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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 18.09.2011, 15:49   #1
Thing
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Standard Im Vorübergehen

Nach Ernte ruft das Korn.
Die Gerste senkt die Granne,
Der Hafer winkt nach vorn
und sprack sind auch die Gräser.

durch die der Grillen Bläser
in aller Hitzen Banne
zum Mittag und zum Abend rufen.

Der Roggen, unter Ochses Hufen,
läßt noch eine Flöte stehn
für nahen Herbstes Wind,

der jetzt noch Sommerkind.
Heut - im Vorübergehn -
hab ich die Flucht gesehn,
der wir anheimgegeben sind.

Wie Weizen: stumm und blind.
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Alt 18.09.2011, 16:46   #2
männlich Erich Kykal
 
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HI, Rom!

Wunderbare Zeilen, Teifgang pur, und gut folgbar, trotz "seltsamen" Reimschemas. Einige Details:


Nach Ernte ruft das Korn.
Die Gerste senkt die Granne,
Der Hafer winkt nach vorn
und sprack sind auch die Gräser. "sprack" - kenn ich nicht. Lokalkolorit ist schön, aber mit der Entfernung wächst Unverständnis. Auch ist es ein sehr hartes Wort - zu hart füt Lyrik! Alternative: dürr. Nach Gräser bitte Komma.
durch die der Grillen Bläser
in aller Hitzen Banne
zum Mittag und zum Abend rufen. Hier nur "zu Mittag" - liest sich schöner (kein M-Prall) und vermeidet Wortwiederholung.

Der Roggen, unter Ochses Hufen,
läßt noch eine Flöte stehn
für nahen Herbstes Wind,

der jetzt noch Sommerkind.
Heut - im Vorübergehn -
hab ich die Flucht gesehn,
der wir anheimgegeben sind.

Wie Weizen: stumm und blind.

Logischer Fehler: Der Grillen Bläser? Grillen zirpen mit den Hinterbeinen. Das hört sich nicht mal wie ein Blasinstrument an!

Besonders die Conclusio vermag zu beeindrucken - ein sehr tiefschürfender Vergleich, ein sehr nachdenklich stimmendes Bild, resignativ, aber ohne Bitternis. Sehr genossen!

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.09.2011, 09:42   #3
Thing
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Halli Hallo, eKy -

zuerst:
"Sprack" bedeutet vollreif. Kurz vorm Platzen.
(Sprack der Pastinak in Regent Saturn/ schönstes Gedicht aller Zeiten!!!),

die anderen Anregungen laß ich mir gründlich durch den Kopf gehen.
Hab Dank!
Das Gedicht ist ja nur ein kleiner Wicht...


Thing
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Alt 19.09.2011, 10:21   #4
männlich Erich Kykal
 
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Beiträge: 876

Wie wär's mit:

"und voll sind alle Gräser." Würde auch längenmäßig optimal passen, wenn ich nicht irre.

Dehr schön: Der Satz davor! "Der Hafer winkt nach vorn" Schlicht, aber sehr bildermächtig!

LG, eKy
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Alt 20.09.2011, 01:41   #5
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Standard Im Vorübergehn

Lieber Thing,
ein beinahe wehmütiges Gedicht, das an die Vergänglichkeit erinnert. Schwer tu ich mich auch mit dem "Bläservers". Aber insgesamt: Ein gelassenes, wissendes Vorübergehn, ein sehr schönes Stimmungsbild!
Liebe Grüße,
Heinz
PS.
Vielleicht auch durch Dich angeregt, habe ich auch mal ein Katzen-, besser: Katergedicht geschrieben.
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Alt 20.09.2011, 06:42   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Nach Ernte ruft das Korn.
Die Gerste senkt die Granne,
Der Hafer winkt nach vorn
und sprack sind auch die Gräser.
Mir gefällt es, mit Wörtern konfrontiert zu werden, die ich noch nicht kannte. In diesem "sprack" steckt viel Charakter, und wenn es eine klare Bedeutung hat, ist es kaum zu ersetzen. Es gibt der ersten Strophe, die ohnehin schön ist, eine besondere Note.

LG
Ilka-M.
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Alt 20.09.2011, 10:12   #7
Thing
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Das noli-me-tangere oder Springkraut ist auch d a n n sprack, wenn es bei der leisesten Brührung explodiert.


Danke für Deinen Kommentar, liebe Ilka-Maria!


Thing
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Alt 20.09.2011, 12:29   #8
männlich Günter Mehlhorn
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Ort: Berlin
Beiträge: 792

Also Romu.
Det jefällt sojar mir unbedarftem Reimer.
L.G. Jünta.
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Alt 20.09.2011, 20:51   #9
Thing
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Beiträge: 34.998

Günter,


Du treue Seele -


hab Dank
von
Thing!
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