Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Liebe, Romantik und Leidenschaft

Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 31.01.2008, 07:11   #1
HeinrichSpatz
 
Dabei seit: 01/2008
Beiträge: 130

Standard Die zu alte Weisheit

Guten Tag liebe Freunde des Gedichtes.

Was ihr hier nun lesen dürft, ist der erste Versuch meiner seits, ein Sonett zu schreiben, weshalb ich mir ein einfaches Thema gesucht habe. Ich hoffe ich habe alle richtig gemacht, ich bin für alle Hinweise offen. Irgendwie reizt mich diese Art zu schreiben sehr.

Also, ich hoffe ihr findet daran etwas.


------

Die zu alte Weisheit

Was mich befleckt, als das all zu schöne Leben,
tüpfelt auch den grausigen Schatten,
was wir haben und niemals hatten,
nie genommen, sanft gelegentlich gegeben.

Können wir es jemals stemmen, oder nur heben,
dem Fluch nur Pläsier zu gestatten,
oder ihn packen in viele weiche Watten,
stehen wir gar doch dumm, ohnmächtig daneben.

Liebe im Leben, in Schlechten sowie Guten,
ich muss sie halten, umarmen, wird die Liebe mir geschenkt,
sie geht nicht verloren, will ich doch vermuten.

Wir sind Menschen dank ihr, ein wenig zu fest in sie verrenkt,
wir Lieben im Wir, tausend Falten und Nuten,
wollen wir es bleiben, dann nur viel tiefer in sie versenkt.

------


MfG Heinrich Spatz



P.S.: Ja, das Wort hat absichtlich nur ein t
HeinrichSpatz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2008, 13:08   #2
Tamiflu
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 129

Hallo Heinrich Spatz,

die sonette haben es dir angetan. nun bietest du hier zwei quartette und zwei terzette mit dem reimschema abba-abba-cdc-dcd. soweit so gut.

in der S2 stimmt die silbenanzahl nicht. die metrik funktioniert auch nicht m. e., doch vielleicht findet sich ein experte, der sich da besser auskennt.

zum titel: hier schon die erste irritation, eine weisheit die zu alt ist, hat sich überlebt, das stünde dann aber im inhaltlichen gegensatz zu deinem gedicht.

zum gedicht:
es geht um die liebe, dass ist schnell nachvollziehbar, doch weshalb verwendest du eine derart extrem gestelzte sprache (siehe gerade die strophe 1), die nicht auf den punkt kommt und auch keinen roten faden erkennen lässt, geschweige denn atmosphäre entstehen lässt.

Zitat:
Was mich befleckt, als das all zu schöne Leben,
tüpfelt auch den grausigen Schatten,
grammatikalisch verschroben und in der wortwahl vergriffen. "tüpfelt den grausigen schatten"- entschuldige bitte, aber das klingt für mich in der zusammenstellung dann nur noch kitschig.

und das ist das problem des gesamten gedichtes, man gewinnt den eindruck, du wolltest die sprache klassischer sonettdichter in dein gedicht einbauen, deshalb auch die verdrechselte sprache.
Zitat:
dem Fluch nur Pläsier zu gestatten
für mich klingt das furchtbar.

Zitat:
oder ihn packen in viele weiche Watten,
stehen wir gar doch dumm, ohnmächtig daneben.
und hier z.b. werden formulierungen zusammengezimmert, um dem reim genüge zu tun.

Zitat:
wir Lieben im Wir, tausend Falten und Nuten,
wollen wir es bleiben, dann nur viel tiefer in sie versenkt.
lieben klein schreiben. die falten und nuten ergeben für mich hier inhaltlich überhaupt keinen sinn.

zum reim selbst:
leben/gegeben /heben/daneben

Schatten/ hatten / gestatten/ Watten

sind keine schönen reimpaare.

sich an sonetten zu üben, kann ja durchaus interessant sein, doch nicht jede übung sollte publik gemacht werden.

das war eine grobe einschätzung, vielleicht sehen andere es anders, aber für mich ist das sehr mißlungen und vielleicht solltest du diese form des gediches meiden.
sonett kommt von sonare (klingen), wird also auch als klanggedicht bezeichnet, davon ist dieses gedicht für mich weit entfernt.

lg tamiflu
Tamiflu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2008, 13:52   #3
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

hallo heinrich,

"Was ihr hier nun lesen dürft, ist der erste Versuch meiner seits, ein Sonett zu schreiben," - es ist mir schleierhaft, warum immer wieder leute sich zu alten formen zwingen, wenn gerade dies die kreativität bremsen kann.

"weshalb ich mir ein einfaches Thema gesucht habe." - liebe als einfaches thema, soso. diese einstellung führt zu naiven, kitschigen gedichten, sodass du lieber besser alle themen mit der gleichen sorgfalt anpackst und versuchen solltest, vielschichtig zu schreiben.

ach, noch was, da ich tamiflus "in der S2 stimmt die silbenanzahl nicht. die metrik funktioniert auch nicht" lesen durfte: wir befinden uns, ob wir es glauben wollen oder nicht, in einer zeit nach shakespeare und petrarca, sodass wir neues in alte formen und umgekehrt etc. bringen können. ein beispiel: ulla hahns anständiges sonett (hier keine frage des mögens, sondern der möglichkeiten).

