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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 22.02.2007, 01:38   #1
lirica schizofrenica
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 7

Standard Gebrannt

Es hat gebrannt.
Es hat gefeuert und gesprüht.
Hier riecht es nach versengtem Herz.
Hier riecht es nach verkohlter Haut.
Der Vogel ohne Kopf
liegt auf der Straße
an einem Sommer
Dreißig-Juli-Grad-Tag.
Auf Feuer-Asphalt.
Kopflos, beflügelt.
Auf Flimmer-Asphalt.
Es brannte.
Jetzt riecht es nach versengter Kopflosigkeit.
Nach rauchig-traurigem Flügelschlag
von ehedem.
lirica schizofrenica ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.02.2007, 16:30   #2
Nachtschatten
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 270

Hallo lirica,

ja ein wenig zeit hab ich jetzt doch und da es mir so ganz gut gefällt möcht ich auch kurz etwas dazu sagen.

Zitat:
Es hat gebrannt.
Es hat gefeuert und gesprüht.
Es riecht hier nach versengtem Herz.
Es riecht hier nach verkohlter Haut.
ich find den sich viermal wiederholenden satzanfang unschön, würde für V3,4 "Hier riecht es" vorschlagen, klingt in meinen ohren auch irgendwie schöner.
Zitat:
Der Vogel ohne Kopf
liegt auf der Straße
ja die einfache sprache passt hier gut zum tod, zu diesen mittlerweile nichtigkeit gewordenen tode von tieren auf der straße.
Zitat:
an einem
Sommer-Dreißig-Juli-Grad-Tag.
an einem hat keine aussagekraft, deswegen würde ich es nicht nur in eine zeile schreiben, vielleicht ziehst du den sommer nach oben,
an einem Sommer
Dreißig-Juli-Grad-Tag.


Zitat:
Auf Feuer-Asphalt.
Kopflos, beflügelt.
Auf dem Flimmer-Asphalt.
ich frag mich ob das zweite Asphalt wirklich notwendig ist, ich mag wiederholungen nicht wenn sie nicht umgehbar sind, beton vielleicht. oder Asphalt streichen und nur flimmer. die bindestriche würde ich streichen. Feuerasphalt.

Zitat:
Es brannte.
Jetzt riecht es nach versengter Kopflosigkeit.
Nach rauchig-traurigem Flügelschlag
von ehedem.
Es hat gebrannt, erste zeile, das kreuzt sich in der zeit. ich weiß nicht so ganz.
versengte kopflosigkeit ist sehr gut, gefällt.
rauchig, traurigem, ohne bindestrich.
ehedem.gut.

ja die umsetzung gefällt mir, eine schöne idee, hier und da ein paar ecken aber nuja =)

Liebe Grüße
Nachtschatten
Nachtschatten ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.02.2007, 14:13   #3
Lycrael
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 257

nachtschatten hat vorweggenommen, was ich auch hätte einbringen wollen.
ansonsten: gute idee... ok, gedichte über tod gibt es genug, aber schöner blickwinkel.

gern gelesen (bis auf die von nachtschatten genannten kritikpunkte), wirklich.
Lycrael ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2007, 16:15   #4
lirica schizofrenica
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 7

Danke für eure Kritiken.


@ nachtschatten

1. Kritikpunkt: Angenommen. Beide Versionen durchgelesen und beschlossen, dass du Recht hast.

2. Kritikpunkt: Ohne Zweifel: Du hast Recht

3. " " : Wiederholungen sind Stilmittel. Gefällt nicht jedem. Das ist natürlich subjektiv. Ich setze sie in meiner Lyrik ein - gezielt. An dieser Stelle ist mir die Wiederholung wichtig. Aber danke, dass du die Zeilen angesprochen hast. Mir ist dabei nämlich was anderes aufgefallen, was der Änderung bedarf:
Auf Feuer-Asphalt
[...]
Auf dem Flimmer-Asphalt.

Der Artikel muss hier auf jeden Fall weg.
Die Bindestriche möchte ich hier gerne beibehalten. "Flimmer" und "Feuer" erfüllen für mich eine wichtige Funktion. Mit "Aphalt" verschmolzen gehen die Wörter für mich irgendwie unter. Es geht mir hier um das Schriftbild, die Möglichkeit visuell zu arbeiten. Um die "Markierung" von Wörtern, sozusagen.

4. Kritikpunkt: Der "Zeitsprung" (der ja eigentlich auch keiner ist - beides Vergangenheitstempora) ist beabsichtigt. Er ist auffällig und das soll er auch sein. In der Prosa fatal, in der Lyrik erlaubt. Grammatische "Verstöße" erzielen ein Innehalten des Lesers (du bist ja anscheinend auch drüber gestolpert) und ergibt Sinn (soll er zumindest, findet der Autor ) bei Interpretation.
Ich möchte keine Interpretation vorgeben, nur kurz erläutern, worin für mich der Unterschied zwischen den Tempora liegt:
"Es hat gebrannt" -> Ein einmaliges Ereignis/Vorgang in der Vergangenheit. Eher von kurzer Dauer.
"Es brannte" -> Beschreibt eher einen Zustand (der auch vielleicht auch länger anhielt.
Dazu möchte ich auch sagen, dass das Gedicht zwar den Tod thematisiert, jedoch weniger den körperlichen.
"Es hat gebrannt" bezieht sich auf ein Ereignis - außerhalb.
"Es brannte" auf einen Zustand - im Inneren des lyr. Ichs.
Gar nicht so einfach, ich weiß. Für einige vielleicht auch gar nicht verständlich. Im Italienischen oder Lateinischen wäre es sofort klar gewesen. Im Deutschen macht man da solche Unterschiede nicht (Zustand/einmaliges Ereignis). Da muss man sich eher auf die Intuition des Lesers verlassen. Dieser könnte es auch als unschönen grammatischen Fehler auffassen.
"rauchig-traurig" -> auch hier möchte ich den Bindestrich beibehalten. Der Unterschied (nach meinem Sprachverständnis): rauchig, traurig -> beide Adjektive beziehen sich auf den "Flügelschlag", er ist also rauchig und traurig.
rauchig-traurig: das rauchig bezieht sich hier eher auf das "traurig"- eine rauchige Traurigkeit.
Als Beispiel : grünlich-blasses Gesicht ->ein Gesicht von einer Blässe, die grünlich scheint.
ein grünlich, blasses Gesicht -> ein grünliches Gesicht, das blass ist.

Ich danke dir für deine Kritik, die ja überwiegend positiv ist. In einigen Punkten muss ich dir wirklich Recht geben, und werd das Gedicht auch gleich ändern. Manche Sachen mag ich nicht ändern und ich hoffe du verstehst meine Beweggründe.

Glg
lirica
lirica schizofrenica ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2007, 16:41   #5
Nachtschatten
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 270

Hallo Lirica,

Ja nartürlich verstehe ich dass du manches nicht ändern magst, es waren ja lediglich vorschläge es anders zu machen, nicht unbedingt besser
Schön, dass ich dir weiterhelfen konnte.

Liebe Grüße
Nachtschatten
Nachtschatten ist offline   Mit Zitat antworten
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