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Alt 14.09.2017, 14:48   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Liebe bittersüß - Tina sucht die Liebe, Teil 19

Tina nahm sich nach Hendriks tröstenden Worten zusammen und versuchte, ihm zuzulächeln, obwohl es ihr schwer fiel. Sie hatte so darauf gehofft, die Julia spielen zu dürfen! Und nun bekam ausgerechnet Isabell die Rolle! Sie warf ihr einen Blick zu und richtig: Ihr Gesicht war ein einziger Triumph.
In dem allgemeinen Klatschen, Johlen und Stimmengewirr, was auf die Verkündung des Ausgangs der Abstimmung erfolgte, gingen sowohl Thomas' als auch Tinas Reaktion ziemlich unter.
Kurt hob die Hände, um dem Tumult Einhalt zu gebieten.
„So, Leute, Tina bleibt dann als Zweitbesetzung der Julia und Thomas als Zweitbesetzung von Romeo. Die anderen Rollen spielen ….“
Weiter kam er nicht, denn Thomas rief wütend dazwischen: „Ich denk nicht dran, eine Zweitbesetzung zu machen! Erst schnappt mir ein Neuer die Rolle weg und dann darf ich wahrscheinlich gar nicht spielen! Zweitbesetzung ist für'n Arsch! Sucht euch einen anderen Idioten dafür!“
Und nach diesem Ausbruch stürmte er zur Tür hinaus.
„Den wären wir los“, bemerkte Carsten in die Stille hinein, die kurz nach diesem Auftritt entstanden war.
„Ja“, Kurt sah nicht gerade begeistert aus. „Was muss er sich so anstellen? Es war schließlich eine demokratische Wahl. Was machen wir jetzt ...Carsten, dann machst du eben die Zweitbesetzung.“
Carsten schaute verdutzt, widersprach aber nicht und Kurt fuhr fort: „So, und jetzt verteile ich die anderen Rollen.“
Hier gab es keine großen Überraschungen, denn die meisten hatten dieselbe Rolle, die sie nun erhielten, bei den vorherigen Proben schon ein paarmal gesprochen, so erhielt z. B. Alina die Rolle von Julias ehemaliger Amme und Tobias die Rolle des Mercutio. Wer keine bestimmte Rolle erhielt, wurde von Kurt als „Bürger von Verona“ eingeteilt, die bei einigen Szenen im Hintergrund agierten, so ging niemand wirklich leer aus.
„Du kannst auch im Gefolge mitspielen, solange du als Zweitbesetzung nicht gebraucht wirst“, schlug Kurt Tina vor, wartete ihre Antwort aber gar nicht erst ab und wandte sich dann wieder an alle:
„So, jetzt wollen wir mal alles ausführlich besprechen. Das Wichtigste, was ihr ja schon mitbekommen habt, ist die Zeit: Das Stück muss in 4 Wochen perfekt eingespielt sein. Das heißt, eine Probe die Woche reicht natürlich nicht. Wir werden dreimal die Woche proben.“
„Aber in einer Woche ist wieder Schule!“ rief Alina dazwischen.
„Ach so? Na, das schafft ihr schon“, Kurt war von dem Zwischenruf nicht im Mindesten beeindruckt. „Meine Eleven wären nicht meine Eleven, wenn sie nicht beides schaffen könnten. Und direkt nach den Ferien geht es ja wohl noch nicht so rund in der Schule.“
„Auf dem Gymnasium? Hast du eine Ahnung“, murrte jemand leise im Hintergrund, aber Kurt beachtete den Einwurf nicht.
„Also wie gesagt, dreimal die Woche, wir wollen uns schließlich vor meinem Freund nicht blamieren.“
Dann folgte noch eine Besprechung mit einigen technischen Details für die Aufführung und schließlich entließ Kurt seine Eleven mit den Worten: „So, das war es fürs Erste. Nächste Woche Montag, Mittwoch, Freitag Probe, wie immer 19.00 Uhr, wie immer hier. Ich verlasse mich auf euch. Und vielen Dank, dass ihr mich so tatkräftig unterstützt.“
Alle klatschten, Kurt verbeugte sich nochmals – hochzufrieden mit sich selbst - und damit war die Probe zu Ende.