"Die zu alte Weisheit"

ein titel, der sich dank der 'weisheit' eigentlich nur für humorige gedichte eignet, da solche für zyniker wie mich nur selten bei edeka zu finden sind. aber ich bin gespannnt, das 'zu' hat meine aufmerksamkeit erregt. vielleicht ein guter anfang, wenn da nicht das gedicht wäre.

"Was mich befleckt, als das all zu schöne Leben,
tüpfelt auch den grausigen Schatten,"

erst einmal hat tamiflu vollkommen recht, der satzbau ist dank reimzwang schauerlich schwer zu durchschauen (und spätestens nach zwei strophen will mein hirn implodieren). du solltest das straffen, nicht unnötig verschwurbeln, da sich 1. andere reime finden und 2. das gedicht zugänglicher, der gedankengang klarer wird.
befleckung ist tief in unserem religiösen denken verankert, sünde, das zu schöne leben, im gegensatz zu einer reineren liebe (das meinst du dann wohl als gegenteil zum pläsier), doch ist dies nich- ach, ich geb auf, ich seh hier zeilen, aber mein hirn verweigert mir die passenden verknüpfungen, das blut flieht aus dem schädel. kein wunder, dass tamiflu kaum was sagt und nach jedem zweiten satz ne zeile abstand lässt.

es ist wohl irgendwas mit liebe und besser zu lieben, als nur sex zu haben and all you need is love, aber nicht zu sehr oder so, doch kann ich ehrlich nicht die ersten drei strophen ertragen.

und #1: schwäbisches heben?

und #2: tut mir leid.

gruß. the fat.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2008, 14:58   #4
HeinrichSpatz
 
Dabei seit: 01/2008
Beiträge: 130

Danke für eure Mühe

Vielleicht hätte ich noch mal ne Runde drüber pennen sollen. Mir kam es eigentlich gar nicht so schlecht vor, die alte Selbstverständnissfalle, klar verstehe ich was ich meine.

Die Liebe ist leicht und schön, doch auch eine Last und sie hinterlässt Narben in uns. Sie macht uns zum Menschen, doch wir sind zu sehr mit ihr verkrampft, als das wir uns wirklich in sie sinken lassen könnten.



Ich habe daraus etwas gelernt, darauf kommt es an, um mich weiter zu entwickeln. Darum bin ich auch für diese harten Worte daknbar.

Zum Titel. Es geht dabei schlicht darum, das diese ganze Liebesgeschichte schon so abgekaut ist, wie der Knochen von meinem alten Köter. Es ging darum etwas zu haben, um es zu probieren, ich hätte auf die Eingebung, wie man es so schön nennt, warten sollen. Das Ergebnis sehen wir dort.
Es ging eben vor allem erst einmal darum, die Form irgendwie hin zu bekommen.

Mal sehen ob ich dabei bleibe, oder es passend für mich gestalte. Die alten Fesseln, kann man ruhig auch einmal Neu binden.

Nun gut, noch einmal danke an euch.
HeinrichSpatz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2008, 10:30   #5
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

zunächst an fat:"es ist mir schleierhaft, warum immer wieder leute sich zu alten formen zwingen, wenn gerade dies die kreativität bremsen kann". -
du sagst es selbst! - :"bremsen KANN", nicht "MUSS". außerdem gibt es in den bereichen dieses forums, in welchen es um eine unvoreingenommene rückmeldung/kritik zu eigenen texten/gedichten geht, weitaus interessantere dinge zu besprechen, als das, was dir "schleierhaft" erscheint... solche sätze an den anfang eines kommentars zu setzen, hat meines erachtens keine andere motivation, als suggestive wirkungen bei unerfahrenen autoren zu erreichen.

heinrich spatz, sicher hat fat of the land damit recht, dass ein sonett heute nicht mehr in jedem fall so formstreng konstruiert werden muss, wie das beispielsweise noch in der renaissance-lyrik der fall gewesen war. allerdings ist diese bemerkung trivial und ich glaube kaum, dass dir das neu ist(?) - er (fat) verweist noch auf ein berühmt/berüchtigtes gedicht von ulla hahn als beispiel dafür, wie achselzuckend autoren heute mit tradierten formen, wie es das sonett eines ist, umgingen. -

aber! ulla hahns gedicht stellt gewiss nicht ihren ersten versuch dar, den sie so "eben mal", ohne an ihm gearbeitet zu haben, in die öffentlichkeit entließ. - solltest du dich tatsächlich mit diesem gedicht auseinander setzen, reflektiere es nicht bloß werk-immanent... das würde nämlich in diesem fall zu nichts führen. die pointe des textes (von der autorin sehr bewusst gesetzt) ist es gerade, eine zu der zeit der veröffentlichung geführten debatte um ein wiederaufleben alter formen in der gegenwarts-lyrik zu ironisieren, der titel macht dieses anliegen bereits überdeutlich: "anständiges sonett". - diese koketterie steht nun in einem krassen widerspruch zur formalen umsetzung, und genau diese (irritierende) wirkung ist es, die frau hahn so kunstfertig hat erzielen wollen und können. -

