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Alt 03.11.2009, 12:47   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Das blöde Mädchen

Ich esse gerne Fleisch. Nur nicht das von Kaninchen.

Eslarn, ein bayerisches Dorf nahe der tschechischen Grenze. Die sechziger Jahre waren eingeläutet, es war Frühjahr, und ich hatte Ferien.

Als Hilde mit mir die Hauptstraße entlang schlenderte, schlug mir offener Haß entgegen. Ein Mädchen lief von links über die Straße und verpaßte mir mit dem Nadelbüschel eines Kiefernzweigs eine Ohrfeige. Die Kleine mußte den Arm dabei recken, denn ich war mit meinen dreizehn Jahren größer als sie. „Du blaads Madl, du!“ schrie sie mir ins Gesicht. Dann rannte sie davon, als wäre sie vor ihrem eigenen Mut erschrocken.

Ich war verdutzt. „Warum hat sie das getan?“ Hilde, die sich Mühe gab, Schuldeutsch mit mir zu sprechen, kicherte. „Sie ist eifersüchtig.“ Diese Erklärung machte mich nicht schlauer. „Auf was denn?“ Wir gingen weiter. „Sie hat uns gesehen, als wir mit dem Kutterer-Hansi und den anderen Jungs zusammensaßen, oben auf dem Schloßberg. Wie du Witze erzählt hast und die Jungs darüber gelacht haben. Jetzt bist du bei den Mädels Tagesgespräch.“

Inzwischen hatten wir den Dorfplatz erreicht. „Die sind nämlich alle hinter dem Kutterer-Hansi her, und du bist ihnen zu hochgestochen. Aus der Stadt eben. Du sprichst anders als wir.“

Ich war also etwas Besonderes. Und das war mein Nachteil. Im hessischen Offenbach geboren und von einer Mutter mit Pommernblut erzogen und dazu ermahnt, Hochdeutsch zu sprechen, konnte mich jeder verstehen; ich dagegen hatte Mühe, dem Dialekt der Oberpfälzer etwas anderes als das Prädikat einer Fremdsprache anzuheften.

Eslarn war der Geburtsort meiner Großmutter und lag in Reichweite des Eisernen Vorhangs. Außerhalb des Dorfes brauchte man nicht weit zu gehen, schon sah man die Wachtürme und die tschechischen Soldaten mit ihren Gewehren und Feldstechern. Wenn man wahrnehmen konnte, wie die Linsen das Sonnenlicht reflektierten, ging man besser nicht weiter.

Mit fünfzehn Jahren war Großmutter Vollwaise geworden und nach Offenbach gezogen, ihrem älteren Bruder hinterher, der sich dort bereits ein neues Leben aufgebaut hatte. Offenbach war eine Arbeiterstadt und hatte für jeden etwas im Angebot, der sich hier sein Brot verdienen wollte. Auf ihre alten Tage hatte es Großmutter aber zu ihrem Geburtsort und zu den Bekannten ihrer Jugendzeit zurückgezogen, und so verbrachte sie jetzt regelmäßig ihren Urlaub in der alten Heimat. In diesem Frühjahr hatte sie mich zum erstenmal mitgenommen.

Unsere Unterkunft hatten wir bei einer Bauernfamilie, die nicht allein von Rind und Huhn, von Feld und Wiese leben konnte und deshalb Zimmer an Urlauber vermietete. Ihr Besitz bestand aus einem Ochsen zum Ziehen des Heukarrens, zwei Milchkühen, zwei Schweinen, einer kleinen Schar Hühner mit dem dazugehörigen Hahn, einer Heuwiese als Futterlieferant für das Vieh und einem kleinen Stück Getreideacker. Die Schweine wurden das Jahr über gemästet, eines geschlachtet für den Eigenbedarf, das andere verkauft und der Erlös in zwei neue Ferkel gesteckt. Damit war zwar ein Teil der Grundversorgung gesichert, es reichte aber längst nicht für eine Familie, die aus Mutter, Vater, vier Töchtern, einer Großmutter und einer Katze bestand. Deshalb arbeitete der Bauer tagsüber in der Eslarner Holzfabrik, während seine Frau sich um die Vermietung der Zimmer und um die Mahlzeiten für die Urlauber kümmerte.

