Menschen an Bord

[DieSilbermöwe]

Sie stand am Flughafen in der Halle mit dem Kleinen.
Dann umarmte sie ihren Mann und sagte: "Bis bald!"
Sie winkte und lächelte, als er an Bord ging und ihr und dem Kind von der Treppe aus eine Kusshand zuwarf.

Und ihr war so zum Weinen.

[Ex-Poesieger]

Bewegt mich sehr.

[Thing]

Zitat von DieSilbermöwe

Sie stand am Flughafen in der Halle mit dem Kleinen.
Dann umarmte sie ihren Mann und sagte: "Bis bald!"
Sie winkte und lächelte, als er an Bord ging und ihr und dem Kind von der Treppe aus eine Kusshand zuwarf.

sondern Kurzprosa.

Ehrlich gesagt:
Ich möcht mir auch mal ne Flugkarte kaufen können!

[dr.Frankenstein]

Na der denkt nur an sich. Ein richtiger Mann hätte ein Ticket für alle gekauft.

[Stachel]

Zitat von dr.Frankenstein

Na der denkt nur an sich. Ein richtiger Mann hätte ein Ticket für alle gekauft.

... um an die Front zu fliegen? Oder als Helfer in ein Krisengebiet? Wohl kaum.

[Ex-Poesieger]

Verschandelung.

[DieSilbermöwe]

Danke, Poesieger. Du bist der einzige, der daa Gedicht richtig verstanden hat.

@Thing und Dr.Frankenstein
Das Gedicht ist den Passagieren und Angehörigen des abgestürzten Flugzeugs gewidmet.
(Ich dachte, es sei nicht nötig, das zu erwähnen.)

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Das Gedicht ist den Passagieren und Angehörigen des abgestürzten Flugzeugs gewidmet.
(Ich dachte, es sei nicht nötig, das zu erwähnen.)

Bei einem so ausdrucksstarken Text bar jeglicher Banalität und der Tatsache, dass es pro Tag weltweit nur läppische ca. 28.000 Starts von Passagiermaschinen gibt muss natürlich jeder Leser mit einem durchschnittlichen IQ sofort auf die abgestürzte Maschine kommen. Beeindruckend, dass die Ehefrau offensichtlich auch noch hellseherische Fähigkeiten hatte, denn weshalb sonst war ihr zum Weinen?

[Vinco]

Zitat von Ilka-Maria

Beeindruckend, dass die Ehefrau offensichtlich auch noch hellseherische Fähigkeiten hatte, denn weshalb sonst war ihr zum Weinen?

Ich empfinde die Kritik von Ilka-Maria zwar als etwas überscharf formuliert, aber der Punkt mit den hellseherischen Fähigkeiten ist nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht wäre es sinnvoller, Frau und Kind in die Flughafenhalle zurückkehren zu lassen, in der sie den Tag zuvor ihren Mann noch verabschiedete - dann wäre es logisch absolut nachvollzieh- und nachfühlbar, warum ihr so zum Weinen ist.

[Ilka-Maria]

Zitat von Vinco

... - dann wäre es logisch absolut nachvollzieh- und nachfühlbar, warum ihr so zum Weinen ist.

Das passt doch auch nicht. Einen Tag später weiß jeder, dass es keine Überlebenden gibt - zumindest war es bei diesem Absturz bei Ägypen so -, da ist einer hinterbliebenen Ehefrau nicht zum Weinen zumute, sondern sie heult. Und weshalb sollte sie in einer solchen Situation das Kind mitbringen?

Die ganze Dramatik des Geschehens, auf die der Text angeblich zielen will, ist doch überhaupt nicht darin vorhanden. Es klingt wie ein eher harmloser, sentimentaler Abschiedsschmerz auf Zeit.

