwischen Grashalm und Teer
Beiträge: 278

Ah, der Groschen ist gefallen!
Ich verstehe, was du meinst.
Nun denn, kommt auch teils drauf an, was man unter "ernähren" versteht, nich, daddy?
FeelLetter ist offline   Mit Zitat antworten
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