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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 18.01.2014, 09:33   #1
männlich Ex-DrKarg
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Standard Die Städte

Die Städte

©Hans Hartmut Karg
2014

Nationen wollen ihre Siege,
Länder führen ihre Kriege,
Nur die Städte treiben Handel,
Wollen Frieden, wollen Wandel.

Immer waren Stadt und Land
Für den Bürger interessant,
Denn die Stadt, sie macht uns frei,
Selbst wenn Landeier dabei.

Nur die Länder wollen Macht,
Eitelkeiten, Herrschaft, Pracht,
Wollen andre dominieren
Und mit Pompsucht imponieren.

Städte wollen Schönheit leben,
Ihren Bürgern Wohlstand geben,
Freiheiten, Kultur ausleben
Und nach neuen Sinnen streben.

*
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Alt 18.01.2014, 13:09   #2
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Die Städte

©Hans Hartmut Karg
2014

Nationen wollen ihre Siege,
Länder führen ihre Kriege,
Nur die Städte treiben Handel,
Wollen Frieden, wollen Wandel.

Immer waren Stadt und Land
Für den Bürger interessant,
Denn die Stadt, sie macht uns frei,
Selbst wenn Landeier dabei.

Nur die Länder wollen Macht,
Eitelkeiten, Herrschaft, Pracht,
Wollen andre dominieren
Und mit Pompsucht imponieren.

Städte wollen Schönheit leben,
Ihren Bürgern Wohlstand geben,
Freiheiten, Kultur ausleben
Und nach neuen Sinnen streben.

*
Interessante Gedanken - nur: Hat nicht jedes "Volk" (also auch die Städter) jene Regierung, die es verdient > zumindest in einer parlamentarisch, repräsentativen Demokratie? Obwohl - und gerade weil - die derzeitige immer mehr zur "Lobbykratie" degeneriert? Und ignorierst Du etwa, dass "der Bürger" nur allzu gerne die Verantwortung für existenziell relevante Entscheidungen "nach oben" delegiert, also noch lange nicht "mündig" ist, von den wirklich Mächtigen, deren Marionetten sich in der Kaste der Politiker personifizieren, sogar sukzessive "entmündigt" wird? Es müsste mehr "basisdemokratische" Elemente in der gesellschaftlichen Wirklichkeit geben > die aber leider, ermöglicht durch eine immer drastischer werdende Infantilisierung "des Volkes" (mithilfe von konsumptiven Ersatzbefriedigungen, die den Menschen auf seine Eigenschaft als Homo oeconomicus reduzieren) vom populistisch instrumentalisierten "Stammtisch" konterkariert werden können ...

Das ist so das, was MIR nach dem Lesen Deines Gedichtes so einfiel - mach' damit, was Du willst!


LG Pedroburla


PS: Dein Gedicht ist jedoch gut geschrieben - obwohl es mir nicht sehr "aktuell" zu sein scheint, auch im 19.Jahrhundert entstanden sein könnte ...
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Alt 18.01.2014, 16:35   #3
gummibaum
 
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Hallo DrKarg,

erinnert mich an die freien Reichsstädte, die natürlich keine Kriege wollten, weil die lukrativen Geschäfte zum Erliegen kamen. Andere Städte waren, solange sie noch Macht erlangen konnten, doch auch recht militant (Venedig). Liberalen Geist und ein Fortschrittsdenken gab es aber, denn Städte waren und sind Zentren der Wissenschaft und des kulturellen Austausches, vereinen aber bürgerlichen Wohlstand und proletarische Armut, sind Schauplätze von Repräsentation und Revolution. Wir steckten ohne sie allerdings noch im Feudalismus.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2014, 11:27   #4
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Städte

Liebe Dichterfreunde,
natürlich hat jede Welt die Regierung, diesie verdient. Und man kann historische natürlich nachweisen, dass es überaus kriegerische Städte gab.
Nur: Da ich selbst in einer Reichsstadt (Nördlingen) geboren wurde und dort aufgewachsen bin, habe ich den enormen schöpferischen Reichtum mitbekommen, der da schon während des Mittelalters zugange war und dort wirklich auch gelebt wurde.
Und: Die Stadt hat mit ihrer Ringmauer (wunderschön, noch heute zu besichtigen!) auf Verteidigung gesetzt, niemals auf Angriff.
Herzliche Grüße und lieben Dank für die Kommentierung!
H. H. Karg
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Alt 19.01.2014, 15:38   #5
gummibaum
 
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Lieber DrKarg,

Ihre Geburtsstadt ist ja sehr schön und so möchte ich ihr und Ihnen an dieser Stelle gern ein paar Verse schenken.

