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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 14.07.2012, 16:59   #1
männlich Authenzius
 
Dabei seit: 07/2012
Beiträge: 8

Standard Depression

Wir sind Gefäß und sehnen uns nach Fülle,
doch was wir greifen füllt uns niemals aus.
Stets bleiben wir die immer leere Hülle,
und hassen dieses triste Herrenhaus.

Nichts hat Geschmack im Mund ist alles fad',
sinnloser Stumpfsinn ist in allen Dingen.
Und was wir ernten ist verdorb’ne Saat,
die wir erneut auf öde Felder bringen.

So dreht sich alles stets im ew‘gen Kreise,
und wirbelt uns im Ganzen mit hinein.
Oh diese endlos schnöde Lebensreise,
oh dieses menschliche lebendig sein.
Authenzius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.07.2012, 18:58   #2
männlich Ex-Peace
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2011
Beiträge: 3.449

Hallo und willkommen Authenzius,

dein Gedicht gefällt mir.
Das Thema Depression hast du sehr gekonnt umgesetzt
und gute sprachliche Bilder für diesen Zustand gefunden.

Liebe Grüße
Peace
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Alt 14.07.2012, 19:58   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Authenzius Beitrag anzeigen
Wir sind Gefäß und sehnen uns nach Fülle,
doch was wir greifen füllt uns niemals aus. /Nach greifen: Komma
Stets bleiben wir die immer leere Hülle,
und hassen dieses triste Herrenhaus.

Nichts hat Geschmack im Mund ist alles fad',/Komma nach "Geschmack"
sinnloser Stumpfsinn ist in allen Dingen.
Und was wir ernten ist verdorb’ne Saat,/nach "ernten: Komma
die wir erneut auf öde Felder bringen.

So dreht sich alles stets im ew‘gen Kreise,
und wirbelt uns im Ganzen mit hinein.
Oh diese endlos schnöde Lebensreise,/ Oh! Diese endlos schnöde Lebensreise!
oh dieses menschliche lebendig sein./ Oh, dieses menschliche Lebendigsein!

Halli Hallo, Authenzius

und herzlich willkommen!
Du führst Dich hier mit einem mächtigen (im guten Sinne!) Gedicht ein, in dem ich selbst - wäre es meines - nur winzige Korrekturen vornähme.
(Die Apostrophe kannst Du weglassen).
Im Gegensatz zu Titel und Peace sehe ich keine Depression; dann schon eher Erkenntnis und (Welt-)Ekel.

In meinen Augen gegen den vielen Schmarrn, der hier eingestellt wird, groß.


LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.07.2012, 23:33   #4
weiblich C.Alvarez
 
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Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
In meinen Augen gegen den vielen Schmarrn, der hier eingestellt wird, groß.
Ich halte es nicht für besonders glücklich, Lob für einen Autor mit der gleichzeitigen Abwertung anderer Autoren zu verbinden. Aber das ist eine Frage des persönlichen Stils.

Hallo Authenzius,

tja, das hat sich ja bei "Du bist..." schon angedeutet, dass du Schreiben kannst.
Hier schilderst du sehr authentisch, aber auch sehr neu, was Depression bedeutet, was sie bewirkt. Ich bin abermals beeindruckt.

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.07.2012, 08:37   #5
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.115

Es ist dem Menschen immanent, Qualität zu vergleichen. Das geschieht automatisch und hat nichts mit Stil zu tun.

Auch ich bin der Meinung, das Gedicht ragt aus der Masse dieses Forums heraus. Den Zustand der Depression kann man auf vielfältige Weise beschreiben, das zeigen die Autoren, die sich ebenfalls an dieses Thema herangewagt wagen, gleichwohl ist das ein schwieriges Unterfangen.

Deshalb halte ich dieses Gedicht nur für bedingt gelungen, denn es bleibt mir zu sehr an der Oberfläche. Die tiefe Verlorenheit eines Depressiven mag nicht so recht beim Leser ankommen. Eher hat es den Tonfall eines Nihilisten.

Dieser Vers mißfällt:
"Nichts hat Geschmack im Mund ist alles fad',"

Erstens fehlt ein Komma, so daß der Leser versucht ist, den Vers ohne Zäsur zu lesen, was ihn hinter dem Wort "Mund" unweigerlich ins Straucheln bringt.
Außerdem bekommt der Leser durch das doppelte Bild "nichts hat Geschmack" und "im Mund ist alles fad", das Gefühl, er sei begriffsstutzig. Solche Doppelungen sind daher nicht erfreulich.

Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.07.2012, 17:55   #6
männlich Authenzius
 
Dabei seit: 07/2012
Beiträge: 8

@ Peace: Ersteinmal danke für das herzliche Willkommen

Es freut mich das dir mein Gedicht gefällt, danke für die Blumen...

@ Thing: Auch dir ein dank für das herzliche Willkommen

Zur Zeichensetzung möchte ich anmerken, dass man schon mal das ein oder andre Kommata vergessen kann, wenn man seine Werke selber des öfteren liest, das tut aber der Schönheit des Gedichtes keinen Abbruch, ich muss da an Stefan George denken, der in seinen Gedichten konsequent klein geschrieben hat und auf die Zeichensetzung vollkommen verzichtete in seiner "Kunst für die Kunst". Und du triffst es sehr gut in dem du die Erkenntnis und den Weltekel heraus liest...
Obgleich jeder für sich etwas anderes heraus liest, wie zum Beispiel CDP
der ich wie sie es empfunden hat die Depression näher bringen konnte...
@ CPD: Es freut mich das ich dich beeindrucken konnte...
@ Ilka Maria: Und hier sieht man es wieder einmal, das jeder etwas anderes für sich mit nimmt aus diesem Werk. Bei dir kommt das Depressive nicht so recht an, bei CPD ist es vollkommen eingeschlagen, obwohl ich zugeben muss das der Titel vielleicht etwas unglücklich gewählt ist. Und die Depression wahrhaftig ein schwierig um zu setzendes Thema ist. Wir können uns ja beim LI auf einen depressiven Nihilisten einigen Desweiteren will ich dem Leser nicht den Eindruck vermitteln er sei begriffsstutzig, ich wollte das" nichts hat Geschmack" mit "im Mund ist alles fad'", unterstreichen, verstärken ich noch bildhafter verdeutlichen...

@ Alle: Doch urteilt nie über ein Gedicht, man kann ein Gedicht empfinden, man kann etwas für sich heraus lesen, es kann wie Horaz es gesagt hat: Dichter wollen Prodesse et delectare "nützen und erfreuen," aber ein Urteil steht euch nicht an, denn wie Rilke es einmal wunderbar formuliert hat:
" Ein Gedicht entsteht aus Notwendigkeit und nur in dieser Notwendigkeit liegt auch sein ewiges Urteil, es gibt kein Anderes."
Authenzius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.07.2012, 18:04   #7
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Ich habe nicht geurteilt.
Ich habe meinen Eindruck geschildert und ich werde meine eigene Definition beibehalten. Zumal sie sich nur in Nuancen von anderen Descriptionen unterscheidet, lieber Autzenzius.

Im Übrigen:

stefan georges stil war mir so konsequent er auch war nie nahegekommen
er mag originell gewesen sein das auf jeden fall aber ich sah ihn nie als wirkliches gewolltes ästhetikum sondern als gewollt artifiziell und auf die dauer ermüdend und racht bald verbraucht.

Aber das ist rein subjektiv.

Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 15.07.2012, 18:04   #8
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.115

Zitat:
Zitat von Authenzius Beitrag anzeigen
@ Alle: Doch urteilt nie über ein Gedicht, man kann ein Gedicht empfinden, man kann etwas für sich heraus lesen, es kann wie Horaz es gesagt hat: Dichter wollen Prodesse et delectare "nützen und erfreuen," aber ein Urteil steht euch nicht an, denn wie Rilke es einmal wunderbar formuliert hat:
" Ein Gedicht entsteht aus Notwendigkeit und nur in dieser Notwendigkeit liegt auch sein ewiges Urteil, es gibt kein Anderes."
Selbstausgestellte Ablaßzettel empfinde ich als peinlich.

Wenn es so einfach wäre, hätten wir in der Schule nicht Verslehre pauken und Gedichte interpretieren müssen.

Ich bin froh und glücklich darüber, daß ich dazu angehalten war. Ansonsten wäre ich nur ein Konsument gewesen.

..." nützen und erfreuen ..." Horaz hätte heute eine gut dotierte Position in der Medienwelt. Aber ich bin sicher: In der Antike hatte er auch seine Stellung.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.07.2012, 18:13   #9
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Hallo Authenzius,

jetzt bist du ja für deine Bemerkungen ordentlich abgewatscht worden, egal, mir hat dein Gedicht und dein Kommentar den Horizont erweitert. Aber man muss natürlich dafür auch bereit sein.

Liebe Grüsse

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2012, 12:29   #10
männlich Ex-dunkelkristall
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2012
Beiträge: 47

Jeder interpretiert ein Gedicht auf seine Weise.Das ist auch gut und richtig so.
Mir persönlich gefallen deine Zeilen recht gut.

lg dunkelkristall
Ex-dunkelkristall ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

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