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Alt 16.09.2008, 17:56   #1
Bungi
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 2


Standard [Ohne Titel] Der letzte Tag

Ich bewege mich langsam, abwartend über das Feld. Alles hier sieht normal aus, das Gras ist relativ hoch, es reicht mir bis zu den Knien, und überall auf dem Feld stehen vereinzelt ein par Büsche und Bäume.
Doch der Schein täuscht, ein falscher Schritt, ein zu lautes Geräusch und einer der Alpträume könnte erwachen. Und das will ich nicht, ich hänge schließlich an meinem Leben. Kaum hörbar setzt mein Fuß auf dem Boden auf und ich durchstreife, leicht geduckt, das Feld. Urplötzlich ertönt ein knistern und ich bleibe stehen.
Selbst durch meinen dicken Anzug und meine Gasmaske hindurch kann ich es klar hören. Der Geiger-Müller-Zähler knistert, was mich auf eine verstrahlte Gegend hinweist. Ich greife an meinen Gürtel und richte meinen Blick auf den Zähler. Es ist keine allzu große Strahlung, mein Anzug wird mich ausreichend davor schützen.
Also gehe ich weiter, nun jedoch noch vorsichtiger, denn die verstrahlten Gebiete sind am gefährlichsten. Hier entstehen sie, die Alpträume. Als ich in den Himmel hinaufblicke schrecke ich zusammen, es wird dunkel. Ich habe nicht mehr viel Zeit und sollte ich mich hier noch im Dunkeln aufhalten wären meine Tage gezählt. Ich riskiere es, schneller zu laufen. Wenn ich dieses Tempo beibehalte, dann werde ich das Lager noch früh genug erreichen.
Vorsichtshalber lasse ich während ich vorwärts laufe meinen schweren Rucksack von meinem Rücken in meine Hand gleiten, krame kurz darin herum, bis ich die Pistole gefunden habe. Es ist ein alter Colt mit nur sechs Schuss, jedoch muss er ausreichen. Wenn mich ein Alptraum entdeckt sind meine Überlebenschancen sowieso nicht sehr hoch. Ich stecke den Colt in meinen Gürtel – wieso hatte ich ihn nicht schon vorher dort? Ein unverzeihlicher Fehler – und schrecke zusammen, als ein unmenschliches gurgeln zu meiner rechten ertönt.
Der Geiger-Müller Zähler beginnt laut zu knistern und ehe ich mich umgedreht habe springt ein riesiger Schatten auf mich zu. Scharfe Krallen bohren sich in meine Arme und ich kann einen Schrei nicht unterdrücken. Ein harter Aufschlag auf dem Boden, das Wesen landet auf meinem Brustkorb und ich spüre wie meine Lungen zusammengedrückt werden und höre ein lautes knacken, gefolgt von einem stechenden Schmerz in meiner Seite.
Nun erkenne ich, was dort auf mir steht. Es ist die grausame Karikatur eines Hundes. Riesige Fangzähne ragen aus seinem Maul, neben denen sich lange Speichelfäden gebildet haben. Er hat pechschwarzes Fell, das an einigen Stellen ausgerissen ist. Ich kann Narben, die von kämpfen zeugen, erkennen. Der Alptraum ist erwacht.
Panik packt mich und ich versuche wild um mich schlagend von der Bestie weg zu kriechen. Da diese jedoch auf meinem Brustkorb steht sind meine Versuche vergebens. Meine Hand schnellt zu der Pistole an meinem Gürtel, doch ich bekomme lediglich meinen Gürtel zu fassen. In genau diesem Moment fährt der Kopf des Hundes auf mich herab und ich schaffe es gerade rechtzeitig, mich ein wenig zu drehen. Schmerzen durchzucken meine Schulter, als sich die riesigen Fangzähne mühelos durch die Schutzkleidung bohren und in meinem Fleisch vergraben. Ich Schreie. Verzweifelt versuche ich noch immer dem Ungetüm auf meiner Brust zu entkommen, doch ich schaffe es nicht.
Nicht einmal mehr Schreie entrinnen jetzt noch meinem Mund, es ist lediglich ein ängstliches Keuchen. Dann entdecke ich die Pistole. Sie liegt nicht weit von mir entfern, ihr Kolben ragt aus dem Gras. Meine Hand tastet nach der Waffe, während ich in die rot glühenden Augen des Alptraumes schaue. Ein kalter Schauer jagt über meinen Rücken. Der Alptraum scheint mich interessiert zu betrachten. Ich werde zunehmend benommener, müde.
Dann spüre ich den Kolben der Waffe, ziehe sie hoch, grade als die Bestie ihr Maul für einen weiteren tödlichen Angriff öffnet. Ich halte die Waffe direkt vor ihren mutierten Schädel, unsere Blicke treffen sich ein letztes Mal. Der Kopf des Alptraumes schnell nach vorne, ich drücke ab. Einmal, zweimal, dreimal, solange bis ich nur noch das klicken des leeren Magazins höre. Gewebestücke und Blut der Bestie spritzen auf meine Gasmaske, meinen Schutzanzug und die offenen Wunden, als der Kopf des Hundes durch die Schüsse in Fetzen gerissen wird. Sein schwerer Körper fällt leblos auf mich, ich werde ein weiteres Mal von seinem Gewicht zu Boden gedrückt.
Mit einer letzten Kraftanstrengung drücke ich die Überreste des Alptraums von meinem Körper. Meine Hände graben sich in den von Blut getränkten Staub als ich mich mühevoll aufstemme. Ich schwitze am ganzen Körper und meine Kräfte scheinen mich zu verlassen. Mir wird schwindelig. Plötzlich ertönt ein Heulen aus dem hohen Gras. Als ich meinen Kopf drehe, erkenne ich drei weitere hundeartige Gestalten. Noch mehr Alpträume. Ein passender Name. Einer der Alpträume hat zwei hässliche geifernde Köpfe, ein anderer sechs Beine, der dritte sieht fast normal aus. Ich fühle keine Angst, auch der Schmerz lässt nach. Es ist fast so als würden sich die Alpträume in Zeitlupe bewegen.
Einer scheint sich zum Sprung bereit zu machen, während mich die anderen umzingeln. Mit großer Anstrengung – die plötzlich einsetzende Müdigkeit macht mir arg zu schaffen, alles ist verschwommen – hebe ich meinen Arm abwehrend vor mein Gesicht. Das sechsbeinige Ungeheuer stößt sich von der Erde ab und segelt in seiner scheußlich mutierten Form auf mich zu. Ich sehe wie sich das Maul öffnet, Speichel regnet auf mich nieder, dann spüre ich Zähne in meinen Hals eindringen. Ein schrecklicher Schmerz rast durch meinen Körper, in jedes Glied. Ich schreie und schreie. Dann ist alles aus, liebevolle Dunkelheit empfängt mich. Der Alptraum hat ein Ende.


---doppelpost von el_hefe zusammengefügt---



Ich würde mich über Kritik wirklich sehr freuen.
Sollte die Geschichte schlecht sein, dann sagt es mir bitte!
Also, ich hoffe dann mal auf einige -vielleichtt kritische- Worte.

Nur zu (;
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