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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 18.06.2016, 21:13   #1
weiblich ichschreibehier
 
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Standard Abschiedsbrief

Und wie erschien dir diese Zeit? Wie erschien dir all das, was wir hatten? So wie mir? Das Gefühl habe ich nämlich nicht. Ich habe mich schon immer zu sehr in jegliche Art von Dingen reingesteigert, sobald sie mir den kleinsten Schimmer Hoffnung gaben, egal was. Und jetzt war es eben diese Zeit, doch diese Zeit, sie ist nun vorbei. Wenn ich durch meine Wohnung streiche sind da immer noch Erinnerungen von dir, von uns. Mein Flur ist voll mit Bildern von unseren gemeinsamen Ausflügen und Reisen. Ich bleibe vor einem dieser Bilder stehen. Es zeigt dich auf einem großen Felsen, hinter dir das Meer. Es ist etwa zwei Jahre her, dass wir eine Reise entlang der Südenglischen Küste gemacht haben. Damals hatte ich Angst, du würdest einen Schritt zu weit nachhinten machen, während du für das Bild posiert hast. Jetzt würde ich dich am liebsten eigenhändig die Felsen runterschubsen und zusehen, wie die Wellen dich mit sich reißen. Ich bin erstaunt darüber, wie brutal meine Gedanken sein könnten, schaue ich mir das Bild an, auf dem wir Arm in Arm in der Ecke eines kleinen Englischen Pubs sitzen. Vor uns zwei große Krüge Bier. Es war ein großartiger Abend gewesen. Ich kann mich noch an die Band erinnern, sie hat Englischen Folk gespielt und wir haben bis spät in die Nacht mitgesungen, obwohl wir keins der Lieder kannten. Icherinnere mich an Jack, er hatte das Bild gemacht. Wir hatten so viel gelacht. Jetzt ist dieses lachen verstummt. Ich gehe weiter durch den Flur und sehe mich im Spiegel an; meine Haare sind zerzaust und meine Augen sind von dunklen Schatten umrandet. Ich selbst bin nicht mehr als ein dunkler Schatten. Das ganze Wochenende habe ich die Wohnung nicht verlassen. Du bist schon vor 3 Monaten gegangen, obwohl du bis vor 2 Wochen noch hier gelebt hast. Es gab nicht viel, was du mitnehmen musstest. Schließlich habe ich so viel investiert. Mein Blick schweift dabei Richtung Küche. Auf dem Regal steht eine Reihe von Tassen. Dazwischen eine mit der Aufschrift „Größter Schatz“. Du hattest sie mir zu unserem „Ein-Monatigen“ geschenkt. Ich habe nie gesagt, dass ich das lächerlich fand. Du hättest diese Tasse auch nicht verdient. Es gibt mir ein gutes Gefühl sie gegen den Kühlschrank zu schmeißen. Um sie Scherben ist es nicht tragisch. Mein ganzes Leben ist nichts weiter als das; ein Scherbenhaufen. Aber denk nicht, es würde daran liegen, dass du gegangen bist. Es liegt daran, dass ich so viel Zeit an dich verschwendet habe. Zu viel Zeit. Die werde ich nie wieder zurück bekommen. Du schuldest mir mehr als nur 4 Monatsmieten.. Natürlich ist es in den erste 2 Jahren eine schöne Zeit gewesen und ich würde Lügen, wenn ich sage, dass ich nicht glücklich mit dir war. Doch das letzte Jahr, das in dem die Lügen angefangen haben, das ist die zeit, die ich verschwendet habe. Verschwendet an so viel falsche Hoffnung. Jeden Morgan hatte ich gehofft, heute sei der tag, an dem du es mir persönlich sagst. An dem du dich entschuldigst und damit aufhörst. Ich weiß nicht genau, ob ich dir ab einem bestimmten Punkten noch verziehen hätte, allerdings hätte ich es einfach nur gerne von dir gehört. Ich hatte es gewusst, die ganze Zeit , aber darum geht es nicht. Nicht mal als du gegangen bist konntest du es mir sagen. Vielleicht willst du dir einfach nicht eingestehen, dass du mir Unrecht getan hast, dass du mich belogen hast. Aber jetzt ist es an der Zeit, lang genug habe ich dich verschont, dabei bin ich kaputt gegangen. Ich hasse dich. Ich hasse dich dafür, dass du mir das angetan hast, mich belogen hast, mich so zurückgelassen hast, mich betrogen hast, ohne dich schuldig zu fühlen. Nicht eine einzige Sekunde hast du dabei an mich gedacht. Ich ja auch nicht.
Ich klappe den Brief zu.

Ich habe mich mal ausprobiert, etwas drauf los zu schreiben
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