2.862 °C

[Nöck]

Das Stahlwerk schläft im Dunst der Nacht,
nur hier und da ein leises Zischen.
Es kriecht und krabbelt in den Nischen
und Staub bedeckt die Eisenstreben.
Der Tag erweckt das Werk zum Leben,
die Öfen werden neu entfacht.
Es riecht verbrannt nach Koks und Schwefel.

Ein Laufkran surrt, es hämmert, dröhnt,
die Hitze lässt die Luft vibrieren.
Ich zerre dich auf allen Vieren
hinauf zur Bühne, hin zum Glühen
wo Eisen kocht und Funken sprühen.
Du hast mich nicht umsonst verhöhnt,
und nun bezahlst du für den Frevel.

Ein letzter Blick, ein kleiner Stoß,
es faucht die Glut, ich bin dich los.

[Cornelius]

Huch...wen oder was hast Du in die Glut gestoßen, lieber Nöck? Hoffentlich nicht das Blatt Papier, auf dem dieses Gedicht geschrieben stand? Aber immerhin ist es jetzt hier im Forum...

Glühende Grüße
Cornelius

[Nöck]

Grüß dich Cornelius,

du interessierst dich also brennend dafür, wen oder was das LI die Stufen hinauf gezerrt und wie einst im Film Alien 3 dem Schmelzofen übergeben hat? Es ist das, was DU denkst!

Danke, dass du dich mit meinem Gedicht beschäftigt hast.

Heiße Grüße
Nöck

[Ilka-Maria]

Zitat von Nöck

Es ist das, was DU denkst!

Ich habe es befürchtet!

Zitat von Nöck

... wen oder was das LI die Stufen hinauf gezerrt und wie einst im Film Alien 3 dem Schmelzofen übergeben hat?

Mit dieser Szene am Ende des Films hatte ich dein Gedicht ebenfalls assoziiert. Aber Ripley wurde nicht gestoßen, sie sprang selber. So habe ich es in Erinnerung.

Denken musste ich allerdings auch an die ehemaligen Schlachthöfe von Chicago, wo unter unmenschlichen Bedingungen gearbeitet wurde und es wiederholt vorgekommen sein soll, dass ein unvorsichtiger Mitarbeiter auf den fettigen Laufstegen ausrutschte, in einen der Kessel fiel und mitverwurstet wurde.

Die Versformen deines Gedichts gefallen mir gut, das ist eine Abwechslung von den meistens verwendeten Paar- und Kreuzreimen.

LG
Ilka

[MonoTon]

Ebenso gefühlt jeder Terminator-Film
oder Hänsel und Gretel. (scherz) obwohl ne Muskelbepackte Stahlwerk Hexe schon lustig wäre.

Ja stimmt, Ripley sprang freiwillig, da sie verhindern wollte das Weyland Corp sie mitsamt Inhalt lebend bekommt.

[Heinz]

Lieber Nöck,
ein wortstarkes Gedicht, das mir sehr gut gefällt!
Liebe Grüße,
Heinz

[Georg C. Peter]

Zitat von Nöck

Ich zerre dich auf allen Vieren
hinauf zur Bühne, hin zum Glühen
wo Eisen kocht und Funken sprühen.
Du hast mich nicht umsonst verhöhnt,
und nun bezahlst du für den Frevel.

Ein letzter Blick, ein kleiner Stoß,
es faucht die Glut, ich bin dich los.

PS:
Dies war der letzte ihrer Tage
meiner unheilvollen Waage...

Lieber Nöck,

bin begeistert, Du bist ein wahrer Meister hier im Forum.
Da ich Dich im Grunde für einen netten Menschen halte,
habe ich mir erlaubt, ein "harmloses PS" anzufügen...

Grüße von Georg

[Nöck]

Hallo Ilka,

Zitat von Ilka-Maria

Aber Ripley wurde nicht gestoßen, sie sprang selber.

Das ist korrekt und es freut mich, dass dir die Versform gefällt.

Nöck


Hallo MonoTon,

Zitat von MonoTon

obwohl ne Muskelbepackte Stahlwerk Hexe schon lustig wäre

Wer weiß, was sich nachts so alles in den unübersichtlichen und dunklen Stätten herumtreibt.

Nöck


Lieber Heinz,

wenn das Gedicht auch dir gefällt, habe ich wohl alles richtig gemacht.

Gruß Nöck


Lieber Georg,

Zitat von Georg C. Peter

Dies war der letzte ihrer Tage
meiner unheilvollen Waage...

Du bist ein sehr aufmerksamer Leser, kann es sein, dass du auf ein kaum beachtetes Gedicht von mir anspielst?

Dein PS ist spitze!

