Für Lenz

[gummibaum]

Wo ist die Wurzel meiner Trauer?
Das Leben schnitt sie zwar zurück.
Doch wächst sie nach. Liegt auf der Lauer.
Durchwurzelt mich. Erstickt mein Glück.

So gern möcht ich mich sonnig zeigen
und allen Wärmequelle sein.
Da spielen die verstimmten Geigen,
das Lied macht schwer, lädt Sehnsucht ein.

Und dies Gespinst muss ich zerstören,
nur Unmut, herbe, schafft mich neu.
Den Gast, den würde Met betören.
Er flieht mein bitteres Gebräu.

[Thing]

Lieber gummibaum,


geht es um den historischen Jakob Michael Reinhold oder um die Erzählung von Büchner?
Das Gedicht hat eine ganz besondere Ausstrahlung von Düsternis, Bitternis und Melancholie.
Mir gefällt es sehr gut!


Lieben Gruß
von
Thing

[gummibaum]

Hallo, Thing,

Beides. Primär wohl um den "Lenz" in Büchners Novelle, d.h. um die Figur. Aber: Oberlins Aufzeichnungen über den historischen Lenz waren ja die Quelle Büchners und natürlich zugleich Folie, auf die er eigene Zerrissenheit abbildete und dann über eigene Charaktereigenschaften hinaus bis zur Schizophrenie steigerte. Goethe und sein Umkreis beurteilen den historische Jakob Michael Reinhold so, dass ihm die Ausgewogenheit und heitere Ausstrahlung fehlte und er zuweilen heftige Reaktionen zeigte. Dass ist hier dann auch eingeflossen.

LG gummibaum

[Thing]

Ja, der Geheimrat hat sich ihm gegenüber sehr schäbig benommen.

[gummibaum]

Das stimmt natürlich auch.

[Thing]

Wie beglückend, in Dir einen verwandten Geist zu fühlen!