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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 04.10.2023, 10:19   #1
männlich Krusty
 
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Standard Krieg

Es herrscht mal wieder Krieg, und jeder will den Sieg.

Soldaten marschieren, Panzer manövrieren, blutige Leichen, die Strassen zieren.

Generäle beraten, während Manche ihr Land verraten.

Töten wird erlaubt, wer flieht wird seiner Ehre beraubt.

Das Vaterland erfüllt mit Stolz, die Belohnung ist ein Kreuz aus Holz.

Der Einzelne, er zählt nicht mehr, wird austauschbar im grossen Heer.

Seit 5000 Jahren derselbe Scheiss, wir drehen uns immer wieder im Kreis.

Und morgen an einem anderen Ort, ein neuer Krieg, ich geb dir mein Wort.
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Alt 04.10.2023, 10:48   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Krusty Beitrag anzeigen
... Panzer manövrieren, blutige Leichen, die Strassen zieren.
Ernsthaft?

Leichen als "Zierrat" städtischer und ländlicher Straßen? Panzer manövrieren, weil sie offensichtlich ein Eigenleben haben und selber über ihren Einsatz entscheiden? Dann sind Generäle und Offiziere ja fein aus dem Schneider, denn was immer passiert: Sie können nichts dafür.

Zynischer geht es nicht mehr.

Von wessen Perspektive ist hier eigentlich die Rede: von der Sicht des Angreifers oder der Sicht des Verteidigers? Nun ja, man kann es sich einfach machen und ein paar triviale Allgemeinplätze aneinanderreihen. Das erspart eine detaillierte Analyse und Kritik.
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Alt 06.10.2023, 13:07   #3
männlich Nordasche
 
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Standard Wehrkraftzersetzung

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Von wessen Perspektive ist hier eigentlich die Rede:
So wie ich das sehe: die Perspektive eines Soldaten, der nicht freiwillig an einem Krieg teilnimmt.

Zynismus ist für so einen Menschen wahrscheinlich überlebensnotwendig oder soll ein Soldat bei jedem Toten, den er sieht, an dessen verpasstes Leben und die trauernden Angehörigen denken?

Tatsächlich fehlen in Krustys Gedicht rechtliche und moralische Argumente, die einen Krieg rechtfertigen könnten. Ich habe sie nicht vermisst.

LG Nordasche
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Alt 06.10.2023, 13:28   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Nordasche Beitrag anzeigen
Zynismus ist für so einen Menschen wahrscheinlich überlebensnotwendig oder soll ein Soldat bei jedem Toten, den er sieht, an dessen verpasstes Leben und die trauernden Angehörigen denken?
Möglich, dass Zynismus im Krieg hilft, ihn auszuhalten; dass eine Notwendigkeit dafür besteht, bezweifle ich jedoch. Ich wüsste nicht, weshalb Krieg an Zynismus gekoppelt sein sollte, als wäre dies ein symbiotischer Automatismus.

Woran der Anblick eines gewaltsam zu Tode gekommen Menschen erinnert, ist hier gar nicht die Frage, sondern es geht darum, was der Autor sich bei seinen Versen gedacht hat. Ich finde es schlicht despektierlich und geschmacklos, "blutige Leichen" als "Zierrat der Straßen" zu bezeichnen, als handele es sich um dekorative Schmuckstücke. Wie roh muss man als Autor sein, um so einen Ausdruck zu verwenden? Und wie roh als Leser, so einen Ausdruck zu verteidigen?
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Alt 07.10.2023, 11:15   #5
männlich Krusty
 
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Hallo, vielen Dank für die Kritik.

Mir war leider nicht bewusst, wie zynisch, die Formulierung ist. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich wollte keinesfalls die Gefühle von jemandem verletzen. Meine Absicht war vielmehr die Absurdität und Sinnlosigkeit des Krieges einzufangen. Dies aus einer beobachtenden Position.
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Alt 07.10.2023, 17:21   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Krusty Beitrag anzeigen
Mir war leider nicht bewusst, wie zynisch, die Formulierung ist.
Hallo, Krusty,

du hast keine Gefühle verletzt, jedenfalls nicht meine. Ich finde lediglich die Bezeichnung "zieren" in deinem Kontext für verfehlt (wie leider das gesamte Gedicht den Krieg eher verharmlost, anstatt ihn anzuprangern, wie es wahrscheinlich beabsichtigt gewesen ist). Das ist meine Sicht, die du nicht teilen musst, und deshalb brauchst du dich auch nicht zu entschuldigen.

Ich hatte mir überlegt, ob ich überhaupt Stellung beziehe, um mir nicht den Vorwurf einzuhandeln, die allgemein beliebte Empörungskultur pflegen zu wollen; aber mir waren die mit Kriegstoten dekorierten Straßen zu sehr daneben Vielleicht hängt es damit zusammen, dass mir bekannt ist, was mit den Gefallenen im zweiten Weltkrieg im winterlichen Russland an der Tagesordnung war. Dort hatte man ihre steifen Körper wie Bretter auf den Straßen aneinandergereiht, um den matschigen Boden mit Panzern befahren zu können. Irgendwo in den Tiefen dieses Forums muss noch ein Gedicht von mir schlummern, in dem dieses Gesicht des Krieges verarbeitet ist.

Lass den Kopf nicht hängen. Vielleicht gibt es User, denen dein Gedicht trotzdem gefällt.

LG
Ilka
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Alt 07.10.2023, 17:29   #7
männlich Eisenvorhang
 
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Hallo Krusty,

es lohnt sich immer mal zu gucken welche Literatur es zum Thema gibt.
Zeitgenössisch wäre beispielsweise Serhij Zhadan!

Was die Form deines Gedichtes betrifft, liegen mir persönlich die Zeilen zu weit auseinander. Die Leserlichkeit wird dadurch für mich erschwert.