Die beiden ältesten Töchter waren Zwillinge, Hilde und Marianne. Hilde ging noch zur Schule, während Marianne als "Mädchen für alles" in einer Arztpraxis arbeitete. Hilde war nur ein Jahr älter als ich, und weil sie ebenfalls Schulferien und deshalb Zeit für mich hatte, war es selbstverständlich, daß ich mich von den vier Mädchen mit ihr am engsten anfreundete.

Was für die Dorfleute harte Arbeit bedeutete, war für mich Spaß und Abenteuer: der Geruch des eingeholten Heus auf dem Karren; der Dampf, der vom Rücken des Ochsen aufstieg, während er uns zum Hof zog; die Spelzen, die mir beim Dreschen des Getreides auf der Tenne um die Ohren flogen. Und dann die Tiere: das Gegrunze, Gegacker, Muhen, Miauen, Bellen – für ein Stadtkind das Paradies!

Eines Tages kam ein Junge am Hof vorbei, der ein weißes Kaninchen an den Ohren trug. Er hieß Lukas, wurde aber kurz "Lucke" gerufen. Ob wir mitkommen wollten? Zur Scheune, wo sein Vater dabei war, Holz zu hacken. Hilde und ich begleiteten ihn, und noch ein paar Dorfkinder gesellten sich auf dem Weg dazu. In der Scheune angekommen, packte Luckes Vater das Kaninchen an beiden Ohren, langte mit der anderen Hand nach einem langen Stück schweren Holzes und schlug dem Tier damit auf den Kopf. Es schrie so schrill, daß ich glaubte, man müsse es bis zu den Wachtürmen an der Grenze hören. Erbarmungslos folgte Schlag auf Schlag. Blut rann aus der rosa Nase, und dicke Tropfen bildeten auf dem Boden eine kleine dunkelrote Pfütze. Ich stand wie gebannt. Noch nie in meinem Leben hatte ich miterlebt, wie ein gesundes, lebensfrohes Wesen totgeknüppelt wurde.

Beim vierten Schlag hörte das Kaninchen auf zu schreien, beim fünften Schlag zappelte es nicht mehr. Lucke griff sich den schlaffen Körper und machte sich auf den Weg nach Hause.

Am nächsten Morgen läuteten die Glocken der Dorfkirche länger als sonst. Es war Ostersonntag.

3. November 2009
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Alt 03.11.2009, 13:08   #2
männlich Katerchen
 
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Schön, daß die Katze zu den Familienmitgliedern zählte.
---

Die ersten Abschnitte fand ich etwas holprig.
Als ich dann im Text "drin" war, konnte ich gar nicht mehr aufhören
zu lesen, auch wenn oder gerade weil mein Puls sich
beim drittletzten Abschnitt ziemlich erhöht hatte.

Hast du schon mal daran gedacht Bücher zu schreiben, Ilka?
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Alt 03.11.2009, 13:23   #3
weiblich Ilka-Maria
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Katerchen,

also erst einmal: Die Geschichte ist nicht erfunden, ich habe sie so erlebt. Mag sein, daß der Anfang verbesserungswürdig ist, kommt vielleicht noch. Ich wollte aber den Kontrast von Stadt und Land, von "heiler Welt" und "hartem Leben" herausarbeiten - daß die vermeintliche Idylle eben täuscht. Und dazu diente mir auch die Tatsache, daß es damals noch den Eisernen Vorhang gab. Ansonsten bringt das Bild von den Wachtürmen die Geschichte natürlich nicht voran und wäre in einem anderen Fall entbehrlich gewesen.

Ja, ich habe schon daran gedacht, Bücher zu schreiben, bin aber noch in der Lernphase. Es ist ein Handwerk, und man muß die Werkzeuge beherrschen. Da ich berufstätig bin, ist es auch ein Zeitproblem. Wahrscheinlich wird daraus nichts mehr.

Ich bin im Augenblick damit zufrieden, daß die Jury von Jokers einige meiner Gedichte akzeptiert hat und daß eins davon in die diesjährigen Anthologie aufgenommen wurde, die jetzt in den Buchhandel kommt. Das genügt mir erst einmal. Man muß auch die bescheidenen Erfolge feiern und auf dem Teppich bleiben.