[Ex Yuki]

Vielleicht könnte man das Gedicht in die Richtung bewegen...

a) dass sie tatsächlich eine Vorahnung hat
b) dass ihr im Rückblick zum Weinen war
c) dass es offen ist, ob a) oder b)

[Ilka-Maria]

Zitat von Yuki

Vielleicht könnte man das Gedicht in die Richtung bewegen...

a) dass sie tatsächlich eine Vorahnung hat
b) dass ihr im Rückblick zum Weinen war
c) dass es offen ist, ob a) oder b)

Natürlich, das kann man alles. Dann müsste es aber völlig neu geschrieben werden. Außerdem: Es ist kein Gedicht, der Text gehört in die Rubrik "Prosa" oder, da er aus der Perspektive des außenstehenden Betrachters geschrieben ist, in die "Tagebucheinträge".

[DieSilbermöwe]

Natürlich hat sie eine Vorahnung.

Ich vergesse manchmal, dass es Menschen gibt, die mit einem solchen Gefühl wohl noch nie konfrontiert wurden. Für solche Leser wird der Text banal sein.

Eine Rubrik "Kurzprosa" gibt es hier meines Wissens nach nicht, und es ist auch nicht verboten, den Text hier in der Rubrik einzustellen.

[DieSilbermöwe]

Zitat von Ilka-Maria

Das passt doch auch nicht. Einen Tag später weiß jeder, dass es keine Überlebenden gibt - zumindest war es bei diesem Absturz bei Ägypen so -, da ist einer hinterbliebenen Ehefrau nicht zum Weinen zumute, sondern sie heult. Und weshalb sollte sie in einer solchen Situation das Kind mitbringen?

Die ganze Dramatik des Geschehens, auf die der Text angeblich zielen will, ist doch überhaupt nicht darin vorhanden. Es klingt wie ein eher harmloser, sentimentaler Abschiedsschmerz auf Zeit.

Mit dem letzten Satz hast du genau ausgedrückt, was mir beim Schreiben des Textes durch den Kopf ging: Sie glauben beim Abschied, er ist harmlos, sentimental, nur auf Zeit.

Doch er wird niemals wiederkehren.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Eine Rubrik "Kurzprosa" gibt es hier meines Wissens nach nicht, und es ist auch nicht verboten, den Text hier in der Rubrik einzustellen.

Nein, verboten ist es nicht - das wäre wohl auch übertrieben. Es ist aber egal, ob Prosa kurz oder lang ist: Prosa bleibt Prosa.

Ich laube nicht, Silbermöwe, dass ich beim Lesen Deines Textes dieselben Vorstellungen und Gefühle hatte wie Du. Wenn ich zu Vorahnungen fähig wäre, die mich an den Rand des Weinens bringen können, wäre der Text dunkler (d.h. nicht, dass er düster sein muss) und geheimnisvoller. Statt dessen ist es ein harmlos wirkendes Abschiedsgeplänkel. Mich hat der letzte Satz jedenfalls erst einmal irritiert.

Aber egal, offensichtlich ist der Text aus einer spontanen Eingebung geschrieben worden.

Und eine Verbindung zum Absturz der Egyptair am 18.05. kann vom Leser wohl kaum hergestellt werden, da es nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür gibt.

Beste Grüße
Ilka

[DieSilbermöwe]

Wenn dich der letzte Satz irritiert hat, ist das Gedicht (falls es wirklich keinem aufgefallen ist, die letzte Zeile reimt sich auf die erste) mE gelungen.

Und dass ein Gedicht oder ein Text auf verschiedene Menschen verschieden wirkt, ist auch klar.


Jedenfalls habe ich mich vor allem über den ersten Kommentar von Poesieger gefreut.

Eigentlich bin ich sogar ein wenig stolz auf das Gedicht.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Wenn dich der letzte Satz irritiert hat, ist das Gedicht (falls es wirklich keinem aufgefallen ist, die letzte Zeile reimt sich auf die erste) mE gelungen.

Der Reim ist schon in Ordnung.

Ich konnte nur bei so viel Herzlichkeit im Abschiednehmen mit dem Gefühl zum Weinen nichts anfangen.

Ich kann es mir nur so erklären, dass ich als Leserin nicht auf derselben Ebene war wie Du, als Du den Text geschrieben hast.

