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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 07.05.2007, 16:05   #1
red.riding.hood
 
Dabei seit: 03/2007
Beiträge: 19

Standard Verworrenes Geflüster

Verworrenes Geflüster

Ein, zwei, drei, vier.
Ich höre sie, ich höre sie genau. Sie singen ein Lied, nur für mich. Für mich alleine.
Wenn ich die Augen schließe, höre ich sie besser, konzentriere mich auf die Töne, kann sie vor mir tanzen sehen. Auf und ab springen sie.
Fünf, Sechs, Sieben, Acht.
Sie tun mir weh.
Die Brust schnürt sich zusammen. Was übrig bleibt ist gestohlener Atem. Ich kann ihn nicht spüren, ersticke hier, alleine.
Ich ersticke.
Neun, Zehn.
Ein Schrei aus meiner Kehle und es wird vollkommen still. Der Gesang hört auf, lässt mich in Frieden. Das Herz; es schlägt, in einem ungleichmäßigen Takt. Nehmt es mir, nehmt es mir! Es schmerzt. Ich ertrage es nicht mehr.
Unerwartet werde ich ganz ruhig, meine Kehle öffnet sich und Luft strömt hinein. Geliebte Luft, was habe ich dich vermisst.
Erneut schließe ich die Augen, vollkommene Stille. Kein einziger Laut dringt an mein Ohr, geschweige denn an mein Herz. Es beruhigt sich, wird immer ruhiger. Ich denke, ich schwebe.
Elf, Zwölf, Dreizehn, Vierzehn.
Ich höre mich nun selber singen, dieses Lied bestehend aus Zahlen. Eine unbekannte Melodie, die mir aus dem Innern kommt. Noch nie habe ich sie gehört, doch kann ich sie wieder geben. Es ist das Lied meines Herzens. Die Melodie spiegelt meine ruhige Seele wieder.
Fünfzehn, Sechzehn, Siebzehn, Achtzehn.
Warme Tränen fließen über meine Wange. Sie sind genauso warm wie ich selber. Ich spüre sie kaum.
Tropfen für Tropfen fließt auf den Boden, hinterlässt eine nasse Spur. Wenn ich hier lang genug stehe, würde eine Pfütze entstehen. Ich würde es nicht einmal bemerken. Die Tränen schmecken nicht salzig. Sie sind bittersüß. Schwarze Perlen, die auf den Boden hinab fallen.
Neunzehn, Zwanzig.
Der Schmerz drückt erneut auf mein Herz, doch diesmal weiß ich, was ich tun muss. Langsam stoße ich mich ab, springe hinauf, um erneut auf dem Boden zu landen. Wenn ich falle, wird jeglicher Schmerz verflogen sein. Nicht wahr?
Fangen wir erneut bei Null an.
Ein Kichern entfleucht meinen Lippen. Was denke ich denn bloß?
Alles ineinander verworren, verzogen, nur wer das Ganze kennt, versteht es und doch ergibt es keinen Sinn.
Mein Herz fliegt mir bis zum Halse und springt, so wie die Noten in meinem Kopf, auf und ab, immer weiter, bis die Melodie aufhört.
Ich lebe und das ist doch gut so?
Schmerz.
Wäre ich doch nur tot?
Selbstmitleid.
Ich fliege?
Freude.
Ich will nicht sterben?
Angst.
Eins, Zwei…
Sie werden niemals aufhören mich zu quälen.
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