LG
Ilka-M.
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Alt 19.11.2009, 20:12   #4
weiblich Rollce
 
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Standard Bauernleben

Am meisten hat mir aber jetzt das Kaninchen leid getan.
Am Schlachttag hat sich mein Großvater immer rittlings auf das ausgesuchte Schwein gesetzt, dieses an einem Ohr festgehalten um mit der rechten Hand den Bolzen von oben in den Kopf schießen zu können. Eines Tages war die Sau schneller als er und rannte mit meinem Großvater auf dem Rücken in einem riesen Tempo aus dem Hof und in das Dorf rein.
Dieses mal hat er aber gequiekt wie am Spieß.
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Alt 19.11.2009, 21:20   #5
weiblich Ilka-Maria
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Rollce, danke. Ich fürchte, das Schwein mußte trotzdem daran glauben - aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Aber Dein Großvater war danach sicherlich fit für die Teilnahme an einem Rodeo.

LG
Ilka-M.
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Alt 20.12.2010, 23:19   #6
Wackelpudding
 
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Hey Ilka-Maria,

habs wie versprochen gelesen. Es sind viele Facetten einer Kindheitserinnerung (möchte man glauben).
Ich denke ich sollte das hier nur wegen dem Kaninchen lesen.
Und ja für ein kleines Kind kann das schon grausam sein.

Die Geschichte an sich finde ich schön gemacht, der erste Absatz wäre eine gute Grundlage für den Anfang einer längeren Geschichte. Ich vermisse etwas den Zusammenhang zwischen den einzelnen Absätzen, so erscheint es ehr wie einige Stücken eines gekürzten Textes. Es scheint einfach etwas zu fehlen.
Dadurch geht auch die Grundaussage des Textes etwas verloren, ich glaube ja, dass du etwas erzählen möchtest.
Aber ich verstehe nicht wo der Focus liegt, Kindheitserinnerungen, der Tod, des Kindes Grausamkeit oder Eifersucht?

Trotzdem falls das hier nur ausgedacht ist, dann ein dickes Kompliment an deine Fantasie! Es ist schwer sich eine Miniwelt zu erdenken die so real scheint.
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Alt 21.12.2010, 07:30   #7
weiblich Ilka-Maria
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Lieber WP,

es ist nicht ausgedacht, sondern erlebt. Und natürlich fehlt etwas, denn als Großstadtkind war ich in dieser Welt ein Fremdkörper. Vielleicht erklärt das eine gewissse Sterilität in dieser Geschichte.

Gruß
Ilka-M.
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Alt 22.12.2010, 13:55   #8
gummibaum
 
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Liebe Ilka-Maria,

Lob hat dein Text bereits bekommen und ich möchte mich anschließen. Ein Rapport meiner Stimmung beim Lesen: Das Wort "eingeläutet": sehr gut, weil es nicht nur den "Beginn" der 60ger, auch den der warmen Frühlingszeit und die Atmosphäre des Dorfes mit der zentalen Kirche zusammenbindet. Die Episode um Eifersucht und Bildungsunterschiede gefällt mir. Sie hat den Blick des Mädchens von damals wieder lebendig werden lassen. Die anschließende Erzählerphase verlässt ihn zugunsten einer überschauenderen Distanz, verliert an sensitiver Unmittelbarkeit, so als wenn der Schlitten vom Schnee auf bremsenden Schotter rutscht. Man bleibt aber noch in Fahrt. Dann wird es wieder plastischer, fühlbarer (der Dampf vom Rücken des Ochsen aufstieg). Die Kaninchentötung ist gut dargestellt, darf aber den Aufschrei des Kinderherzens ruhig noch schmerzhafter zum Ausdruck bringen. "Gebannt" ist zwar erstarrt, gelähmt, aber auch "eingebunden". Ein Kontrast zur Ruhe des Schlächters könnte das greller entfachen.

Danke dir, gummibaum
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Alt 22.12.2010, 15:27   #9
Thing
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Halli Hallo, Ilka-Maria -

ich konnte ab d e m Satz, als das Kaninchen an den Ohren getragen wurde, nicht mehr weiterlesen.
Kann also nur bestätigen, daß Satzbau, Grammatik und Stil einwandfrei sind.
Lediglich in der wörtlichen Rede hätte ich was zu mäkeln, so ich denn wollte.