Gruß Nöck

[Georg C. Peter]

Zitat von Nöck

Lieber Georg,
Du bist ein sehr aufmerksamer Leser, kann es sein, dass du auf ein kaum beachtetes Gedicht von mir anspielst?
Dein PS ist spitze!
Gruß Nöck

Lieber Nöck,

danke für das Lob.

Bei mir dreht sich das halbe Leben um das Essen und um die anschließende Reue...

Aber Du hast Recht! Die Waage gab es schon mal bei Dir.
Beim Titel musst Du mir allerdings auf die Sprünge helfen.

Ein schönes Wochenende wünscht
Georg

[Nöck]

Lieber Georg,

Zitat von Georg C. Peter

Bei mir dreht sich das halbe Leben um das Essen und um die anschließende Reue...

Ja, das ist ein Teufelskreis. Das Gedicht auf das ich anspielte, heißt "Wir Zwei", zu finden unter "Gefühlte Momente und Emotionen".

Dir auch ein schönes Wochenende
Nöck

[DieSilbermöwe]

Hallo Nöck,

ich habe jetzt extra mein Buch „Lexikon lyrischer Formen" von Otto Knörrich hervor gekramt, um die Versform zu bestimmen.

Umarmender Reim? Trifft es nicht wirklich ...

LG DieSilbermöwe

[Georg C. Peter]

Zitat von DieSilbermöwe

Hallo Nöck,

ich habe jetzt extra mein Buch „Lexikon lyrischer Formen" von Otto Knörrich hervor gekramt, um die Versform zu bestimmen.

Umarmender Reim? Trifft es nicht wirklich ...

LG DieSilbermöwe

Ich würde es als einen vierhebigen Trochäus mit "Auftakt", also einer weiteren, an den Anfang der jeweiligen Zeile gestellen Silbe bezeichnen.

Andere Meinungen?

Grüße von Georg

Das Stahlwerk schläft im Dunst der Nacht,
nur hier und da ein leises Zischen.
Es kriecht und krabbelt in den Nischen
und Staub bedeckt die Eisenstreben.
Der Tag erweckt das Werk zum Leben,
die Öfen werden neu entfacht.
Es riecht verbrannt nach Koks und Schwefel.

xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx

[MonoTon]

Umarmender Reim? Trifft es nicht wirklich ...

Ich würde raten und es unter Schweifreim oder Verschränkter Reim einordnen, aber mehr im Schweifreim, der hinzu einen Strophenübergreifenden Paarreim an die Enden stellt. Zu Formen sage ich nichts weiteres.

Lg Mono

[Heinz]

Lieber Georg,
verzeih, wenn ich ein bisschen spöttisch bemerke: So gestaltete Verse (xXxX...) nenne ich eigentlich Jamben, es sei denn, wir bezeichnen Trochäen (XxXx...) als Jamben ohne Auftakt.

Liebe Silbermöwe,
lass Dich nicht von MonoTon verwirren. Wenn einem Paarreim ein umarmender Reim folgt, spricht man von einem Schweifreim. AA-ABBA.
Nöck nimmt sich die Freiheit, seine Verse in anderer Weise mit Reimen enden zu lassen und der vermeintlichen Waise (Schwefel) lässt er einen Zwilling (Frevel) folgen.
Mir gefallen solche Spielereien und mach daraus keine monotonische Semesterarbeit.

Liebe Grüße,
Heinz

[MonoTon]

Ich könnte Hallo schreiben und man rät anderen nicht auf mich zu hören, nur um danach das selbe zu schreiben.

Ich habe niemanden verwirren wollen.
Ich habe lediglich mit geraten.
Zudem braucht ihr keine Angst mehr haben dass ich hier zu viel schreibe.
Im übrigen haben wir bald Juli, nur so am Rande

[DieSilbermöwe]

Danke für eure Hinweise

Die Sache mit dem Auftakt hatten wir schon mal, als ich im Forum neu war.

Interessant wäre, was Nöck selbst dazu sagt ....

[Georg C. Peter]

Zitat von Heinz

Lieber Georg,
verzeih, wenn ich ein bisschen spöttisch bemerke: So gestaltete Verse (xXxX...) nenne ich eigentlich Jamben, es sei denn, wir bezeichnen Trochäen (XxXx...) als Jamben ohne Auftakt.

Lieber Heinz,

danke für die Aufklärung!

die jeweils ersten Worte der Zeilen erschienen mir ein wenig wie „Füllworte“.
Daher grübelte ich darüber, ob es nicht doch Tröchäen mit Auftakt sind.

Aber: Wenn man meine Bedenken außer auch lässt, hast Du natürlich Recht:
Es sind Jamben!

Rhythmisch untadelige Grüße von Georg