Auf dem Nachhauseweg zog Hendrik Tina eng an sich.
„Tut mir echt leid, dass das so gelaufen ist.“
„Mir auch. Verdammte Isabell! Alles macht sie mir kaputt!“, brach es aus Tina heraus.
Hendrik war irritiert.
„Alles? Was hat sie dir denn noch kaputtgemacht?“
„Ach ...“, Tina kämpfte mit sich. „Eigentlich ist sie schuld, wegen gestern“, sagte sie, „wenn ich nicht Angst gehabt hätte, wäre ich gestern nicht im Park gewesen.“
Hendriks Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
Tina nahm sich zusammen. Jetzt hatte sie es angesprochen, jetzt würde sie Hendrik einfach erzählen, was gestern in ihr vorgegangen war.
„Ich dachte, sie hätte dir gestern die SMS geschickt. Du warst danach so komisch.“
„Und du dachtest dann, ich wollte … oh Mann!“ Hendrik schüttelte den Kopf. Einerseits war er verärgert, dass sie ihm anscheinend nicht vertraute, andererseits wusste er, dass das Ganze wohl gar nicht erst passiert wäre, wenn er selbst ehrlich zu ihr gewesen wäre und ihr gestern gesagt hätte, warum er so eilig hatte verschwinden müssen. Und eine Lektion hatte er ihr heute Mittag schon erteilt, er wollte jetzt nicht wieder unnahbar wegen der gleichen Sache sein.
Er hob Tinas Kopf so an, dass sie ihm in die Augen schauen musste und sagte dann theatralisch: „Sie sehen ja Gespenster in ihrer eigenen Inszenierung, gute Frau.“
Tina musste lachen.
„Christian war aber kein Gespenst. Was wollte er eigentlich von dir?“
Hendrik ließ sie wieder los.
„Das ist eine lange Geschichte ….“
Und dann erzählte er ihr davon, dass sein Vater nächste Woche eine wichtige Verhandlung hatte, in groben Zügen auch, warum - und von Christians lächerlichem Angebot.
Tina riss die Augen auf.
„Da schleppst du ja einiges mit dir herum“, sagte sie mitfühlend.
„Seid ihr deswegen weggezogen?“
Hendrik nickte.
„Das sollte aber eigentlich niemand wissen.“
„Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Ich werde es bestimmt nicht weitererzählen.“ Tina umarmte ihn.
„Christian hätte ich so etwas übrigens nicht zugetraut, auch wenn ich ihn nicht besonders leiden kann“, sagte sie dann.
„Und ich dachte, wer weiß welche tollen Neuigkeiten er für mich hat. Na, der hat sich für mich endgültig erledigt.“

Dann schwiegen beide, bis sie vor Tinas Haustür angekommen waren. Diesmal war der Abschied wieder sehr innig und dauerte wieder sehr lange. Und als Tina später im Bett lag, dachte sie darüber nach, dass Hendrik ihr etwas für ihn so Wichtiges anvertraut hatte. War das nicht ein Zeichen seiner Liebe? Glücklich schlief sie ein, träumte jedoch reichlich wirres Zeug. Hendrik kam darin vor, Isabell, sogar Will ... irgendwann wachte sie auf und hatte ein ungutes Gefühl, verscheuchte es aber und schlief schließlich traumlos weiter.

Isabell hatte nach der Probe noch mit einigen anderen gesprochen und dann zufällig vom Theaterraum aus gesehen, wie Tina und Hendrik engumschlungen in der Nacht verschwanden. Sie lächelte vor sich hin.
„Ich werde dich noch zum Heulen bringen“, dachte sie. "Und dein Hendrik wird verrückt nach mir sein."

- Fortsetzung folgt -
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