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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 15.11.2018, 15:24   #1
weiblich AlteLyrikerin
 
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Standard Herbstgedanken

Wenn die grauen Nebel wehen,
ist es Herbst und kann's geschehen,
dass mein eigenes Vergehen
still mich zwingt, es anzusehen.

Buntes Laub im Winde schwingend,
kahler Erde Farben bringend,
knisternd sein Geheimnis singend,

lehrt mit zärtlicher Gebärde,
dass auch ich aus starrer Erde
nach dem Frost neu blühen werde.
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Alt 17.11.2018, 13:18   #2
männlich Heinz
 
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Liebe AlteLyrikerin,
ein Gedicht? ein Wortgeklingel? Ich neige zu letzterem.
"Wenn die grauen Nebel wehen, ist es Herbst..." klingt genauso wie: "Wenn des Eises Schollen knirschen, ist es Winter.
Wenn die grauen Nebel wehen...kann's geschehen, dass mein eigenes Vergehen (im Sinn von Dahinwelken) mich zwingt, es - das Vergehen - anzusehen.
Kryptisch und gewollt poetisch, aber was sagt uns das?
Jetzt die Kaskade der Partizipe (schwingend, bringend, knisternd, singend) - Ilka-Maria wird ihre Freude daran haben.
Das bunte Laub lehrt mit zärtlicher Gebärde, dass das lyr. Ich aus starrer Erde
nach dem Frost wieder blüht.
Ich glaube, da hast Du Dich im Bereich der Gedankenlyrik sozusagen verbal besoffen gequatscht.
Man spürt die Absicht der Autorin lyrisch/poetisch sein zu wollen und man (ich) bin verstimmt.
Gruß,
Heinz
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Alt 17.11.2018, 13:47   #3
weiblich AlteLyrikerin
 
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Lieber Heinz,

herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.
Ja, so wie Du es beschreibst, kann der Text auch gelesen bzw. interpretiert werden.
An diesem habe ich übrigens nicht lange konstruiert, geschraubt und gefeilt, sondern er hat sich auf einem herbstlichen Waldweg - aus einem Guss - zu Wort gemeldet.

Warum hab ich das so stehen lassen? Für mich hat es etwas volksliedhaft einfaches. Die Partizipen - für mich haben sie etwas Lautmalerisches und beschreiben die Wirkung der herbstlichen Umgebung auf das lyrische Ich.

Das eigene "Vergehen" ansehen: Dem eigenen Sterben ins Gesicht sehen.Das Blühen nach dem Frost ist eine Metapher für die Auferstehung, an die das lyrische Ich glaubt.

Ja, was tue ich gegen Deine Verstimmung? Ich denke, das ist einfach kein Text für Dich. Auf Dich wirkt er wie Gedankenlyrik, die ...besoffen quatscht.
Da kann ich nichts tun. Ich denke, selbst meisterlich gedichtete Texte - von diesem hier behaupte ich das nun nicht - haben nicht die Macht den Leser zu "steuern", sprich ihre erwünschte Wirkung zu erzielen, sonst müssten alle Leser von den Meisterwerken Rilkes, um nur ein Beispiel zu nennen, begeistert werden. Wie wir wissen, haben sie diese Macht nicht trotz ihrer hohen Kunstfertigkeit.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Alt 17.11.2018, 19:21   #4
männlich Eisenvorhang
 
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Mensch Heinz! Sag der Ilka nicht, dass der Rilke partizipienverliebt war!
Dabei ist der doch weltberühmt!

Huhu Lyrikerin!

Zum Gedicht! Dafür, dass es mit nem Ruck raus rutschte ist es ganz okay, wirkt aber konstruiert. Das verdeutlichen vor allem die Reime, die den Terzetten die Luft zum Atmen nehmen. Gerade Terzette brauchen aber die Luft. Keine Kompression...

Sonst find ich es dynamisch und klanglich durchaus kontemplativ.

Dein Winterweiß zeigt Dein Potential (Nach wie vor schwärme ich davon) - ich würde Dir raten, die Gedichte erstmal einen Tag ruhn zu lassen.

Gern gelesen!
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2018, 15:03   #5
weiblich AlteLyrikerin
 
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Hallo Eisenvorhang,
herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Vielleicht ist ja meine Begabung stärker für die freien Formen in der Lyrik ausgeprägt.
Eine Frage habe ich doch noch, aber nicht, weil ich das Gedicht zwanghaft verteidigen möchte. Was meinst Du mit "Kompression". Die Strophen benutzen den Haufenreim. Der hat sich zwar auch ganz spontan hier eingestellt, er gilt aber - unabhängig von der Anzahl der Verszeilen - als Hilfsmittel für eine einen einfachen, volksliedhaften Stil.
Danke jedenfalls für die Auseinandersetzung mit meinem Gedicht
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Alt 18.11.2018, 15:35   #6
männlich Eisenvorhang
 
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Hey,

natürlich darfst Du Dein Gedicht verteidigen. Aber das brauchst Du doch gar nicht, da meine Gedanken kein Angriff waren.

Der Trochäus (Bei Dir 4er mit weiblichen Kadenzen) ist oft eine Metrik die Dampf macht und Weichheit nimmt.

Oft liest man den Trochäus bei Gedichten, die emotional sehr getrieben oder wehleidig sind.

Der Herbst ist aber eine Jahreszeit, die schleichend kommt und nur selten die Brachialgewalt eines Trochäus besitzt.