@Ilka

Deine Kritik nahm ich als Leser nicht so wahr, wie du befürchtet hast.
Wenn man sich enthält, geht so manches Wertvolle auch verloren.

Allen ein schönes Wochenende

lg

EV
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Alt 07.10.2023, 18:44   #8
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
@Ilka
Deine Kritik nahm ich als Leser nicht so wahr, wie du befürchtet hast.
Wenn man sich enthält, geht so manches Wertvolle auch verloren.
Heißt was?
Was ist das "maches Wertvolle"?
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Alt 07.10.2023, 18:46   #9
männlich Eisenvorhang
 
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Ein für den Leser wertvoller Gedankengang, den er aufschnappen kann, wenn die Leute Feedback hinterlassen. Wenn du als Kritiker dich aus Befürchtung zurückhältst, könnten dem Autor diese Gedanken verwehrt bleiben...
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Alt 07.10.2023, 19:20   #10
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ein für den Leser wertvoller Gedankengang, den er aufschnappen kann, wenn die Leute Feedback hinterlassen. Wenn du als Kritiker dich aus Befürchtung zurückhältst, könnten dem Autor diese Gedanken verwehrt bleiben...
Du meinst, der Leser könne von der Kritik profitieren? Inwiefern?

Ich bin in dieser Hinsicht vorsichtig. Nimm den aktuellen Krieg. Da gibt es Positionen an den äußersten Rändern - radikale Positionen. Dazwischen chargiert alles von den Falken bis zu den Tauben, und zwar in vielen Schattierungen.

Die sind aber alle nicht in den Krieg direkt involviert. Sie sind nicht betroffen, sondern quatschen nur über Waffenlieferungen oder Friedensverhandlungen, was beides an der Realität vorbeigeht. Erstens kann niemand Waffen so schnell produzieren, wie die Ukraine sie nötig hätte, zweitens kann niemand Verhandlungen mit jemandem (Putin) führen, der sie nicht führen will. Putin führt sie nicht, weil er sie sich nicht leisten kann, denn dann wäre er nicht mehr der starke Mann und würde weggepustet.

Es ist großkopfert, über Krieg und ideale Lösungen zu reden, wenn man die Theorie studiert hat, aber nicht selber im Krieg steckt, womöglich noch mit Verantwortung.

Wie hört sich das an: Da waren Soldaten unterwegs, um ein großes Land zu erobern. Sie schafften es bis zur Hauptstadt dieses Landes. Doch als die dort ankamen, brannte die Stadt. Die Einwohner hatten sie angezündet und waren mit allen Ressourcen geflohen. Vor allem mit den Nahrungsmitteln. Das Heer der "Eroberer", die in die Stadt einmarschiert waren, begaben sich auf den Rückzug. Es war im bitterkalten Winter. Die Soldaten erfroren und verhungerten. Sie schnitten den Pferden, die sie noch hatten, etappenweise Fleischstücke aus den Hinterbacken, um sich zu ernähren. Der Frost ließ die halberfrorenen Pferde den Schmerz nicht spüren. So ging es eine Weile, bis man den Pferdekadaver zurücklassen musste. Von der damals größten Armee der westlichen Welt kamen nur wenige Tausend zurück.

Nur ein Einsprenksel aus dem Jahr 1812.

Krieg ist eine grausige Angelegenheit. Und deshalb kann man ihn nicht nicht grausig genug schildern. Es gibt triftige Gründe, dass viele Menschen von ihren Kriegserlebnissen nicht erzählen wollen. Wie mein Vater. Aus ihm war fast nichts herauszubringen. Aber es gab Hinweise. Und die waren grauenhaft genug.
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Alt 07.10.2023, 19:27   #11
männlich Eisenvorhang
 
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Ich denke, dass alle davon profitieren können. (In erster Linie aber der Autor, wenn er denn will!)

Du kennst mich ja noch von meinen Anfängen, ich nahm mir von allem etwas mit. Später hat sich das geändert, da wurde ich eigensinniger.

Was deine Gedanken über den Krieg betrifft, stimme ich dir voll und ganz zu.
Kennst du die Gedichte von Arno Schmidt?
Sind keine Formgedichte, aber sehr metaphorisch. Kann ich nur empfehlen, sollte jeder zumindest einmal gelesen haben. Ist auf gleicher Höhe mit Meerbaum-Eisinger.

Andererseits sind Kriegsgedichte auch irgendwie wie Liebesgedichte. Unglaublich schwer zu schreiben... Ich wage mich nicht da nicht heran, fände dies anmaßend.

Lg

EV
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Alt 07.10.2023, 19:48   #12
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Andererseits sind Kriegsgedichte auch irgendwie wie Liebesgedichte. Unglaublich schwer zu schreiben...

Kann sein. Es gibt einen Kinofilm, einen Klassiker, der betitel war: "Zeit zu lieben und Zeit zu sterben." Später lautete der Titel: "Zeit zu leben und Zeit zu sterben."

Sehr aufschlussreich.

Es gibt in diesem Film eine Schlüsselszene, ziemlich am Ende, die mir unvergesslich bleibt. Aber die verrate ich hier nicht.
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Alt 07.10.2023, 20:36   #13
männlich Eisenvorhang
 
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Schaue ich mir mal an.
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Alt 08.10.2023, 03:33   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Schaue ich mir mal an.
Ich habe gerade entdeckt, dass es einen Film Mit Nicolas Cage gibt, der fast genauso heißt. Den meine ich nicht. Die Rede ist von dem US-Film von 1957/1958 mit John Gavin und Lilo Pulver (Regie Douglas Sirk).
https://www.filmstarts.de/kritiken/2622.html
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krieg, mensch



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