Ist aber wurst. Wahrscheinlich sehe ich es einfach nur zu streng.

[Zaubersee]

Liebe Silbermöwe,

Dein Text erinnert mich in Ansätzen an einen Film mit Sandra Bullock, in dem sie vorahnungsmäßig, den Tod ihres Mannes immer und immer wieder erlebt.Ich weiß jetzt nicht wie der heißt ….
Ob Vorahnungen wirklich Vorahnungen sind, weiß ich nicht, aber erlebt habe ich es mehrfach.( Ich träum so was … ) Vielleicht werden in einer solchen Vorahnung vom Unterbewusstsein Fakten zusammengefügt, die einen solchen Schluss zulassen.
In diesem Fall vielleicht die ständigen Nachrichten über Terroristen, Flugzeugentführungen usw., vielleicht Unstimmigkeiten, wer verabschiedet sich schon gerne, wenn Dinge ungeklärt blieben...
Manches lässt sich auch nicht wirklich erklären, weil uns da noch das Wissen ( wissenschaftlich abgesegnet) fehlt. Im Prinzip ist es aber unwichtig, ob es Vorahnungen gibt oder nicht, wenn man es so empfindet und Du in Deinem Text so etwas verabredest, ist das der Stoff, mit dem gearbeitet wird.
Ich kann es mir gut vorstellen und finde Deinen Text gut. Das dachte ich schon gleich beim ersten Lesen. Einzig der vorletzte Satz ist mir visuell und auch vom Lesefluss her zu lang. Wenn ich das sagen darf. Vielleicht könntest Du den zeilenmäßig anders aufteilen ?

Sie stand am Flughafen in der Halle mit dem Kleinen.
Dann umarmte sie ihren Mann und sagte: "Bis bald!"
Sie winkte und lächelte, als er an Bord ging
und ihr und dem Kind von der Treppe aus
eine Kusshand zuwarf.

Und ihr war so zum Weinen.

Herzliche Grüße aus Nord und Nacht

Zaubersee

[Leandra]

Zitat von DieSilbermöwe

Danke, Poesieger. Du bist der einzige, der daa Gedicht richtig verstanden hat.

@Thing und Dr.Frankenstein
Das Gedicht ist den Passagieren und Angehörigen des abgestürzten Flugzeugs gewidmet.
(Ich dachte, es sei nicht nötig, das zu erwähnen.)

Hatte es direkt im Gedanke als ich nur Flughafen und Verabschiedung gelesen habe. Starker Ausdruck! Die Rubrik passt völlig. Muss doch nicht alles gereimt und gedichtet werden - Prosa ist mal sowas von vielfältig.

Nächtliche - Leandra mit Papierflieger.

[Thing]

Zitat von DieSilbermöwe

Sie stand am Flughafen in der Halle mit dem Kleinen.
Dann umarmte sie ihren Mann und sagte: "Bis bald!"
Sie winkte und lächelte, als er an Bord ging und ihr und dem Kind von der Treppe aus eine Kusshand zuwarf.

Und ihr war so zum Weinen.

Hatte sie denn eine Vorahnung?
Da ich so gut wie nie Fernsehen schaue, keine Tageszeitung habe und auch nur sehr selten Nachrichten höre, war mir das Unglück entgangen.

[DieSilbermöwe]

Liebe Thing,

das mit der Vorahnung beantwortete ich weiter oben schon: Natürlich hat sie eine Vorahnung.

Liebe Zaubersee,

vielen Dank für deine ausführlichen Zeilen!

Ich habe auch mehrfach Vorahnungen erlebt, die sich dann leider bestätigten, auch ich träumte davon, manchmal sogar sehr lange vorher.

Ich versuchte, mir das ab zu gewöhnen, weil ich dieses "zweite Gesicht" gar nicht haben wollte, es gelang nicht ganz.

Deine Aufteilung sieht besser aus, allerdings weiß ich nicht, ob mein Handy das auch so formatiert hätte.

Lieber Leandra,

vielen Dank! Ich habe auch mit Absicht die Rubrik "Zeitgeschehen" gewählt.