LG gummibaum


Nördlingen

Von einem Meteor geschaffen,
ein Krater, riesenhaft, das „Ries“,
da sich der Riese, im Vergaffen
ins hüglig Weiche, fallen ließ.

In diesem Krater eine Mauer,
in ihrem Ring die Handelsstadt,
und es gab Reichtum, was auf Dauer
des Kaisers Neid gestachelt hat.

Er sprach: „Mir geht es um den Glauben“,
sah lüstern auf das freie Wild,
„bei Ketzern muss ich leider rauben!“
So hat er sich den Wunsch erfüllt.

Sie Stadt versank in Schutt, verhindert
hat es die starke Mauer nicht,
auf Kratergrund lag sie geplündert
und lange fehlte ihr das Licht.

Doch als sich bessre Zeiten schrieben,
fiel es den Astronauten ein,
im Krater für den Mond zu üben -
Die Stadt ward reich durch Mondgestein.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2014, 17:36   #6
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
(...) Die Stadt ward reich durch Mondgestein.
Die Nördlinger als solche ...

Wie es schimmert in dem Säckle,
voll mit Kraters Mondgestein -
ach, wie freut es alle Schwaben,
so das Kässle nicht zu klein!

Drob die Schwobe schaffe weiter,
bis die Kassen voll mit Geld -
Freuden gibt's dann auf Malljorka,
Ballermann ihr' weitest Welt ...

von Pedroburla - a Roig'schmeggder ... *

* Hoffe, dass mein Klarname nie ...



PS: Nimm's nicht persönlich, Hans K.!
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.01.2014, 11:30   #7
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Städte

Liebe Dichterfreunde,
allerlieben Dank für die tollen Gedichte! Ich habe mich darüber sehr gefreut!
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 21.01.2014, 14:07   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Da ich selbst in einer Reichsstadt (Nördlingen) geboren wurde und dort aufgewachsen bin, habe ich den enormen schöpferischen Reichtum mitbekommen, der da schon während des Mittelalters zugange war und dort wirklich auch gelebt wurde.
Und: Die Stadt hat mit ihrer Ringmauer (wunderschön, noch heute zu besichtigen!) auf Verteidigung gesetzt, niemals auf Angriff.
Herzliche Grüße und lieben Dank für die Kommentierung!
Oha! Dann ist Dir sicherlich der Jugendroman "Der Bleisiegelfälscher" bekannt, dessen Handlung im mittelalterlichen Nördlingen spielt. Dietlof Reiche hat dafür einen Preis bekommen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.01.2014, 15:26   #9
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
(...) ... Städte waren und sind Zentren der Wissenschaft und des kulturellen Austausches, vereinen aber bürgerlichen Wohlstand und proletarische Armut, sind Schauplätze von Repräsentation und Revolution. Wir steckten ohne sie allerdings noch im Feudalismus.
Zu erwähnen sind hier - was die Rolle der Städte etwas relativiert - allerdings noch die Bauernkriege, bei denen > http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_M%C3%BCntzer < Thomas Müntzer einer der "Führer" war ...*

* Mein Familienname in der väterlichen Linie entstand übrigens in dieser Zeit; urkundlich erwähnt wurde er erstmals in Verbindung mit so einer Art von "Friedensrichter", der mit den Aufständischen um Thomas Müntzer durch die Lande zog - und so manchen Streit innerhalb der "wilden Horden" schlichtete ...


Aus "Der Spiegel" Nr. 4/2007:

"Die Ethnogenese, das Zusammenwachsen der deutschen Stämme muss ein ziemlich beschwerlicher Prozess gewesen sein, denn das Verhältnis der Untertanen zueinander war offenbar durch wüste Vorurteile geprägt, vielleicht auch bedingt durch die vielen Fehden, die man austrug. Schwaben galten als dämlich, Hessen als tollkühn, Sachsen als wild. Besonders schlecht war mittelalterlichen Chroniken zufolge der Ruf der Bayern: räuberisch und geizig, trunksüchtig und gefräßig ..."


Gruß Pedroburla
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Alt 22.01.2014, 00:19   #10
Thing
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Standard Hallo, Dr. Karg -

Das Nördlinger Ries hab ich durchwandert.
Seitdem ist N. durch Erinnrung
wie mäandert.


