Meine Dreigeschlechtlichkeit

[Ottilie]

Manchmal bin ich wirklich weich:
Bück mich oder leg mich gleich,
bin nur ein Verlangen,
will die Welt umfangen.
Sag zu jedem: komm und bleib,
bin ein

Weib...

Manchmal bin ich äußerst harsch.
Bis zum Schwanz: ein Riesenarsch.
Mach, wenn möglich, alles nieder,
sing dabei gemeine Lieder.
Führ mich auf wie ein Tyrann,
bin ein

Mann...

Manchmal bin ich höchst naiv:
Glaube an die Menschheit tief.
Träum von bess’ren Zeiten,
die wir uns bereiten.
Dann bin ich ganz klein und blind,
ein Neutrum und dumm, ein

Kind.

[DieSilbermöwe]

Ich dachte bei der Überschrift an weiblich/männlich/divers.

[MonoTon]

Verallgemeinert mir zu sehr nach Stereotypen.
Ich erkenne kein Geschlecht, nur herausgebildete Charaktereigenschaften die dem Geschlecht zugeordnet werden können, aber Ergebnis von Erziehung und Äußeren Einwirkungen sind.
Zudem verstehe ich ein Kind nicht als drittes Geschlecht, da ihm bei der Geburt definitiv eines der 2 Geschlechter zugeordnet werden kann.

Der Text sagt Frauen sind Nutten, Männer sind Arschlöcher und Kinder sind Dumm.
Geht es um definierbare Geschlechter oder soziale Geschlechter?

[Glen Elgin]

Hallo Ottilie,
MonoTon ist hart, trifft aber den Nagel auf den Kopf. Was hat das Gedicht mit Dreigeschlechtigkeit zu tun?
Das lyr. Ich beschreibt Eigenschaften, die es meint, zu verkörpern. Dies wird dann erschreckend undifferenziert stereotypisiert: immer willig, immer großkotzig, immer blöd. Oder eher eine Mischung aus allem. Aber wo bleiben dann die Unerschrockenen, die Insichgekehrten, die Witzigen usw. usf.? Nach Deiner Sicht müssen das dann nicht auch „Geschlechter“ sein.
Dein Gedicht hat einen völlig konfusen Ansatz und eine völlig vernagelte Aussage.

Die Metrik stimmt nicht. Die Absetzung von Weib, Mann (eigentlich sollte hier Kerl stehen) und Kind in Extrazeilen ist unnötig.

Die Reime sind anfangs sehr einfach und werden am Ende tatsächlich immer kindlicher. Wer reimt schon „höchst naiv“ auf „Menschheit tief“?

In Summe: Das kannst Du bestimmt besser!

Glen

[Ilka-Maria]

Vielleicht wollte Ottilie genau auf das hinaus, was an dem Gedicht angeprangert wird, nämlich den Spiegel der Vorurteile hochhalten. Assoziiert nicht jeder mit Wörtern wie "weibisch", "männlich" und "kindlich-naiv"(optional "kindisch") bestimmte Eigenschaften? Und warum gibt es eine Unterscheidung zwischen "weibisch" und "weiblich"? Zwischen "kindisch" und "kindlich"? Warum gibt es aber keinen Unterschied wie "männisch" und "männlich" (außer bei berufsbezogenen Zusammensetzungen wie "kaufmännisch" oder "fachmännisch")?

Ist es wirklich so abwegig, dass gerade solche Männer, die "Riesenärsche" sind, die größte Bewunderung einheimsen - nicht nur bei Frauen, sondern auch unter Ihresgleichen? Weshalb haben Typen, die mit Macht ausgestattet sind, die Massen hinter sich? Ich kann mich an ein Interview mit einer Türkin erinnern, der bei dem Namen "Erdogan" Glanz in die Augen trat und die dieses Arschloch als "einen schönen Mann" bezeichnete. Da muss ein botox-gespritzter Leinwand-Hampelmann wie George Clooney blass vor Neid werden.

Ottilie kategorisiert nicht, sondern schreibt: "Manchmal bin ich dies, manchmal bin ich das ...". Sie schreibt sich die "stereotypen" Eigenschaften also selbst bzw. dem Lyrischen Ich zu. Dabei beachte man das Wörtchen "manchmal". Im Text steht nicht, wie das Lyrische Ich meistens und allgemein ist.

Ein großer Wurf ist das Gedicht ganz und gar nicht, aber Ottilie ist alt genug, um sich bei ihrer Aussage etwas Bestimmtes gedacht zu haben. Es scheint jedenfalls nicht frei von Ironie zu sein.