Wehen Herzens:

Thing
(Vegetarier)
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Alt 22.12.2010, 16:25   #10
weiblich Lux
 
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Liebe Ilka-Maria,

deine kurze Geschichte hat mir gefallen, ich persönlich konnte mich sehr gut in diese Zeit und das Erlebte hineinversetzen. Du hast eine klare, ausdruckstarke und kräftige Sprache. Zwar ist mir auch die Sterilität, wie du es nanntest, aufgefallen sowie ein gewisse Abwesenheit (mir fällt kein besserer Begriff ein) von Passagen, die vielleicht verbindend zwischen den einzelnen Ereignisbeschreibungen hätten wirken können, aber das stört mich nicht. Für mich waren es beschriebene Kindheitserinnerungen, wie soll ein Stadtkind die Zusammenhänge und deren emotionalen Einfluss auch einschätzen können.
Ich habe es gern gelesen.
Aber auch ich bin erstaunt, dass Luckes Vater derart ungeübt mit der Keule war. Das geht nun wirklich "effizienter"(oh, das klingt irgendwie sehr kalt). Als Kind vom Land weiß auch ich das.

Liebe Grüße von Lux
(ehemals Kaninchenbesitzerin - keine Sonntagsbraten!)
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Alt 22.12.2010, 18:45   #11
weiblich Ilka-Maria
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Den Nachzüglern erst einmal Dank für die Aufmerksamkeit.

Ich kann nicht ausschließen, daß ich diese Geschichte noch einmal aufbereiten werde. Das Geschehene ist sehr lange her, und mir kam es erst einmal darauf an, die Erinnerungen festzuhalten und auf einen ordentlichen Sprachstil zu achten. Das soll aber keine Ausrede sein, vielleicht drückt sich in meinem "kühlen" Stil tatsächlich mein introvertiertes Wesen aus.

Was den "ungeübten" Bauern angeht, hatte ich den Eindruck, es war ihm egal, wie das Tier stirbt. Dieser "Zwischenjob" war nur eine lästige Unterbrechung seiner Arbeit in dem Schuppen. Wahrscheinlich hatte er gar kein Verständnis dafür, daß das nicht sein Sohn oder seine Frau erledigen konnten.

Und ja, ich war nicht starr vor Schreck, sondern schaute gebannt zu. Für mich kam das so unerwartet und schnell, daß ich von dieser neuen Erfahrung fasziniert war. Die Gedanken und Bildwiederholungen kamen erst später.

Ich habe aber auch Gutes zu berichten:

Der Bauer, bei dem wir im Urlaub wohnten, plante zu jener Zeit, seine beiden Schweine ebenfalls zu schlachten. Meine Oma fragte nach dem Schlachttag, weil sie sich verdrücken wollte. Sie bekam die Antwort, es sei alles schon vorbei. Er hatte seine Schweine in aller Herrgottsfrühe von einem Flesicher fachmännisch mit einem Kolben schießen und dann auseinandernehmen lassen. Im Haus war man schon eifrig mit der Herstellung von Würsten beschäftigt. Wir hatten von alledem überhaupt nichts mitgekriegt.

Und das war ein armer Bauer. Trotzdem hatte er den Fleischer bestellt und bezahlt.

LG
Ilka-M.
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Alt 22.12.2010, 19:03   #12
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Zitat:
Was den "ungeübten" Bauern angeht, hatte ich den Eindruck, es war ihm egal, wie das Tier stirbt.
Das ist wirklich traurig und ekelhaft. Gerade bei Hausschlachtungen hat man es doch selbst in der Hand, das Tier so zu schlachten, wie es am "humansten" ist. Man sollte meinen, dass Menschen, die ihr Fleisch selber produzieren, den Tieren zumindest den Respekt zuteilwerden lassen, der angebracht ist. Auch hinterher, beim Essen. Da hat man nämlich klar vor Augen, dass für den leckern Sonntagsbraten ein Tier sterben musste und dass Schnitzel nicht an Bäumen wachsen. Aber na ja, es war damals eben eine andere Zeit. Mein Großvater hat sich früher liebevoll um unsere Schmusekaninchen gekümmert, aber ich weiß, dass er damals, als er noch jung war, zum Beispiel Katzenbabys auf die damals übliche Art und Weise "entsorgt hat. In einem Sack im Ententeich. Oder so ähnlich... Seine Einstellung schein sich im Laufe der Zeit gewaltig geändert zu haben. In seiner Jugend gestand man Tieren einfach nicht diesen Wert zu, auch Haustieren nicht. Aber heute ist es ja noch viel schlimmer... Massentierhaltung etc. Nur eben für den Endkonsumenten viel weiter weg.