LG
Thing
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Alt 23.01.2014, 10:42   #11
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Städte

Liebe Freunde,
tatsächlich sind Nördlingen und das Ries einmalig - auch wenn sie kaum für sich werben. Die mittelalterlichen Städte hatten durchaus ihre künstlerischen Reize. Aber ich bin mir auch bewusst, dass es da keine Kanalisation gab, die Hierarchien ständisch festgelegt und dass die Hexenprozesse etwas Furchtbares waren....
Soviel zur GUTEN ALTEN ZEIT!
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 23.01.2014, 20:44   #12
männlich Ex Pedroburla
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Standard Städte ...

Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
(...) Die mittelalterlichen Städte hatten durchaus ihre künstlerischen Reize. Aber ich bin mir auch bewusst, dass es da keine Kanalisation gab, ...
... weshalb es dazumal in fast allen europäischen "Städten" und größeren Ortschaften fürchterlich gestunken haben muss, schon weil man Abfälle und Fäkalien bedenkenlos in die Gassen entleerte - einer der Gründe, warum die Pest > http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Tod < zu einer Pandemie werden konnte, die fast ein Drittel der damaligen Bevölkerung Europas dahinraffte > indirekt sogar einer der Gründe für den Sklavenhandel - aus meinem (Reise-)Roman "Imagine - ...":

Im 15.Jahrhundert – anno 1498 importierte Kolumbus endlich die Tomatle und komplettierte mit ihr die mediterrane Küche; Vasco da Gama fand den Seeweg nach Indien - wütete im Abendland die Pest, viele Kriege und Hungersnöte forderten ihren Blutzoll. Und auch für die Ausbeutung der eben eroberten überseeischen Kolonien fehlten arbeitsfähige Untertanen - weil die eingeborenen "Heiden" an den eingeschleppten Krankheiten starben oder Opfer der harten Arbeitsbedingungen wurden, die ihnen die neuen Herren auferlegten. Um diesem Mangel zu begegnen, brauchte man Sklaven. Der weltweite Handel "christlicher" Europäer mit der "Ware Neger" begann im Jahr 1443, nach Raubzügen der portugiesischen Söldner und Kaufleute Heinrich des Seefahrers bis weit in den Schwarzen Kontinent – man kooperierte dort gerne mit jenen, für die ein Mensch umso "edler" sei, je heller dessen Haut. So wie mit den islamisierten Stammesfürsten, die bis dahin das lukrative Geschäft mit Schwarzen – "Gott gab den Negros ihre dunkle Haut, damit jeder wahre Mensch erkenne, dass sie dem Tiere nahe sind, dem Animalischen, ohne die den Hellhäutigen vor Allah auszeichnende Seele ..." - aus Zentralafrika kontrollierten. Und mit den grausamen schwarzen Königen, die ihr eigenes Volk verkauften. Solcherart Kooperation war damals, als es in Europa noch die Leibeigenschaft gab, vollkommen legitim - aus der Sicht der davon Profitierenden, in diesem Fall der Sklavenhändler Portugals. Das eigentlich kleine Land blähte sich auf, die agilste Kolonialmacht dieser Zeit dehnte sich in die Welt hinein, Handel und wirtschaftliche Aktivitäten gewannen an Bedeutung und viele wurden reich. Das war die - von traditionellen Geschichtsschreibern so interpretierte - "große Epoche" des Landes am westlichen Rand von Europa ... (Ende Auszug)

Fazit: Es gibt immer mehrere "Blickwinkel", aus denen man die Geschichte - auch jene der Städte - sehen kann! Und wenn man weiß, dass deutsche Kaufleute (Fugger, ...) sogar die Eroberung (Conquista) Amerikas durch die Spanier mit vorfinanzierten, relativiert sich - aus heutiger Perspektive - durchaus auch die Bewunderung für die angeblich "Erfolgreichen" > die ja schon immer die Geschichtsschreibung korrumpierten, zu jener der "Sieger" machten ...

Gruß Pedroburla
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Alt 27.01.2014, 11:39   #13
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Städte

Lieber Pedroburla,
mit meinem Gedicht wollte ich auch nur e i n e n Blickwinkel offenlegen. Natürlich gibt es immer mehrere. Meine positive Erfahrung mit und in einer mittelalterlichen Stadt während meiner Jugendzeit und Kindheit in NÖRDLINGEN ist mir sehr gut bekommen und hat mir gut getan.
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 27.01.2014, 11:43   #14
Thing
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Zitat:
Meine positive Erfahrung mit und in einer mittelalterlichen Stadt während meiner Jugendzeit und Kindheit in NÖRDLINGEN ist mir sehr gut bekommen und hat mir gut getan.
Beneidenswert!
Trotzdem kann ich mich über meine dörfliche Kinder- und Jugendzeit nicht beklagen.