[Heinz]

Ach, Ottilie,
was ist Dir denn da eingefallen? Mit Müh und Not habe ich Fausts Bekenntnis gelesen (und innerlich bestätigt), dass zwei Seelen, ach, in seiner Brust wohnen, kriege mühsam auf die Reihe, dass es neben den beiden Geschlechtern noch diverse andere geben soll, und da kommst Du mir mit drei Geschlechtern!
Ich weiß von meinen Gedichtversuchen, dass ich da mancherlei Käse verfasst habe. Gestatte mir bitte, dass ich Deine Dreigeschlechtlichkeit unter dieser Rubrik versammle.
Liebe Grüße,
Heinz

[Ottilie]

@Silbermöwe

Ich kann mit dem Wörtchen divers im Zusammenhang mit dem Geschlecht eines Menschen nicht viel anfangen. Was soll das eigentlich heißen? Seit wann wird dieses Wort überhaupt verwendet?

In den 20-igern kamen Theorien auf (z.B. von Magnus Hirschfeld), die ein "reines" Geschlecht verneinten. Man postulierte 48 oder noch mehr "Mischgeschlechter", meinte also, jeder Mann habe auch frauliche und jede Frau männliche Anteile in unterschiedlichen Maßen.. Ich habe da ein bisschen erweitert - hin zum Kindchen... Wenn man dafür das Wort "divers" verwenden möchte, hätte ich nix dagegen.

[Ottilie]

Ich erkenne kein Geschlecht, nur herausgebildete Charaktereigenschaften die dem Geschlecht zugeordnet werden können, aber Ergebnis von Erziehung und Äußeren Einwirkungen sind.
Zudem verstehe ich ein Kind nicht als drittes Geschlecht, da ihm bei der Geburt definitiv eines der 2 Geschlechter zugeordnet werden kann.

Der Text sagt Frauen sind Nutten, Männer sind Arschlöcher und Kinder sind Dumm.
Geht es um definierbare Geschlechter oder soziale Geschlechter?

Hallo Mono-Ton, ich habe so meine Zweifel, dass ein Geschlecht eine rein soziale Konstruktion sei.

Zur Frage, ob ein Kind ein eigenes Geschlecht habe: Ein Junge ist kein Mann, ein Mädchen keine Frau, oder? Ein Mann ist männlich, eine Frau weiblich, ein Kind - sächlich? Oft genug, vermutlich, nebensächlich... Es erscheint mir fremd, einen kleinen Jungen als männlich einzustufen, ein kleines Mädchen als weiblich. Bekehren will ich, wie immer, keinen. Im Übrigen: Glaubt nicht, was ich sage...

[Ottilie]

Die Metrik stimmt nicht. Die Absetzung von Weib, Mann (eigentlich sollte hier Kerl stehen) und Kind in Extrazeilen ist unnötig.

Hallo Glen,

ich kann leider keine Fehler in der Metrik sehen. Auf den Rest Deines freundlichen Komms möchte ich nicht eingehen.

[DieSilbermöwe]

.Ich kann mit dem Wörtchen divers im Zusammenhang mit dem Geschlecht eines Menschen nicht viel anfangen. Was soll das eigentlich heißen? Seit wann wird dieses Wort überhaupt verwendet?

Hallo Ottilie,

ich weiß da auch nicht viel mehr als du. (Und als ich die Überschrift deines Gedichtes las, dachte ich, hier würde ich mal darüber aufgeklärt).

Divers gilt als das dritte Geschlecht neben „weiblich" und „männlich" und in den Stellenanzeigen steht jetzt immer m/w/d.

LG DieSilbermöwe

[MonoTon]

mir persönlich ist "divers" auch unlogisch als geschlechtsangabe, denn es gibt nur 2 geschlechter welche sich auf xx und xy chromosomen beschränken.
das wort divers ist nur eine bezeichnung für etwas das ungleich oder verschieden ist. es hat sich nie alleine auf geschlechtsunspezifische personen bezogen. und auch stimmt dieser begriff im geschlechtlichen sinne nicht, denn selbst wer sich als verschieden oder ungleich definiert, ist dennoch einem der basierenden 2 geschlechter zuzuordnen. erst wenn jemand ein xr oder xd chromosomen aufweisen würde, könnte man ihn als drittes geschlecht definieren.
allerdings wäre solch ein geschlecht nicht kompatibel oder alleine überlebensfähig, da auch dieses einen gegenpart benötigt zur artenerhaltung.

teile der gesellschaft verweigern sich momentan eigenständig die fortpflanzung.
ich weiß aber nicht ob es konkret schlimm ist, wenn sich jene individuen die fortpflanzung verweigern, wenn sie zu minderbemittelt scheinen sich eigenständig zu definieren.

lg mono

[Ottilie]

Hallo Mono-Ton,

wir sind da fast einer Meinung: divers ist höchst unspezifisch... Es gibt tatsächlich nur 2 Geschlechter, aber eine Stufe davor, das ist die des Kindes...

Viele Grüße

Ottilie

[Ilka-Maria]

Zitat von Ottilie

aber eine Stufe davor, das ist die des Kindes...

Völliger Quatsch. Ein Kind wird mit Vagina oder Pimmel geboren, und die Chromosomen sind eindeutig. Mutanten, die sich später divers nennen oder meinen, sich in dreißig Geschlechter aufspalten zu können, sind in einer klitzekleinen Minderheit und kaum der Rede wert. Wie jeder Mensch müssen sie ihren Platz in der Gesellschaft finden. Für mich ist nicht einsichtig, weshalb sie Sonderrechte haben sollten und ich ihnen huldigen müsste, weil ich ein stinknormales Weibchen bin. Ich hab's schließlich nicht vorbestellt, "normal" anstatt "queer" zu sein, um für nix gefeiert zu werden.