Grüße
Lux
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Alt 22.12.2010, 19:08   #13
Wackelpudding
 
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Habt ihr gewußt, dass man Stress im Fleisch schmecken kann? Fleisch wird sauer wenn das zu tötende Objekt zu starkem Stress ausgesetzt ist. Todesqualen gehören dazu! Stress macht Fleisch unangenehmer vom Geschmack her finde ich. Also liegt es im Interesse aller Parteien, das Ende schnell herbei zu führen.
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Alt 22.12.2010, 19:20   #14
weiblich Ilka-Maria
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Ich bin nicht sicher, ob das nicht ins Reich der Medienmärchen gehört, Wackelpudding. Von den Praktiken der Chinesen behauptet man das Gegenteil. Angeblich schlügen sie die Hunde vor dem Schlachten mit Knüppeln windelweich, weil von diesem Stress (= bestialische Schmerzen und sicherlich gebrochene Knochen) das Fleisch zarter würde. Das einzige, was ich mir dabei vorstellen kann, ist, daß dem Tier bei lebendigem Leib die Haut gegerbt wird.

Ich möchte bloß wissen, wie diese Theorien nachweisbar wären. Denn man müßte ja wohl auch an einem Ei schmecken, ob das Legehuhn Stress hatte oder nicht. Komischerweise sind aber die Eier am schmackhaftesten, die aus den Legebatterien kommen.

LG
Ilka-M.
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Alt 22.12.2010, 19:31   #15
Wackelpudding
 
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Nein ich meine direkt Fleisch.
Bei einem Hausschwein das gelitten hat, merkte ich das deutlich, es hatte so einen komischen Nachgeschmack. Den gleichen Geschmack finde ich oft bei Wildtieren, bei dennen nicht der Genickschuss seine Anwendung fand.
Wissenschaftlich nachweisbar ist eine Veränderung des PH-Wertes im Fleisch, das ist nachgewiesen und somit eine Tatsache. Ja, ob mans schmecken kann liegt dann wohl nur an der genetischen Grundausstattung, dank Mutation dürften verschiedenartige Geschmackssinne weiter verbreitet sein, als alle anderen Erbkrankheiten zusammen. (ist ja in der Zivilisation nicht wirklich überlebensnotwendig bzw. entscheidend... )

Ich räume natürlich auch ein, dass ichs mir nur einbilden kann. Aber daran glaube ich nicht wirklich

L(aclede)G(roup)
WP
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Alt 22.12.2010, 19:36   #16
Thing
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Halli Hallo, WP:

Mach es, wie ich es vor Jahren machte:

Werd Vegetarier!

Thing
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Alt 22.12.2010, 20:42   #17
Wackelpudding
 
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Hey Thing,

ganz ehrlich, der Ansatz des Ganzen ist ein Wunderschöner. Und ich bin begeistert von all Jenen, die sich der Fleischlosigkeit hingeben können. Aber ich kann einfach nicht (will nicht können). Ich liebe Fleisch... ich bin schwach, getrieben von der Sucht nach Fleisch. Nun ist Fleischeslust wohl das falsche und dennoch teffendste Wort.

Ich selbst liebte meinen Wolf und der hat auch getötet, anfangs brutal später präzise und kurz (seine Mami hats ihm ja nicht beibringen können). Und ich nehme auch den Katzen immer das lebende Futter weg, weil deren grausame Spielchen mir nicht zusagen. Das hat mir einen Quälgeist eingebracht... einen kleinen Steinsperling, den ich der Katze nahm und von Hand groß zog. Madenverfütterung, ist ja auch töten von Lebewesen. Naja, jedenfalls ist das jetzt schon das 3. Jahr... in dem ich keinen Morgen ausschlafen kann, sobald er da ist. Und das nur weil der Kleine weiß wo mein Schlafzimmer ist. Irgendwie wünsch ich mir mein Wölfchen zurück... der hat diese grausamen Katzenspiele immer mit einem Haps beendet.

Eine Erkenntnis bleibt... Keine gute Tat bleibt ungesühnt...
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Alt 22.12.2010, 22:00   #18
Thing
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Halli Hallo, WP!


Jaaaha!
Tiere unter sich töten um des Überlebens willen. Das ist Instinkt.

Menschen züchten, foltern, quälen um des Genusses willen!
Instinkt?
Hühnerfarmen? Gänse-Federn-Rupf-Anstalten? Küken-Fabriken?

Aber den Fuchs abknallen, der sich ein Bibel holt!
Instinkt!


Brrrrr....