Neidlosen Gruß
von
Thing
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Alt 28.01.2014, 11:32   #15
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Städte

Liebe Ilka-Maria,
den Roman kenne ich. Danke für den Hinweis!
Lieber Thing,
das Gedicht habe ich nicht geschrieben, um Stadt und Land gegeneinander auszuspielen. Trotz meiner Kindheit und Jugend in Nördlingen hatte ich sehr enge Kontakte zu meinen Großeltern auf dem Land. Stadt und Land schließen sich nicht aus...
Herzliche Grüße Euch!
H. H. Karg
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Alt 28.01.2014, 11:36   #16
Thing
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Lieber Thing,
das Gedicht habe ich nicht geschrieben, um Stadt und Land gegeneinander auszuspielen.
H. H. Karg
So habe ich das auch überhaupt nicht aufgefaßt!

Lieben Gruß zurück
von
Thing
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Alt 28.01.2014, 13:06   #17
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Meine positive Erfahrung mit und in einer mittelalterlichen Stadt während meiner Jugendzeit und Kindheit in NÖRDLINGEN ist mir sehr gut bekommen und hat mir gut getan.
Schön für Dich, lieber Hans - auch ich neige dazu, im Rückblick mit den Umständen "versöhnt" zu sein, bevorzuge die positiven Erinnerungen. Und das sind "Bilder" von einer ebenfalls mittelalterlichen Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern, in der meine Mutter Bürgermeisterin war - weshalb ich sozusagen einen "Sonderstatus" hatte. Weil deren (die der Stadt! ) alte Bausubstanz aber - teilweise - kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Bomben zerstört wurde und sich meine Eltern scheiden ließen, lebte ich die meiste Zeit meiner Kindheit unter der fürsorglichen Obhut der Oma. Und die - sehr resolut doch gutherzig - war "Chefin" eines kleineren Kolonialwarenladens in einem Dorf inmitten einer waldreichen Gegend - von wo aus ich dann jedoch ein sehr gutes Gymnasium besuchen konnte. Darum sind MEINE Kindheitserinnerungen selbstverständlich etwas anders als die Deinen, haben vielleicht mehr mit der "Natur" zu tun - so wie auch diese kleine Geschichte, die ich meinem - viel zu früh verstorbenen - damals besten Freund widmete:

Parabel für einen Freund

Als wir uns kennen lernten, als fünfjährige Kinder, da war es so, als ob wir uns schon immer gekannt hätten, vielleicht in einem anderen Leben. Ich weiß noch, dass wir oft mit bunten Steinchen spielten, auf Bäume kletterten, in die Ferne schauten, beim nahen Bach den Fröschen und Libellen, den Eidechsen zusahen, wenn sie sich in der Sonne wärmten - und wir darüber alles vergaßen, was uns hätte stören können. Er konnte wunderbare kleine Tiere aus weichem Lindenholz schnitzen, mit einem rostig, alten Taschenmesser, das ich ihm vorher mit feinem Sandstein schmirgelte - auf den wir beide sehr ernsthaft spuckten, damit es wirklich scharf wurde. Es gab in jenen Jahren genug, auf das man hätte spucken können - doch blieb es immer nur der weichsandige Stein. Und das änderte sich auch nicht, als mal ein dummfetter Junge kam, der viele seiner Rehe, Hasen und Bussarde, Adler und anderes Getier willkürlich zerstörte: weil unsere Sehnsucht nach einer eigenen Welt, in der alles lebendig, viel zu groß war, als dass mein Freund nicht immer wieder Neues und Schöneres erschuf. Für dieses Leben – das für ihn sehr kurz wurde ...

Viel Zeit ist seitdem vergangen - und ich kann heute noch nicht hassen. Weil uns damals das Wertvollste geschenkt wurde, das es gibt: die Liebe zum Leben. Und diese Liebe blieb mir groß und stark genug, um dafür zu streiten – indem ich ihr mit Gutem danke. Damit diese Erde mit all ihren Wundern etwas friedlicher und menschlicher wird ...

(geschrieben von Pedroburla - bei dem auch alle Rechte an dieser Geschichte sind)


Wünsche Dir - und den Mitleser/innen - einen angenehmen Tag! Pedroburla
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Alt 04.02.2014, 12:07   #18
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Die Städte

Lieber Pedroburla,
danke für die wunderschöne Parabel!
Herzliche Grüße H. H. Karg
Ex-DrKarg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2014, 12:56   #19
männlich Ex Pedroburla
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Lieber Pedroburla, danke für die wunderschöne Parabel!
Danke ebenfalls!

Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Herzliche Grüße H. H. Karg
Dir auch! Pedro
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