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
Du sprichst von "völligem Quatsch" und verunsicherst mich gewaltig!
Ich weiß es aus eigener Erfahrung: Manchmal, vor allem nach der Befolgung des altgriechischen Spruchs, den ich der Verständlichkeit gehorchend in Latein zitiere: "In vino veritas", weiß ich oft nicht, ob ich Männchen oder Weibchen bin, flüchte in den Schoß der Mutter Kirche, deren Körperlichkeit vermuten lässt, dass sie zu den Männchen gehören, dies aber durch lustige Verkleidung mit Röckchen und humoresken Hütchen, zu verbergen suchen. Noch unsicherer werde ich, wenn ich selbst einen König Charles III zufolge eine besondere Affinität zu Vaginas registriere (ohne gleich dazu tendiere, ein Tampon für sie sein zu wollen. Schon als Kind, wahrscheinlich durch Karl May angeregt, wünschte ich mir, ein Sioux zu sein, weil deren Art, Diverse kannten sie noch nicht, aber Schwule soll es gegeben haben, schlicht, aber doch ergreifend über solche Ausnahmeexemplare zu lachen, mir besonders gefiel. Wieviel Milliarden Menschen gibt es? Ich glaube, etwa acht Milliarden. Da muss es diverse, ich schreibe das absichtlich klein, Menschen geben, die, wie der Rheinländer sagt, einen Klops im Koffer haben. Manche bilden sich ja sogar ein, Napoleon oder ein uneheliches Kind von Adolf H. zu sein.
Was will ich mit meinen tiefsinnigen Bemerkungen sagen? Lassen wir jedem Tierchen sein Pläsierchen. Jeder Diverse ist für mich ein Konkurrent weniger auf dem Markt der Eitelkeiten.
Liebe Grüße,
Heinz

[Ottilie]

Völliger Quatsch. Ein Kind wird mit Vagina oder Pimmel geboren, und die Chromosomen sind eindeutig.

...stimmt nicht ganz: Man zählt mittlerweile bis zu 72 Zwischenstufen zwischen Mann und Frau.

Aber darum gehts hier eigentlich nicht. Mein Gedanke war, gewisse Grundprinzipien, die sich mit den Begriffen Mann, Frau, Kind verbinden, zu beschreiben und gegenüber zu stellen. Sicher werden manche wieder erbost protestieren, aber wesentlich für das "Prinzip Mann" dürfte doch der Zeugungstrieb sein, für das "Prinzip Frau" die Rolle der Empfangenden, Gebärenden, und für das "Prinzip Kind" sowas wie Unschuld, Neugierde, Urvertrauen, Glaube an die Zukunft. Wenn das nicht deutlich wurde, dann ist es meinem "kindlichen" Unvermögen geschuldet.

[Ilka-Maria]

Zitat von Ottilie

...stimmt nicht ganz: Man zählt mittlerweile bis zu 72 Zwischenstufen zwischen Mann und Frau.

Abgesehen von Ausrutschern der Natur, die man früher als Zwitter oder Hermaphroditen bezeichnete, sind diese "bis zu 72 Zwischenstufen" nichts weiter als sexuelle Orientierungen. Allerdings: Wir leben im Zeitalter der besonders handverlesenen Ideologien, weil wir zu wenig andere Probleme haben. Da kommt es auf eine mehr oder weniger nicht an. Ich frage mich sowieso schon länger, weshalb wir bis jetzt nur mit einem Gender-Sternchen oder Doppelpunkt auskommen. 70 Sonderzeichen müssten doch zusätzlich auffindbar sein. Wie sich das jedoch verbal umsetzen ließe, ist mir schleierhaft, vor allem müssten die Tagesnachrichten und die Polit-Talkshows zeitlich enorm gestreckt werden, um die wichtigen Inhalte weiterhin darin unterbringen zu können, denn das Glottis-Schluckauf-Funkloch allein entspräche nicht mehr der Gleichbehandlung aller selbsternannter Sondergeschlechter.

Peter Hahne, ehemaliger Fernsehmoderator, sagte kürzlich in einem Interview, er nähme das Persönlichkeitsselbstbestimmungsrecht sehr ernst. Er habe deshalb seine alte Heizung befragt, wie sie sich fühle, und sie habe geantwortet, sich dafür entschieden zu haben, ab sofort eine Wärmepumpe zu sein. Das fand Peter Hahne richtig gut.

[dr.Frankenstein]

Das wirkt nur so als ob wir alles nieder machen, umgekehrt wirkt das genau so.
Mit deiner Männlichen Seite besteht wohl ein kleiner Konflikt?
Eigentlich sind Kinder sogar besser darin Dinge in Einzelteile zu zerlegen.