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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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11.04.2011, 23:38 | #1 |
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Kein Solipsist
O nein, ich bin kein Solipsist,
der glaubt, das alles, was da ist, sei Illusion und nicht reell, nur geistiges Bildkarussell, nur ich als Cogitans sei echt. Dann hätt' ich quasi ausgedacht die Welt als schöpferische Macht. Ich hätte diesen Stern erschaffen, samt allen diesen blöden Affen - Bei dem Gedanken wird mir schlecht. |
12.04.2011, 07:13 | #2 |
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Schön und eingänglich in Worte gefaßt, Großer Maki. Wer kann sich eigentlich so etwas Vermessenes ausdenken? Ist diese Idee vielleicht aus der Erkenntnis geboren worden, daß jeder Mensch die Welt nur mit seinem eigenen Gehirn erfassen kann und nie erfahren wird, wie ein anderer sie sieht und fühlt? Dann steckt sogar ein Körnchen Wahrheit drin.
Trotzdem: Man stelle sich vor, jedes Gehirn schaffe sich seine eigene Welt - wieviele Welten müßten dann nebeneinander existieren? Und wenn es so wäre, was nützt es, wenn wir es nicht verstehen, diese Welten endlich besser einzurichten? LG Ilka-M. |
12.04.2011, 14:21 | #3 |
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Ich will hier nicht die Religiösen füttern, die dann (zu Recht) behaupten können, der metaphysische Realismus, also die Annahme einer vom Subjekt unabhängig existierenden Außenwelt, sei selber eine Glaubenstatsache, die sich ultimativer Prüfung entzieht.
Abgesehen davon, daß dieser Hinweis auch nicht als Beweis für die Existenz eines um uns herum schwirrenden Überbewußtseins taugt, könnte man dann auch mit "brain-in-a-vat"-Hypothesen kommen und letztlich bei der Matrix landen. Religiöse Spekulationen in dieser Hinsicht gibt es auch schon - wir seien quasi Hologramme einer göttlichen Überwirklichkeit, und unsere Gedanken und Gefühle sind nur Schatten dessen, was sich in der Über-Welt abspielt. Klingt nach Fantasy und Science-Fiction? Ich mache Platon verantwortlich. Nach derzeitigem Forschungsstand läuft es auf die evolutionäre Erkenntnistheorie hinaus. Das Bewußtsein findet elektrochemisch im Gehirn statt, aber eben nicht losgelöst in einem luftleeren Raum, sondern interaktiv innerhalb einer realen physikalischen Umwelt. |
12.04.2011, 14:28 | #4 |
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Spüre ich da eventuell einen Hauch Misanthropie?
Ich finde es sehr gelungen, zumal die Pointe für mich überraschend kam und mich erst zum Lachen gebracht hat, dass es recht eigentlich meine Auffassung wäre – Satire hin oder her. |
12.04.2011, 14:32 | #5 |
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12.04.2011, 16:52 | #6 |
Hallo kleinster Maki,
glaube diese Gedankengänge sind nicht all zu abwegig. Ich kann die Welt ja nur aus dem Zentrum meiner eigenen Subjektivität herraus beobachten. Quasi ein EGO-zentrisches Weltbild... Allerdings ist die Schlußfolgerung ähnlich jener, dass die Welt lediglich eine Scheibe sei oder die Erde im Mittelpunkt des Universums steht. Was aber wenn wir hier einmal versuchen das Gegenteil anzunehmen. Das ICH gibt es gar nicht. Es ist nur ein Phänomen - ein täuschender Aspekt einer ganzheitlichen allumfassenden "Größe". Wobei wir wieder beim Großen Maki wären... |
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12.04.2011, 17:31 | #7 | |
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Zitat:
Perfekt. Wir sitzen alle in der Mitte unseres persönlichen Tellerrands. Zwar sind nicht alle Teller gleich, da gibt es Unterschiede im Radius, aber eine perspektivische Täuschung ist das immer, radiusunabhängig. Dann sind wir bei dem, was der Buddhismus schon seit 2500 Jahren predigt: Sabbhe dhamma anatta - alles bedingte Sein ist ohne Selbst. Kleine Fluktuation innerhalb der großen, Unterfluktuation im Gesamtflux, Welle im Meer. Wer das aber so interpretiert, daß wir alle im großen Jehova herumschwirren, der kann mich mal. |
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12.04.2011, 17:58 | #8 |
Offen gestanden finde ich den Jehovafaktor
auch ziemlich unerotisch. Sein unbestreitbarer Vorteil liegt wohl darin, dass man Ihn jederzeit und überall als Jokerkarte ausspielen kann. Was wohl auch nen gwissen Hauch von "unfair!!" in meiner Konstitution manifestieren mag. So ne Art Cheat-Charakter hat, wie es die junge Generation wohl ausdrücken würde. Allerdings denke ich mir dann wiederum, was für Menschen es sind, die diese Art von Karten ausspielen (müssen). Auch oder gerade gegenüber sich selbst. So kann ich diese Karte mit einem Lächeln hin nehmen. |
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12.04.2011, 18:15 | #9 |
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Ich weiß nicht, ob das an sich etwas mit Unfairness zu tun hat - wer daran glaubt, glaubt daran. Ich selber sehe dazu weder Anlaß noch Indikation.
Unbestreitbar bleibt, daß man mit der Jehova-Karte eine Menge unfairer Dinge tun kann, mit weniger anthropomorphen Metaphysiken geht das nicht so direkt. |
12.04.2011, 18:43 | #10 |
Hallo, Schimansky,
dass den Idealisten dieses Haar in der Suppe nicht längst aufgefallen ist. Mir gefällt die lockere Begründung deiner tiefsinnigen Existenzphilosophie. LG gummibaum |
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12.04.2011, 19:10 | #11 |
Über das "Ding an sich" kann ich leider keine Aussage treffen,
da es sich meiner Beobachtung schlichtweg entzieht. Daher meint es immer die Verquickung mit dem Menschen. (Im Grunde meint es den Menschen selbst.) Die Dualität der Dinge liegt also im Menschen. Ich kann das Messer benutzen um mich zu kratzen und meine Stullen zu schmieren. Ich könnte auch Nachbar Lumpi filetieren oder Brigitte´s Kater Malte damit den Sack rasieren. Allerdings wenn ich da die Atombombe betrachte, auch wenn sie bedingt durch das atomare Patt möglicherweise ein Friedensgarant war - in gewisser, mancher (Betrachtungs-)Weise zumindest, so zeigt sie doch letzten Endes einen fürchterlichen Ausdruck menschlicher Schwäche und Abgründe, denke ich. |
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