Thing
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Alt 22.12.2010, 23:23   #19
Wackelpudding
 
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Hey Thing,

grundsätzlich ist das töten von tieren heut zu Tage nicht mehr nötig. Da wir die B-Vitamine und auch Proteine aus diversen anderen Quellen geschöpft werden können. (Die Möglichkeit B-Vitamine in unserem Körper zu erzeugen ist uns Menschen leider abhanden gekommen, ebenso wie wir diverse Proteine zwar umwandeln aber nicht selbst generieren können.)

Egal was Vegetarier und Veganer sagen, es ist damals vor den technischen Meilensteinen für den Menschen nicht möglich gewesen auf tierische Produkte zu verzichten. (Ja, Milch oder wie eine indische Veganersekte bewies, auch Spuren von Kuhdung sind für die Vitamin B-Versorgung völlig ausreichend.)

Kurzum der Mensch ist von der Evolution als Allesfresser ausgelegt, wir können uns kurzzeitig monoton ernähren. Ernährungswissenschaftlich ist es jedoch besser, sich "querbett durch das Sortiment der vorhandenen Lebensmittel zu futtern". Das hat z.B. den Vorteil, dass man durch die Mischung diverser Proteinlieferanten die Proteine besser und zu einem insgesammt höheren Proezentsatz verwerten kann.

Was die Sache mit den Jagtgesellschaften angeht. Das ist wahr, hier wird nicht mehr wie einst erdacht aus Gründen der Selektion bzw. sogar Raubtiersubstitution gejagt. Es geht nur noch um den "Spass". Dass dabei Wölfe, Bären und Füchse abgeknallt werden, weil sie eine Konkurrenz für die Jagtgesellschaften sind, ist mir auch klar. Und ich finde es bzw. empfinde es ebenso wie du als Unrecht. Denn der Jäger sollte einst nur helfen die Arten im Gleichgewicht zu halten, nicht aber um das "Töten aus Fun" zu legitimieren.

Und der Marder der sich einst nen Huhn beim Nachbarn holen wollte (Instinkt) wurde auch Opfer meines Wölfchens (auch Instinkt). Jedenfalls hab ich noch eine Hälfte gefunden. Da mein Baby aber keine Wunden hatte muss ers wohl sehr schnell erledigt haben. Marder sind die Löwen unter den Kleintieren.

An Hühnerfabriken ist ja nun letzten endes unser großer Freund der Kapitalismus und natürlich die allgemeine Verdrängung von Tatsachen schuld.
Wie sonst kann man sich nen Hühnchen für 2,5 Euro erklären? Der Kapitalismus degradiert das Tier zu einem Nutzgut, ohne Gefühle, ohne Ansprüche und ohne Rechte. Das trotz alledem dieser rechtlose Raum bleibt, liegt daran, dass 99% der Deutschen wirklich glauben, dass Steaks und Burger auf Bäumen wachsen. Sind es nicht letzten Endes diese Menschen, die nicht hinterfragen, warum ein Huhn nur 2,5 Euro kostet, (gerupft, ausgenommen und noch mit 2 Plastikbeuteln,) die Status Quo als solchen erhalten?

Es ist unsere Natur, so sind wir Menschen. Das Leiden anderer interessiert uns als Masse nicht. Nur wenn wir uns selbst mit einem Opfer identifizieren, dann fangen wir an zu denken und zu fühlen. Der Mensch geschaffen nach einem höheren Wesen? ^^ Kann ja nicht sehr klug oder gar mitfühlend gewesen sein, dieses Wesen hrrhrr

Man Thing warum bringst du mich immer wieder zum nachdenken? Das kann doch nicht Gesund sein...
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Alt 23.12.2010, 03:46   #20
weiblich Ilka-Maria
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Es muß nicht immer gleich das Extreme sein. Wer gerne Fleisch ißt, könnte seinen Fleischkonsum einfach nur reduzieren, das wäre schon ein großer Schritt. Viele Menschen leben zu üppig. Man sieht es ihrem Körper und dem, was sich in ihren Einkaufswagen stapelt, deutlich an. Als wir noch eine Familie waren, drei Personen, genügte uns ein halbes Pfund Goulasch, und wir waren satt und zufrieden. Bekannte von mir haben mindestens das dreifache konsumiert mit der Begründung: "Mein Mann und mein Sohn sind gestandene Kerle, die brauchen das." So sahen sie allerdings auch aus, nämlich dick und träge.

Dasselbe Beispiel mit Hähnchen: Als ich Kind war, gab es einen Flattermann für die Familie (ebenfalls drei Personen). Heutzutage beansprucht jede Person für sich allein ein halbes Hähnchen. Ist das notwendig?
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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