Buntes Laub im Winde schwingend,
kahler Erde Farben bringend, [Der Herbst nimmt Farben] -> grüner Erde Farben nehmend
knisternd sein Geheimnis singend,

lehrt mit zärtlicher Gebärde, [Das ist schön!]
dass auch ich aus starrer [starr ist quatsch, im Herbst ist es kühl] Erde
nach dem Frost neu blühen werde.

Ta da, Ta da, Ta da, Ta da[Punkt]

Und dann sofort der Umschwung in die Nächste Zeile, ohne das dazwischen eine Getragenheit zum Vorschein kommt.
Die nächste Frage ist, ob Laub, welches im Herbst ohnehin bunt ist (Adjektiv, das man sich sparen kann), überhaupt schwingen kann? Das Laub wäre dürre und müd vom Leben - es könnte rascheln und rauschen...

Das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau, das Gedicht ist gut. Ich meine nur, dass es mehr atmen sollte. Da der Herbst eine sehr komplizierte Jahreszeit ist.
Und die sollte nicht so verschnürt geschrieben sein!!!

Die vier Hebungen sorgen halt dafür, dass das Gedicht sehr dicht wirkt.
Und die Adjektive sind teilweise unnötig oder einfach zu viel.

Schau dir mal das Gedicht von Hesse "Im Nebel" an. Wie schön die Zeilen fast ohne Adjektive auskommen und diese Zeilen leben und atmen.

Vielleicht verstehst Du was ich meine. Ich schreibe Dir das, weil ich davon überzeugt bin, dass Du das auch absolut drauf hast!

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

vlg

EV

PS: ich habe den Herbst auch verdichtet, nur etwas anders: https://www.poetry.de/showthread.php?t=82691
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2018, 22:42   #7
männlich Heinz
 
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Liebe AlteLyrikerin,
was mich freut, ist Deine unvergrätzte Reaktion. Ich denke, wir kommen nur weiter, wenn die Kritik auch mal scharf ist. Lass Dich also nicht entmutigen! Dass ich hin und wieder was schreibe, das nicht gleich in den Mülleimer gehört, habe ich scharfsinnigen Kritiken zu verdanken. Nimms also sportlich!
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 18.11.2018, 23:16   #8
männlich Eisenvorhang
 
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Das was ich geschrieben habe, meine ich überhaupt nicht böse!
Nur um dies klarzustellen...
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Alt 19.11.2018, 12:40   #9
weiblich AlteLyrikerin
 
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Standard Keine Entschuldigung für Kritik, bitte!

@Eisenvorhang:
Herzlichen dank für Deine ausführlichen Erläuterungen. Ich kann jetzt besser verstehen, was Dich gestört hat. So wie ich es verstehe, liegt das zentrale Problem in den Metaphern (z.B. starre Erde) bzw. in der Verwendung von beschreibenden Adjektiven bzw. Partizipien. Über die Frage, ob der Trochäus grundsätzlich nicht für ein Herbstthema geeignet ist, werden wir, so denke ich, keinen ernsthaften "Streit" bekommen.
Ich werde das Gedicht überarbeiten und, falls es mir gelingt eine Verbesserung zu ersinnen, eine neue Fassung einstellen. Für heute erst einmal, Danke für die Anregungen!

@Heinz:
Zwar finde ich sachliche, emotional nicht aufgeheizte Kritik grundsätzlich besser, aber auch mit Deinen Anmerkungen kann ich etwas anfangen. Gott sei Dank habe ich die spät pubertären Reaktionen eines leicht erregbaren Sensibelchen schon vor einiger Zeit hinter mich bringen dürfen.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
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Alt 19.11.2018, 13:03   #10
männlich Eisenvorhang
 
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Ich möchte keinen Streit mit Dir! Ich finde toll was Du schreibst!
Und ich empfinde Respekt.
Der Trochäus nur... Wegen des Inhalts...
Der verursacht bissl das Koresett... Das meinte ich



Vlg ev!
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Alt 19.11.2018, 19:23   #11
männlich Heinz
 
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Hallo Eisenvorhang,
was lese ich da? Du hast Dich abgemeldet? Ich hoffe, dass es sich hier nicht um eine endgültige Verabschiedung handelt. Ich würde das sehr bedauern!
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 20.11.2018, 14:22   #12
weiblich AlteLyrikerin
 
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Auch ich hoffe sehr, dass Du zurückkehren wirst, Eisenvorhang!
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2018, 22:37   #13
männlich Ex-Einsamkeit
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Das ist wunderschön in Verse gefasst!!!

- Einsamkeit
Als die grauen Nebel wehten,
kam die Zeit, als ich sie rief:
hundertfach gewachsen
tausend Sommer tief
Ex-Einsamkeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2018, 08:14   #14
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo AlteLyrikerin,

ich finde, dein Gedicht reißt den Leser mit, lässt sich schön flüssig lesen und ist perfekt gereimt.

Mir gefallen gerade die Pertizipien darin. Das ist doch gekonnt mit Sprache gespielt.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2018, 13:37   #15
weiblich AlteLyrikerin
 
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Beiträge: 1.706

Hallo Einsamkeit, hallo DieSielbermöwe,

herzlichen dank für Eure freundlichen Kommentare, die das Gedicht als gelungen bewerten. Dennoch möchte ich die Kritik von Eisenvorhang und Heinz ernst nehmen. Vor allem möchte ich nicht eine Debatte beginnen, die unterschiedliche Parteiungen im Forum gegeneinander in Stellung bringt.

Wir alle gehören doch, unabhängig davon, auf welchem Niveau sich unsere lyrischen Versuche bewegen, zu einer vom Aussterben bedrohten Gattung, die sich dem Wort aktiv verschreibt statt z.B. nur Like-Buttons zu betätigen.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
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