was das abzählen von silben anbelangt... ich würde dir davon gerne abraten! das silbenzählende prinzip in den versmaßen stammt aus der romanischen literatur und eignet sich für die prosodie deutscher lyrik... schlecht... orientiere dich, wenn ich dir den tipp geben darf, an einer regelmäßigen verteilung von betonungen; das beträfe sowohl die schwere einzelner silben, als auch die ihnen manchmal gegenüber stehenden wort- und satzakzente. wenn dir das zu schwer verständlich war, bzw. wenn ich es nicht geschafft haben sollte, dir in diesen paar sätzen, eine grundlage des metrischen verständnisses deutscher lyrik zu geben, so ist das nur selbstverständlich. an diesem anspruch muss man scheitern! - vielleicht entwickelt sich ja mal eine diskussion in einem der dafür vorgesehenen threads... vielleicht bist du auch interessiert an literaturempfehlungen, was einen einstieg in die verslehre anbelangt?
sollte dem so sein, lass es mich wissen!

fazit:
selbstverständlich fungieren tradierte formen nicht als starres korsett, sondern dürfen durch innovative dichter aufgelöst und weiterentwickelt werden. allerdings steht und fällt der künstlerische wert solcher arbeiten damit, in wie weit das bewusstsein darüber vorhanden ist, was man tut...


Grüße, Drehrassel
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2008, 11:12   #6
vulcanus_rubin
 
Dabei seit: 02/2008
Beiträge: 56

hallo,

ich habe mich gefreut, hier auch mal wieder ein sonett zu finden, weil ich ein faible für die "alten formen" habe und man so selten gute sonette liest.

dieses hier konnte aber leider auch nicht überzeugen.

rein formal stimmt zwar die aufteilung in quartette und terzette und auch das reimschema ist ein gängiges. Die silbenzahl der verse aber stimmt nicht, in sonetten hat jeder vers 10 bzw 11 silben, je nach kadenz.

die rhythmus holpert in deinem text doch arg, die worte wirken sehr ins sonett-korsett gepresst, der text scheint dadurch insgesamt sehr wirr und anachronistisch.

die einfachen, altbekannten reime helfen da auch nicht, zumal es den von dir verwendeten bildern ebenso an innovativität fehlt. die habe ich alle irgendwo schonmal gelesen.

die "alten formen" haben meiner meinung nach ihren reiz, aber vielleicht solltest du dich vor der verwendung wirklich mit der verslehre vertraut machen, diesem text fehlt auch generell noch das gefühl für die metrik und die melodie der worte.

lg, rubin
vulcanus_rubin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2008, 11:51   #7
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

vulcanus rubin: dir ist im großen und ganzen zu zu stimmen...

nur: die silbenzahl beträgt bei sonetten, welche in endecasillabi verfasst werden in ihrer deutsch sprachigen variante deswegen elf silben, weil es sich um fünf jamben handelt, nicht weil die zahl elf als silbenmenge gefordert würde... in der italienschen lyrik ist das anders... "endecasillabi" heißt ja übersetzt: "elf silben(-vers)"

außerdem - müssen aber sonette nicht in endecasillabi (vers commun) verfasst sein. im barock zum beispiel waren die allermeisten sonette in alexandrinern verfasst (gryphius)... in diesem fall verfügt eine verszeile über 12 bzw. 13 silben.

es gibt auch tochäische sonette (das wären dann bei fünf hebungen 10 und 9 silben), daktylische... und... und... und...

am geläufigsten ist aber - da hast du recht - jene ausprägung mit fünf hebigen jamben...

bis bald,
drehrassel
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2008, 12:04   #8
vulcanus_rubin
 
Dabei seit: 02/2008
Beiträge: 56

warum es sich um 10/11 silbige verse handelt, habe ich doch gar nicht thematisiert.

aber du hast recht: es müssen nicht 11 silben sein, wichtig ist aber, dass zwischen den versen eben je nach kadenz nur ein unterschied von einer silbe besteht und sich ein rhythmus konsequent durch den text zieht. und das ist hier so oder so nicht der fall. (aber da sind wir uns ja, denke ich, einig.)
vulcanus_rubin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2008, 12:13   #9
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

"in sonetten hat jeder vers 10 bzw. 11 sliben, je nach kadenz" (vulcanus rubin) - .

vulcanus rubin, ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass dem deswegen nicht so ist, weil es auch sehr viele andere sonette gibt, als solche, die in fünf hebigen jamben verfasst sind.

aber nun schluss damit! ich glaube, das ist geklärt.
in allem andern, was du sagst, gebe ich dir - so pauschal, wie du es benennst (rhyhtmus, bilder und dergleichen) - soweit recht.

drehrassel
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die zu alte Weisheit




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.