Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Düstere Welten und Abgründiges

Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 29.06.2016, 18:18   #1
männlich Elysium
 
Benutzerbild von Elysium
 
Dabei seit: 07/2011
Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Standard Erntezeit

Die Erde klebt kalt an den kraftlosen Händen,
es sielen sich Schatten an inneren Wänden,
die Spuren des Samens, der ausgebracht,
sie schweben durchs Zimmer in ruhloser Nacht.

Und wieder das Sabbern von klebrigen Weiden,
verschließe die Ohren, den Klang zu vermeiden,
um nur nicht zu hören das widrige Quellen,
der grünlichen Knospen, die unter mir schwellen.

Es ruft mich der Raum, den ich niemals verschließe,
es zwingt mich das Ding, das ich niemals begieße,
ich taste den Spaten, den Mantel, den Stab,
die Stiege, sie führt mich zu ihm hinab.

Und an ihrem Fuße sich windende Triebe
wie Schlangen, sie peitschen die Beine, die Hiebe,
sie zeichnen mich zitternden Lazarus,
ich krieche zum Ursprung des Grauens, ich muss.

Am Ende des Ganges in steinernem Raum
erwartet mich drohend mein wülstiger Traum,
der drängend sich durch meine Nachtstunden windet
und mich schon so lange in Finsternis bindet.

Aus uralten Tiefen, durch Böden sich splitternd,
zuckt und pulsiert dort die Pflanze, sie zittert,
die Eine, die einst wohl dem Orkus entspross,
hier wuchs sie zum unendlich eklen Koloss.

Sie hat eine Stimme, die brodelt und schäumt,
die ätzt wie die Wolfsmilch, dass alles sich sträubt,
ihr Klang wächst durch Ohren bis tief in das Hirn
und brennt wie ein grünlich pulsierend’ Gestirn.

Sie gibt mir den Auftrag, ich kann ihn nicht wehren,
das Saatgut zu bringen, es ihr zu verehren,
dort unter der Weide zu buddeln, es holen,
ich renne, die Stufen, ich will’s, wie befohlen,

ins Freie zum Baum, der da steht in der Weite,
ich treibe den Spaten, schaff’ Erdreich zur Seite,
bis plötzlich ich schwammigen Widerstand fühle,
seh’ weißliche Glieder im schwarzen Gewühle.

Ich ziehe den Körper, den Steine geschunden,
aus moostiefer Erde, dem Jenseits entwunden.
Ich spür seine Kälte, die starrenden Säfte,
ihn zu ihr zu bringen, setz ich alle Kräfte.

„Muss fressen, nun mach schon, nun schleife es her.
Will wachsen, komm bring mir das Ding zum Verzehr.“
Schon weit vor dem Haus finden mich ihre Worte.
Ich trage das Saatgut an finstere Orte.
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.06.2016, 21:59   #2
männlich Sonnenwind
 
Benutzerbild von Sonnenwind
 
Dabei seit: 06/2012
Alter: 62
Beiträge: 1.514

faszinierend.

ein paar kleine unreinheiten in metrik und reim.

zu lang? komprimieren? weiß nicht. man kann sich drin verlieren.

so richtig verstanden hab ichs nicht.

aber faszinierend.

lg
Sonnenwind
Sonnenwind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.06.2016, 12:43   #3
männlich Elysium
 
Benutzerbild von Elysium
 
Dabei seit: 07/2011
Ort: Siegburg
Alter: 43
Beiträge: 490

Zitat:
Zitat von Sonnenwind Beitrag anzeigen
faszinierend.

ein paar kleine unreinheiten in metrik und reim.

zu lang? komprimieren? weiß nicht. man kann sich drin verlieren.

so richtig verstanden hab ichs nicht.

aber faszinierend.

lg
Sonnenwind
Hi Sonnenwind,

wenn es ein Erlebnis war, freut mich das. Die kleinteilige, formale Ziselierung war mir hier nicht so wichtig. Eher die Vermittlung subjektiven, labyrinthischen Erlebens im Ganzen. Und die Abbildung eines Erzählstrangs. Daher auch die Länge. Straffen könnte man sicher noch hier und da.

Danke für Deinen Beitrag
Elysium
Elysium ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Erntezeit



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Erntezeit Ilka-Maria Gefühlte Momente und Emotionen 2 06.12.2015 13:35
Erntezeit scrabblix Liebe, Romantik und Leidenschaft 7 07.09.2015 22:28
Erntezeit Ilka-Maria Düstere Welten und Abgründiges 3 30.05.2014 09:26
Erntezeit Perry Düstere Welten und Abgründiges 4 29.10.2008 14:15


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.